Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
ihr durchs Leben zu gehen und ihr Partner zu sein, so lange ihr beide leben werdet?«
Brock dröhnte sein »Ich will« hinaus, als hätte er sein Leben lang darauf gewartet. Er steckte den Ehering, aus Gold und rundum mit Diamanten besetzt, auf Peggys Finger. Er glitzerte neben ihrem Verlobungsring. Lupenrein. Genau wie der Tag, wie ihr Kleid, wie der Rosenstrauß, den Bex für sie hielt.
»Willst du, Peggy, Brock zu deinem Mann nehmen?«
Peggy zögerte, reglos, eine Braut-Statue in einer Hochzeitsszene.
Sie hatte sich immer gewünscht zu heiraten. Sieben Jahre lang hatte sie darauf gewartet, dass Brock ihr endlich einen Ring an den Finger steckte. Fast sieben Monate lang hatte sie die Rolle von Lukes Frau gespielt. Jetzt konnte sie erkennen, dass es eine dritte Möglichkeit gab. Sie konnte auch gar nicht heiraten. Sie konnte unabhängig sein. Sie konnte die Kirche verlassen und stark genug sein, um zu überleben - um ihr Leben zu genießen - ohne Mann. Sie war eine starke Frau. Wenn sie heiratete, dann weil sie es wollte, und nicht, weil sie es brauchte. Sie holte zaghaft Luft; da war keine Angst. Sie konnte befreit atmen.
Sie hatte keine Angst mehr.
»Ich will.« Sie steckte Brock den Ring an. Sie sah Bex an, die nickte. Sie sah zu den Gästen hinüber, in die Gesichter, die sie anstrahlten.
»Wartet, halt«, stammelte sie. »Ich glaube, ich will doch nicht.«
Irgendwie hatte sie ein kollektives Aufkeuchen erwartet, aber im Raum blieb es still. Die Gäste, der Pfarrer, Brock - alle schienen Angst davor zu haben, sich zu bewegen. Ihre Unsicherheit war elektrisierend. Peggy trat einen Schritt zurück. Sie suchte nach Gesichtern in der Menge: das ihrer Mutter. Das von Josh. Das von Sharon Clovis, die ihre Hand mit den lackierten Fingernägeln vor den Mund geschlagen hatte.
Der Pfarrer beugte sich zu ihr, und sein minziger Atem streifte ihre Wange. Er flüsterte: »Würde es helfen, wenn wir etwas warten?«
»Ich glaube nicht«, flüsterte sie zurück und fühlte sich fast genauso schlecht, weil sie seine Zeremonie ruiniert hatte, wie wegen Brock, der sie mit offenem Mund anstarrte.
Sie wandte sich zu ihm um, wünschte, sie wüsste, was sie sagen sollte, wünschte, es wäre nicht so weit gekommen. »Es tut mir leid, Brock. Du bedeutest mir viel, aber das hier ist nicht richtig. Ich weiß nicht, ob es jemals richtig war. Vielleicht wirst du mir eines Tages vergeben. Ich könnte es verstehen, wenn du es nicht kannst.« Sie zog ihren Ehering vom Finger, dann ihren Verlobungsring, und gab sie ihm zurück. »Bitte glaub mir, dass ich dir nie wehtun wollte.« Aus den Augenwinkeln sah sie Bex ein ganz klein wenig lächeln.
Peggy drehte sich zu den Gästen um. »Es tut mir leid. Ich werde es euch allen noch erklären. Aber jetzt« - sie holte tief Luft - »jetzt muss ich gehen.«
Und bevor sie es sich anders überlegen konnte, nahm sie Bex den Brautstrauß wieder ab, hob ihre Röcke mit der freien Hand, und rannte mit wehendem Schleier durch das Kirchenschiff auf die Tür zu, durch die sie gekommen war, hinaus in den Sonnenschein, in ihre Zukunft.
»Ich kann nicht glauben, dass du so lange gewartet hast, mir das zu sagen«, meinte Ver Planck.
»Das war keine Absicht.« Luke trat gegen einen Erdklumpen, den der Bagger hochgewühlt hatte, und staunte, dass immer noch Wildblumen - Hahnenfuß - darin wuchsen. Die Natur gab sich nicht so schnell geschlagen. »Ich dachte, ich ändere meine Meinung vielleicht wieder. Aber es ist jetzt eine Woche her, und ich denke noch immer so. Dieses Land darf nicht zubetoniert werden. Das ist nicht richtig.«
Sie standen im Schatten des schlafenden Baggers. Es war Samstag, und eine Parade von Autos mit Nummernschildern aus anderen Staaten kroch an ihnen vorbei über die Route 202, auf dem Weg zur New Nineveh Home Tour, dem Höhepunkt des Jahres für die Stadt.
Ver Planck schüttelte den Kopf. »Diese Demonstranten sind dir wirklich an die Nieren gegangen, was?«
Und es ist Peggys Hochzeitstag, dachte Luke und spürte einen schmerzhaften Stich. Er konnte zwischen den Zeilen von Ver Plancks Frage lesen. Sein Freund sagte »Demonstranten«, doch er meinte eigentlich nur eine Demonstrantin, Peggy.
»Die Leute von Budget Club werden nicht glücklich darüber sein, dass du ihnen den Pachtvertrag einfach wieder kündigst«, meinte Ver Planck. »Es wird gerichtliche Schritte und Vertragsstrafen geben. Das wird dich einen Haufen Geld kosten.«
»Ich werde alles zahlen. Das Geld ist
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