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Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)

Titel: Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Lipton
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durfte doch einfach nicht wahr sein. Peggy umklammerte das Lenkrad ihres gemieteten Chevrolets und suchte in dem heftigen Regen draußen nach einem Hinweis darauf, dass sie nicht im wörtlichen Sinne vom Weg abgekommen war, auch wenn das im metaphorischen Sinne der Fall zu sein schien. Draußen gab es nichts als nasse Bäume. Connecticut war üppig grün - ein fünftausend Quadratkilometer großer Central Park -, eine Tatsache, die Peggy unter anderen Umständen besser zu schätzen gewusst hätte.
    Ihr Handy lag noch immer auf dem Beifahrersitz, weil Bex vor wenigen Minuten angerufen hatte. Wider besseres Wissen griff Peggy danach und rief ihre Eltern an. Jemand sollte wissen, wo sie war.
    »Virginia?«, schrie Madeleine Adams durch die schlechte Verbindung; Peggy hatte bereits entdeckt, dass die Funkverbindungen hier draußen nicht flächendeckend waren. »Warum fährst du nach Virginia? Max, fahr langsamer!« Der letzte Befehl galt ganz klar Peggys Vater; offenbar waren sie gerade ebenfalls unterwegs.
    »Nicht Virginia, Mom, New Nineveh«, wiederholte Peggy. »In Connecticut ...«
    »Max!«, rief ihre Mutter und meinte erneut ihren Vater. »Du bringst uns um! Bleib bitte auf unserer Seite, Liebling!«
    Peggy hatte vergessen, wie es war, mit ihrer Mutter in einem Auto zu sitzen. Madeleines Nervosität übertrug sich vom anderen Ende des Landes auf sie.
    »Was sagtest du, Peggy? Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?«
    »Schon gut, Mom. Mir geht's gut.«
    Als Peggy auflegte, sah sie endlich das Schild, nach dem sie gesucht hatte - NEW NINEVEH, 3200 EINWOHNER, GEGRÜNDET 1719 -, und bog zum siebten Mal an diesem Morgen falsch ab, diesmal direkt auf die Church Street, die sie, wie sie schnell feststellte, wieder aus der Stadt hinausführte. Am Straßenrand war ein orangener Bagger im Regen erstarrt und hielt seine raubtierartigen Kiefer halb geöffnet über dem Dach einer alten Scheune, das sich unter dem Gewicht seiner Jahre und dem wilden Wein bog, der es überwucherte.
    Peggys ganzer Körper summte vor Anspannung. Wenn sie doch nur nicht so viel Kaffee getrunken hätte. Dieses ganze Koffein hatte sie nicht ruhiger gemacht; genauso wenig wie die anderthalb Stunden auf der Autobahn und die letzte halbe Stunde Quälerei über gewundene Landstraßen; und auch nicht der von Rauschen unterbrochene Anruf von der erschüttert klingenden Bex. Peggy hatte nicht den Mut gehabt, ihrer Freundin den wahren Grund zu gestehen, warum sie heute nicht arbeiten konnte, und behauptet, sie hätte eine Lebensmittelvergiftung. »Also, dann wird dir bei dem, was ich dir zu erzählen habe, richtig übel werden«, hatte Bex geantwortet.
    Peggy wendete auf der Church Street und fuhr vorbei an dem weißen, mit Schindeln gedeckten Gebäude mit dem hohen Turm, nach dem die Straße benannt sein musste, und riesigen alten Häusern aus der Kolonialzeit und der Viktorianischen Zeit, die sie bewundert hätte, wenn sie nicht so beschäftigt gewesen wäre. Sie war seit zwei Jahren nicht mehr Auto gefahren, und sie kam zwanzig Minuten zu spät zu ihrem Treffen. Da war es: Nummer drei, ein zweistöckiges Backsteinhaus, ebenfalls alt. Sie parkte den Wagen. Bex, Brock - sie hatte beiden nicht erzählt, dass sie nach Connecticut fuhr. Brock glaubte, sie sei wie immer im Laden. Peggy konnte die Sorge nicht abschütteln, dass das alles nur ein Trick war, um sie aufs Land zu locken, zu entführen und als weiße Sklavin zu verkaufen.
    Sie konnte bereits die Schlagzeilen sehen - eine schreckliche Geschichte über ihr merkwürdiges Verschwinden auf der Titelseite der New York Post: EHEFRAU WIE VOM ERDBODEN VERSCHLUCKT. Der arme Brock würde von Peggys Vegas-Heirat von irgendeinem Reporter erfahren, und es würde ihre Mutter umbringen und ... Hör auf, Peggy. Es gab keinen Grund für diese Fieberfantasien. Ihre derzeitige Realität war merkwürdig genug.
    »Mein Gott, Sie sind ja klatschnass. Möchten Sie sich etwas aufwärmen?« Die Empfangsdame in der Anwaltskanzlei von Lowell C. Mayhew legte den Muffin weg, den sie gegessen hatte, und stand von ihrem Stuhl auf, als Peggy hereinkam.
    »Vielen Dank, aber das ist nicht nötig.« Peggy schob von innen gegen die Tür, die immer noch einen Spalt aufstand. »Ich bin Peggy ...«
    »Ich weiß, meine Liebe. Von den Adams aus New Nineveh, nehme ich an? Und ich dachte schon, die Linie wäre ausgestorben ... Ach, so was Dummes.«
    Peggy war rot geworden. Die Empfangsdame hatte recht: Diese Situation mit Luke war wirklich

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