Was sich liebt, das trennt sich: Roman (German Edition)
musste, hatten wir auch die besten Kürbisse. Vielleicht sollten wir auf unseren zwanzig Morgen Kürbisse anpflanzen, Luke.«
Kürbisse. Davon würden sie sicher die Grundsteuer bezahlen können. »Ich muss weg, Abigail. Ich muss noch zu Seymour's und ein paar Sachen erledigen. Ich komme nachher zurück, aber es wird spät.«
»Sachen erledigen, pah.«
Du hast ja keine Ahnung, wollte er sagen.
»Wahrscheinlich willst du dich nur wieder mit dieser Pappas treffen. Warum machst du ihr noch immer den Hof, wenn du dich eigentlich längst nach einer Ehefrau umsehen solltest? Einer Ehefrau mit guten Manieren und einem guten Namen.«
Luke wurde leicht übel bei dem Wort Ehefrau.
»An ›Nicole‹ gibt es nichts auszusetzen. Es ist ein völlig normaler Name.« Er war sich bewusst, dass es nicht diese Hälfte des Namens seiner derzeitigen Exfreundin war (die, nach den vergangenen Erfahrungen zu urteilen, heute Abend wieder seine Freundin sein würde), den seine Großtante meinte. Abigail wollte, dass Luke ein nettes Mädchen aus einer guten alten Familie aus Neuengland mit einem guten alten Neuengland-Stammbaum heiratete - eine Frau, die dazu geeignet war, einen Erben für die aussterbende Sedgwick-Linie und das nicht länger vorhandene Sedgwick-Vermögen zu produzieren. Luke hatte Abby niemals darauf hingewiesen, dass ihre Pläne für ihn das genaue Gegenteil ihrer eigenen romantischen Vergangenheit waren. Er kannte die Antwort darauf: Er sei der letzte Sedgwick und er sei ein Mann. Es sei seine Pflicht gegenüber der Familie.
Nicki war weder mustergültig, noch konnte sie einen Stammbaum aufweisen, und genau deshalb fand er sie so besonders anziehend. Deswegen und wegen ihrer Abneigung gegen die Ehe, die seiner entsprach oder sie vielleicht sogar noch übertraf. Du musst dir wegen Nicki keine Sorgen machen. Sie glaubt genauso wenig an die Ehe wie ich, sagte er Abigail normalerweise. Und für den Fall, dass es dir noch nicht aufgefallen ist, die guten alten Familien aus Neuengland sind so gut wie ausgestorben.
Beide Aussagen stimmten. Doch Luke befand sich gerade in einer Lage, an die er nie einen Gedanken verschwendet hatte: Er war nicht nur verheiratet, sondern auch noch mit einer Fremden.
»Ich treffe mich heute Abend nicht mit Nicole; ich spiele Poker«, log er, nicht in der Stimmung, ausgeschimpft zu werden. »Du kommst zurecht. Vergiss nicht, das Licht in der Halle anzulassen, für den Fall, dass du nachts aufstehst. Und leg dir das Handy neben das Bett. Wenn du mich nicht erreichen kannst, ruf die Fiorentinos an, dann helfen dir Annette oder Angelo.«
Abigail verzog den Mund. »Das Licht brennen zu lassen, ist Geldverschwendung. Und wenn ich mit jemandem reden muss, dann spreche ich mit Quibble. Ich mag diese strahlenden Handys nicht. Ich traue keinem Telefon, das kein Kabel hat.«
Obwohl er es gegenüber Abigail nicht zugegeben hätte, teilte Luke ihr angeborenes Misstrauen gegen jede Art von Technologie, die es nicht schon seit seiner Kindheit gab. Er tolerierte Computer und Handys nur, weil er ohne sie seinen Job nicht hätte machen können. »Ich habe dir Annettes Nummer auf den Nachttisch gelegt. Du kannst den Zettel nicht übersehen.«
Abby hatte wieder diesen wissenden Gesichtsausdruck wie damals, als er mit sechzehn die Ferien bei ihr verbrachte und Ernestine Riga ihr von dem Vandalen erzählt hatte, der nachts durch die Stadt gewütet war und Blumenkästen umgeworfen und Eier gegen Schaufenster geschleudert hatte. Abigail erzählte ihm davon, als seine Eltern ihn zum Rasenmähen zu ihr schickten. »Die Familie des Übeltäters hat auf jeden Fall mein Mitgefühl, wenn Officer Wharton ihn schnappt. Sie werden sich furchtbar schämen«, hatte sie milde gesagt und Luke wissend angesehen. Der Vandale war niemals zurückgekehrt.
Als sie ihn jetzt so ansah, war schwer zu glauben, was ihm nicht nur die besten Gerontologen Connecticuts bestätigten, sondern auch jeder, der zehn Minuten mit ihr verbrachte. Mit einundneunzig verlor seine sture Yankee-Großtante langsam den Verstand. Deshalb hatte Luke seinen Job bei Hartford Mutual Funds aufgegeben, deshalb hatte er den Rat seines Freundes Ver Planck angenommen und kümmerte sich jetzt zwei Jahre lang um die jämmerlichen Vermögenswerte der Sedgwicks - um »zu vermehren«, wie Ver Planck es ausdrückte, was vom Familienvermögen übrig war. Damit er sich die medizinische Versorgung leisten konnte, die seine Großtante bald brauchen würde. Deshalb hatte
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