Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
kämpfte gegen das Gefühl von Verrat an, das sie oft überkam, wenn sie über Melindas Tod sprach. Wäre es ein Unfall gewesen, wäre es ihr leichter gefallen, darüber hinwegzukommen, dessen war sie sich sicher. Aber Melinda hatte bewusst gehandelt. Sie hatte ihr eigenes Leben beendet und Familie und Freunde einfach zurückgelassen.
„Warum haben wir ihr nicht gereicht?“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Wir haben sie alle geliebt. Er hingegen war nur irgendein Typ. Er war es nicht wert.“
„Hat irgendeiner von uns die Macht, dich so zu verletzen, wie es Rafe könnte?“
Das war eine Frage, die Heidi nicht beantworten wollte. Glen konnte sie nerven und frustrieren. Er konnte sie dazu bringen, dass sie mit Dingen um sich werfen wollte, so wie an dem Tag, an dem sie erfahren hatte, dass er May betrogen hatte. Aber nein, er konnte sie nicht verletzen. Seine Liebe war bedingungslos, und das schon ihr ganzes Leben lang. Egal, was passierte, sie wären immer füreinander da.
„Ich will ihn nicht lieben“, gab sie zu.
„Du bist nicht wie Melinda.“
Heidi atmete scharf ein. Man konnte sich darauf verlassen, dass Rita die geheimsten Befürchtungen ans Licht zerrte. „Das weißt du nicht. Was, wenn mein Herz genauso bricht? Was, wenn ich mit dem Schmerz nicht umgehen kann? Melinda hatte genauso viel, wofür es sich zu leben lohnte.“
„Sie war niemals so stark wie du. Du warst der Fels in eurer Beziehung.“
„Ich hätte mit ihr zusammen aufs College gehen sollen. Dann hätte ich die Mädchen davon abhalten können, sie zu mobben. Oder vielleicht hätte es ihr einfach auch nur nicht so viel ausgemacht.“
„Du weißt, dass das nicht stimmt. Melinda hatte diese Tendenz zur Traurigkeit schon, bevor ihr das Herz gebrochen wurde. Du bist nicht sie, und Rafe hat nichts mit dem Jungen gemein, den sie geliebt hat.“
„Woher willst du das wissen? Du kennst ihn doch gar nicht.“
„Ich kenne dich, und ich habe ihn beobachtet. Er ist ein guter Mann. Ein wenig durcheinander, was gewisse Dinge angeht, und im Moment nicht gewillt, Gefühle zuzulassen. Aber sobald er das tut, ist er loyal. Und liebenswürdig.“
Und unglaublich gut im Bett, wo wir schon dabei sind, dachte Heidi.
„Er will nicht mich, sondern die perfekte Frau. Er hat eine Liste, und ich erfülle nicht ein einziges Kriterium davon.“
„Er versucht, sich davor zu schützen, verletzt zu werden. Das tut jeder.“ Rita nippte an ihrem Brandy. „Rafe will, was alle wollen. Irgendwo dazugehören. Lass nicht zu, dass die Angst gewinnt. Akzeptiere dich mit allen Facetten, inklusive deiner Stärke.“
„Ich würde ja gerne, aber ich trau mich nicht.“
„Wahrer Mut ist, sich seiner Angst zu stellen.“
„Kann ich stattdessen nicht einfach weglaufen?“
Rita lächelte. „Das hast du noch nie gemacht. Du tust, was du tun musst, und du wirst es überleben.“
Rafes Mutter breitete mehrere große Blätter auf dem Küchentisch aus. Nachdem sie sie in die richtige Reihenfolge gebracht hatte, erkannte Rafe die groben Umrisse der Ranch. Das Haus und die umstehenden Gebäude waren eingezeichnet worden, genau wie die Zäune. Bestimmte Abschnitte hatte sie bestimmten Tieren zugeordnet. Er sah großzügig über die Wörter „Kamel“ und „Zebras“ hinweg.
„Ich habe mir das so gedacht“, erklärte May, die vor Aufregung kaum still sitzen konnte. „Das werden Winterquartiere für die Schausteller.“
Sie legte eine erwartungsvolle Pause ein, als hoffe sie wirklich, dass er genauso begeistert wäre wie sie.
„Wie meinst du das?“ Er dachte an die ganzen Häuser, die er bauen wollte. Häuser, die er mit Gewinn an die zukünftigen Angestellten des Casinos und Hotels verkaufen könnte.
„In den Wohnwagen kann es im Winter ziemlich kalt werden“, sagte Glen und tätschelte abwesend Mays Hintern.
Rafe richtete seinen Blick sofort stur auf die Papiere und bemühte sich, alles andere auszublenden.
„Es soll nichts allzu Großes werden. Ein paar Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, Küche, Bad und Waschküche. Vielleicht hundert Quadratmeter? Wenn wir sie weit genug auseinander bauen, würde es dazwischen genug Platz für die Wohnwagen geben. Es wäre wie ein eigenes kleines Dorf.“
May zeigte auf verschiedene Punkte auf der Karte. „Im Sommer könnten wir sie an Touristen vermieten. Das würde ein wenig Geld einbringen. Stell dir nur vor, wie schön es wäre, wenn Familien, die nach Fool‘s Gold kommen wollen, so ein hübsches Häuschen
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