Was sich neckt, das küsst sich (German Edition)
Aufgabenbeschreibung.“
„Kann ich dir trotzdem helfen?“
„Klar.“
Er hatte ihr schon einmal assistiert, also ging er wie selbstverständlich zum Waschbecken und wusch sich die Hände. Nachdem er sie sorgfältig abgetrocknet hatte, zog er Gummihandschuhe über und gesellte sich zu ihr an den Tisch, auf dem mehrere Formen lagen.
„Hier ist der Plan“, fing sie an.
„Es gibt einen Plan? Das funktioniert nicht einfach nach dem Zufallsprinzip?“
Sie nahm erst die Gewichte von den Formen und dann die Leinentücher. Rafe linste in die erste Form.
„Nicht sehr beeindruckend.“
„Es ist bloß Käse. Hattest du erwartet, dass er ein Lied schmettert?“
„Wenn er das täte, würdest du viel Geld verdienen. Ich mein ja nur. Also, wie ist der nächste Schritt?“
„Er muss gesalzen werden, bevor wir ihn reifen lassen können.“
Rafe seufzte: „Warum weiß ich nur, dass das nicht heißt, dass ich bloß einmal den Salzstreuer darüberhalten muss?“
„Weil zu deinem Kopf nicht nur ein hübsches Gesicht gehört.“ Sie zeigte auf die Pfannen, die sie bereits bereitgestellt hatte, und die großen Wasserkanister. „Wir brauchen eine dreiundzwanzigprozentige Salzlösung. Darin weichen sie für vierundzwanzig Stunden ein.“
„Dreiundzwanzig Prozent? So genau muss das sein?“
„Ja, wenn man den richtigen Geschmack haben will. Danach wird der Käse ungefähr sechzig Tage in einer vierzehnprozentigen Salzlake reifen. Das passiert bei fünfzehn Grad, weshalb ich dafür den vorderen Teil der Höhle nutze, der wärmer ist.“
Er schüttelte den Kopf. „Wie merkst du dir das nur alles?“
Sie zeigte auf das Regal über ihren Köpfen, in dem mehrere Notizbücher standen. „Ich habe viel recherchiert, Unterricht genommen und viele Käse versemmelt. Das ist vermutlich der beste Weg, um etwas zu lernen. Ich war klug genug, mit kleinen Mengen anzufangen, sodass ich nicht allzu viel Verlust hatte.“
Vorsichtig nahmen sie den Käse aus den Formen und legten ihn in die Schüsseln, bevor sie die dreiundzwanzigprozentige Salzlösung dazugaben. Heidi bedeckte die Schüsseln mit Leinentüchern und zog ihre Handschuhe aus.
„Das war‘s?“, fragte er.
„Bis morgen. Dann werden sie in einzelne luftdichte Dosen umgefüllt, die mit der vierzehnprozentigen Lake gefüllt sind. Die kommen dann in die Höhle und wirken da ihre Wunder.“
„Und in sechzig Tagen ist das dann Käse.“
„So ist der Plan.“
„Reservier mir schon mal fünf Stück“, bat er. „Ich bezahle auch den Ladenpreis. Ich bin eben ein netter Kerl.“
Sie wollte ihn aufziehen, ihm sagen, dass ihn jedes Stück Feta zwanzigtausend Dollar kosten würde, doch sie brachte die Worte nicht heraus. Vielleicht weil ihr in diesem Augenblick bewusst wurde, dass einer von ihnen in sechzig Tagen nicht mehr hier wäre. Zweifellos hätte die Richterin bis dahin ein Urteil gefällt, und wie auch immer es ausfiel, einer von ihnen wäre dann sicher fort.
14. KAPITEL
„Also, Rafe hatte dieses neue Fahrrad, das Bürgermeisterin Marsha ihm geschenkt hatte“, erzählte Shane, „und er fuhr jeden Tag damit.“
Zu fünft saßen sie an dem alten Holztisch, den Rafe und Shane aus der Scheune herübergetragen hatten. Die Bäume am Haus boten Schatten, und durch die leichte Brise war es angenehm kühl. Auf dem Tisch standen die Überreste ihres Abendessens: die Spareribs, die May den ganzen Nachmittag über geköchelt hatte, hausgemachte Makkaroni und Käse, ein Salat und eiskaltes Bier.
Da sie sich solche Sorgen wegen der an diesem Tag erhaltenen Farbe und ihres Plans machte, die Welt an der Nase herumzuführen, hatte Heidi gefürchtet, nichts essen zu können. Doch ein Happen von Mays köstlichen Rippchen hatte gereicht, um ihren Appetit zu wecken und sich über die Köstlichkeiten herzumachen. So satt und entspannt wie seit Tagen nicht mehr lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und hörte zu, wie die Brüder Geschichten aus ihrer Vergangenheit erzählten.
„Ich habe das Fahrrad geliebt.“ Rafe schaute seinen Bruder aus zusammengekniffenen Augen an. „Du hast es mir geklaut.“
„Ich habe es gegen Reitstunden eingetauscht.“
„Du hattest aber gar kein Recht, es einzutauschen.“
„Ich wollte aber reiten lernen.“
„Ab da ging es bergab“, gab May zu. „Ich habe sie im Stall gefunden, als sie miteinander gerauft haben. Rafe hatte ein blaues Auge und Shane eine blutige Nase.“ Sie schaute ihren mittleren Sohn an. „Du hättest sein
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