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Was sie nicht weiss

Was sie nicht weiss

Titel: Was sie nicht weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone van Der Vlugt
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dass es hier um Maaike geht, nicht um ihre Alter Egos. Sie muss Maaike erreichen, darauf kommt es jetzt an.
    »Stefanie, ich würde gern mit Maaike sprechen«, sagt sie sanft.
    Ein hilfloser Blick. »Ich kann sie nicht holen.«
    »Warum nicht? Ihr tauscht doch ab und zu.«
    »Ja, aber nicht oft«, kommt es leise. »Ich weiß auch gar nicht, was ich dafür tun muss, es passiert einfach.«
    »Mach die Augen zu und bitte Maaike zu kommen«, drängt Lois. »Es ist sehr wichtig.«
    »Dann wird Tamara wütend«, wendet Stefanie ein.
    »Aber sie kann nichts dagegen tun. Bitte, hol Maaike!«
    »Ich kann’s versuchen …« Stefanie schließt die Augen und verharrt regungslos.
    Gespannt wartet Lois. Wenn es gelingt, wird sie zum ersten Mal Zeuge des Übergangs zwischen zwei Persönlichkeiten.
    Und es klappt tatsächlich: Von einer Sekunde zur anderen weicht der kindliche Ausdruck dem einer Erwachsenen, ein Anflug von Unsicherheit bleibt jedoch.
    Der Blick der Frau, die im Schneidersitz neben dem Bett sitzt, geht mehrmals hin und her, als müsste sie sich orientieren, und bleibt an Lois hängen.
    »Was machen Sie hier?«, fragt Maaike. »Sie sind ja gefesselt! Was, um Himmels willen, ist passiert?«
    »Tamara. Sie hat mich niedergeschlagen und mit einem Messer verletzt.«
    Entgeistert sieht Maaike sie an, unfähig, auch nur ein Wort hervorzubringen.
    »Ich habe mit Stefanie gesprochen. Ich weiß jetzt alles, Frau Scholten, und kenne Ihre anderen Persönlichkeiten.«
    Nach wie vor schweigt Maaike.
    »Außerdem habe ich mit einem Psychiater gesprochen. Er hat mir erklärt, dass Sie nicht beeinflussen können, was Ihre Alter Egos machen. Ich weiß, dass Sie keine Mörderin sind.«
    »Ich konnte Tamara nicht davon abhalten.«
    »Das ist mir klar und meinen Kollegen auch. Wir werden Sie unterstützen, das verspreche ich Ihnen. Ein guter Therapeut könnte Ihnen helfen.«
    »Ich war schon mal in Behandlung.«
    »Sie sollten es noch einmal versuchen. Nur so verschwindet Tamara.«
    »Und Stefanie.«
    »Ja, sie auch. Das heißt, die beiden werden wieder das, was sie einmal waren: Teile Ihrer Persönlichkeit. Sie verschwinden nicht, sondern verschmelzen mit Ihrer Persönlichkeit, und ab dem Moment haben wieder Sie allein Kontrolle über Ihr Leben.«
    Maaike streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sieht Lois an. »Wissen Sie überhaupt, wie viel Geld so eine Therapie verschlingt? Mit ein paar Sitzungen ist es nicht getan, das kann Jahre dauern.«
    »Egal, wie lange, es wird sich lohnen.«
    »Man wird mich in die Psychiatrie wegschließen, und da komme ich nie wieder raus.«
    »Das stimmt nicht. Wirklich nicht.«
    Mutlos zuckt Maaike die Schultern. »Was verstehen Sie schon davon?«
    »Dass es ein langer Prozess wird, ist mir klar, aber ganz bestimmt behält man Sie nicht Ihr ganzes weiteres Leben in der Psychiatrie. Dort gibt es qualifizierte Ärzte, die Ihnen helfen können. Und Sie selber kommen zur Ruhe und können malen, ohne sich Gedanken machen zu müssen, was Tamara wohl anrichtet. Sie wird Schritt für Schritt aus Ihrem Leben verschwinden.« Lois’ eindringliche Worte scheinen Maaike nicht wirklich zu erreichen, obwohl sie zugehört hat. Immer wieder schaut sie sich nervös um.
    »Das schafft keiner«, sagt sie nach kurzem Schweigen. »Tamara ist stark, die lässt sich von niemandem vertreiben.«
    »Sie wird auch nicht vertrieben, sondern mit Ihrer Persönlichkeit vereinigt. Mag sein, dass Sie danach noch manch mal wie Tamara denken, aber anders als diese haben Sie eine innere Grenze, über die Sie nicht hinausgehen.«
    Ein wenig argwöhnisch mustert Maaike sie. »Woher wissen Sie das alles?«
    »Das habe ich gelesen.«
    »Gelesen?«
    »Ein Bekannter hat mir Fachbücher geliehen. Über das Phänomen DIS und die Behandlungsmöglichkeiten.« Bewusst vermeidet Lois den Begriff »Störung«. »Ich glaube, Sie selber wissen auch ganz gut darüber Bescheid, jedenfalls habe ich in Ihrem Atelier einen Stapel Psychologiebücher gesehen. Dass Sie Angst und Zweifel haben, kann ich gut verstehen, aber glauben Sie mir: Ich lasse Sie nicht im Stich. Wenn Sie mich jetzt losbinden, setze ich mich dafür ein, dass Sie die bestmögliche Therapie erhalten. Das verspreche ich hoch und heilig.«
    Mit hölzernen Bewegungen steht Maaike auf, doch dann zögert sie. »Nein, ich tu’s nicht.«
    »Sie wollen doch gewiss nicht, dass Tamara noch mehr Unheil anrichtet.«
    »Auf keinen Fall! Aber man wird mir die Schuld geben und mich vor Gericht

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