Was Sie schon immer über 6 wissen wollten
Film-Genre, als deren Archetyp sich die Klamotten mit Bud Spencer und Terence Hill eingeprägt haben. Superhelden und Kommissare haben meist einen Sidekick als Begleiter und Stichwortgeber an ihrer Seite: Batman und Robin, Sherlock Holmes und Dr. Watson, Derrick und Hol-schon-mal-den-Wagen-Harry, nicht zu vergessen die britische Krimiserie Die Zwei mit Tony Curtis und Roger Moore sowie deren deutschen Namensvetter Ein Fall für Zwei .
Zu zweit kann man auch Gegensätze besser ausspielen. Deshalb treten Komiker gerne als Duo auf, wie Stan Laurel und Oliver Hardy oder Jack Lemmon und Walter Matthau in Ein seltsames Paar . Als jüngere Generation sind wir mit dem nicht weniger seltsamen Paar Ernie und Bert aus der Sesamstraße aufgewachsen. Aus der Politik kennen wir die Machtverteilung auf zwei Personen, von den beiden Konsuln in der Römischen Republik bis zur quotierten Doppelspitze bei den Grünen.
Als Beziehungstypus beschränkt sich die Dyade nicht auf zwei Einzelpersonen, sondern tritt ebenso als Relation zwischen zwei Gruppen oder Staaten auf, wo sie zur „Achse“ wird, wie im Bündnis zwischen dem Dritten Reich und dem faschistischen Italien. Bereits in der unübersichtlichen geopolitischen Situation des ausgehenden 19. Jahrhunderts schloss Bismarck den „Zweibund“ zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn (der später durch den Beitritt Italiens zum Dreibund erweitert wurde), was Frankreich und das zaristische Russland zum Abschluss eines „Zweiverband“ genannten Bündnisvertrages veranlasste.
Das Duo leidet jedoch unter einem Mangel. Ihm fehlt eine eigene – wie Simmel sagen würde: objektive – Gestalt. Die beiden Glieder bleiben auf ihre Individualität zurückgeworfen. Das Fehlen eines Dritten sorgt für die Unmittelbarkeit und Intimität der Beziehung, weswegen Geheimnisse in der Regel nur unter zwei Menschen Geheimnisse bleiben. Nach außen wirkt das Paar zwar als Einheit, nicht jedoch für die beiden Beteiligten. „Das Sozialgebilde ruht unmittelbar auf dem einen und auf dem anderen“ – deshalb ist der Zweierbund immer von Auflösung bedroht: Schert einer aus, zerfällt er.
Mit der Dreiheit, dem Dritten im Bunde, ist die kleinste soziale Gruppierung erreicht, die sich selbst trägt und eine dynamische, mehrgliedrige Binnenstruktur besitzt. Deshalb fängt die Gruppensoziologie traditionell erst bei der Triade an. Der Übergang von trauter Zweisamkeit oder Zwist zur ménage à trois markiert einen signifikanten Sprung. Mit dem Hinzutritt eines Dritten verändert sich alles, und nicht nur in Liebesdingen wird es mit der Dreiecksbeziehung kompliziert. „Während zwei wirklich eine Partei sein können bzw. ganz jenseits der Parteifrage stehen, pflegen in feinsten stimmungsmäßigen Zusammenhängen drei sogleich drei Parteien – zu je Zweien – zu bilden und damit das einheitliche Verhältnis des einen zu dem je anderen aufzuheben“, schreibt Simmel und identifiziert drei typische Grundsituationen der Dreier-Konstellation. Einer ist entweder der Streitschlichter oder er profitiert als lachender Dritter von den Rivalitäten der beiden anderen, falls er – gemäß dem Prinzip „Teile und herrsche!“ – nicht gleich den Konflikt zwischen den beiden anderen zum eigenen Vorteil bewusst schürt und damit die Triade zerschlägt. Das gilt im Politischen wie im Privaten: In der alten Bundesrepublik mit ihrem Dreiparteiensystem nahm die FDP als Zünglein an der Waage die Position des lachenden Dritten zwischen den Volksparteien SPD und CDU ein. Erweitert sich das Paar zur Familie, wirkt das Kind als Vermittler einheitsstiftend und verstrickt die Familie gleichzeitig in ein spannungsgeladenes ödipales Dreieck. Auch die Dreiergruppe ist ein fragiles Konstrukt, das jederzeit kollabieren kann.
In Literatur, Film und Populärkultur finden sich häufig Trios mit klaren Rollenverteilungen. Man denke etwa an den klassischen Spaghetti-Western The Good, the Bad, and the Ugly von Sergio Leone, der in Deutschland merkwürdigerweise unter dem Titel Zwei glorreiche Halunken in die Kinos kam. Bei den jungen Detektiven Die drei ??? ist der pummelige Justus Jonas Anführer und analytisches Mastermind der Truppe, während der athletische Peter Shaw fürs Grobe zuständig ist und der nerdige Bob Andrews sich um Recherche und Archiv zu kümmern hat.
Die Dreizahl wird somit zum Synonym für die Gruppe schlechthin. Von den Heiligen drei Königen über die Grimmschen Märchen, in denen oftmals drei
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