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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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gesamten menschlichen Spezies anzunehmen, während die Studien in Wirklichkeit ausschließlich die Präferenzen von westlichen jungen gebildeten Angehörigen der Mittelschicht widerspiegeln.
    Produktiver erscheint es, nach den Gründen zu fragen, die hinter den Lieblingszahlen stecken – auch wenn es manchmal gar keine besonderen gibt und eine Lieblingszahl sich einfach irgendwann im Kopf festgesetzt haben kann, ohne dass man genau weiß, warum. So ist die Lieblingszahl des Berliner Mathematikers Jochen Brüning die 256. Die ist als 2 8 lose mit Computern und Binärcodes assoziiert. Doch Brüning bekennt in einem 2008 anlässlich des Jahrs der Mathematik in der Welt erschienen Artikel freimütig: „Eigentlich ist die Zahl 256 sogar ziemlich langweilig. Doch sie hat sich mir irgendwie seit frühester Kindheit eingeprägt, sodass ich über den Ursprung gar keine Rechenschaft ablegen kann. Manches bestimmt eben einfach der Zufall und nicht eine Überlegung.“
    Günter Krauthausen würde sich mit einer solchen Erklärung nicht zufriedengeben. Er wollte es genauer wissen und hat nach den Gründen für die Wahl von Lieblingszahlen gefragt. An dem 2008 durchgeführten Projekt – Anlass war ebenfalls das Jahr der Mathematik – beteiligten sich 3.700 Hamburger Grundschüler. Sie notierten nicht nur ihre Lieblingszahl, sondern auch eine Begründung, warum sie ausgerechnet diese Zahl favorisieren. Erstes Ergebnis: Keine Zahl ging als klarer Sieger aus der Umfrage hervor. „Eine Zahl als DIE Lieblingszahl lässt sich nicht ausmachen, was auch zu erwarten war. Allerdings gibt es Häufungen im Zahlenraum bis 10 oder 20.“ Umso spannender, welche Gründe die Kinder angaben. Krauthausen berichtet: „Für Grundschulkinder steht das eigene Alter ganz vorne in der Begründungshierarchie, womit klar wird, dass eine solche Lieblingszahl dann auch wechseln kann.“ So schrieb der neunjährige Martin als Begründung: „Meine Lieblingszahl ist 9, weil ich neun Jahre alt bin. Und nächstes Jahr ist meine Lieblingszahl dann 10.“
    Insgesamt fand Krauthausen ein sehr breit gefächertes Spektrum von Gründen vor: „Verbindungen zu Familienmitgliedern oder Freunden und vor allem zu deren Alter, die eigene Hausnummer, ästhetische Momente (akustisch wie optisch: die Zahl ist leicht zu schreiben, hört sich schön an, sieht aus wie ein Schwan ...…) bis hin zu fast ‚philosophischen‘ Begründungen: ‚Zu zweit ist doch alles schöner!‘, schrieb Rena aus der 3. Klasse.“ Doch darin erschöpften sich die Angaben der Kinder nicht: „Auch mathematische Argumente wurden in prominenter Häufigkeit genannt, zum Beispiel: Damit lässt sich gut rechnen, Zahleigenschaften wie gerade und ungerade Zahlen, Primzahl, der Reiz des besonders Kleinen – die Null – und des besonders Großen: Anna, 2. Klasse, war von der Zahl Googol (10 hoch 100) begeistert, die sie im Rahmen einer Ausstellung zum Jahr der Mathematik im Heinz-Nixdorf-Museums-Forum Paderborn kennengelernt hatte. Ihre Einsendung enthielt nicht nur ihre Erklärung, sondern auch eine 1 mit 100 sorgfältig notierten Nullen.“ Wobei Krauthausen zu bedenken gibt, dass hier auch die Mathematiklehrer, die das Projekt im Unterricht thematisierten, Pate gestanden und unterschwellig ihren Einfluss geltend gemacht haben könnten.
    Kulturelle Muster könnten bei der Wahl der Lieblingszahl eine Rolle spielen, doch konnte Krauthausen eine genaue Gewichtung solcher Faktoren aus seinen Daten nicht ableiten. Vor allem stellte er fest: „Man kann sich individuell auch ganz anders entscheiden, wie Mario aus der 4. Klasse, der die 13 mit folgender Begründung als seine Lieblingszahl nannte: ‚ Weil es für alle anderen die Pechzahl ist, darum ist es meine Lieblingszahl!‘“ Für Jungen ist zudem häufig die Trikotnummerihres Fußballidols ausschlaggebend. Die Hamburger Grundschüler nannten nicht selten die 23 als Lieblingszahl, die Rückennummer des damaligen HSV-Stars Rafael van der Vaart.
    Mehr noch als bei den Fans schlagen persönliche Zahlenvorlieben bei den Sportlern selbst zu Buche, manchmal mit bizarren Konsequenzen. Fußballspieler und andere Mannschaftssportler entwickeln einen geradezu zahlenmagischen Kult um bestimmte Rückennummern. Ursprünglich – als die Spieler noch nicht feste Nummern für eine Saison erhielten, sondern für jedes Spiel namenlose Trikots von 1 bis 11 vergeben wurden – markierten die Nummern die Positionen einzelner Spieler auf dem Feld. Im Fußball gilt

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