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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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stehen im Ruf, langweilig zu sein, und wer auf dem Schulhof sozial punkten will, überlässt sie lieber den Nerds, die nach dem Abitur Informatik oder Physik studieren, oder den Fleißigen, die später irgendetwas mit BWL und Anzügen machen.
    So weit das Klischee. Dennoch reagieren wir – ob bewusst oder unbewusst – auch affektiv auf Zahlen. Sie sind nicht bloß reine Informationsträger, sondern triggern – wie andere Erlebnisse und Wahrnehmungen auch – vielfältige emotionale Reaktionen. „Zahlen sind viel mehr emotional angebunden, als man glaubt“, sagt derHamburger Professor für Mathematikdidaktik Günter Krauthausen, der vor wenigen Jahren Kinder und Jugendliche zu ihren Lieblingszahlen befragte. Oft sind es biografische Prägung und der Zufall, die für unsere Affinität zu bestimmten Zahlen verantwortlich sind – die erste Hausnummer, das eigene Geburtsdatum oder das von engen Angehörigen. Obwohl es sich dabei um je individuelle Daten handelt, schlagen sich zumindest die Geburtsdaten in kollektiven Verhaltensmustern nieder, etwa bei der Wahl der Lottozahlen. Neben Zahlreihen, die geometrische Muster auf dem Tippschein ergeben, und solchen, die schon einmal gezogen wurden, stehen sie bei Lottospielern besonders hoch im Kurs. Die 19 ist die mit Abstand am häufigsten getippte Zahl, wie der Mathematikprofessor Karl Bosch in einer Analyse von fast acht Millionen abgegebenen Tippscheinen herausfand. Auf sie folgen die 9, die 7, die 17, die 10 und die 11. Wer seine Chancen auf eine hohe Gewinnquote verbessern will, sollte also solche beliebten Kombinationen kultureller Konsenszahlen meiden, zu denen auch die typischen Glückszahlen wie die 7 gehören und die gewissermaßen die fokalen Punkte (siehe Kapitel VIII) des Lottospiels bilden. „Die selten getippten Zahlen befinden sich am rechten und linken Rand der Lotto-Kästchen sowie in der letzten Reihe. Abzuraten ist von Zahlen, die in Geburtstagen vorkommen. Wird die 19 gezogen und ist dann noch eine Monatszahl von 1 bis 12 dabei, sind die Quoten grundsätzlich im Keller“, bilanziert der Statistiker Bosch im Januar 2009 in einem Artikel auf FOCUS Online . So geschehen beispielsweise im Jahr 1984, als insgesamt 69 Spieler auf die Gewinnzahlen 1, 3, 5, 9, 12, 25 gesetzt hatten. Für ihre sechs Richtigen erhielten sie jeweils nur magere 16.907 DM.
    Kulturell tradierte Unglückszahlen wie die 13 sind für viele Menschen mit negativen Emotionen verbunden. Beim bundesweiten Lotto war die 13 im Oktober 1955 übrigens die erste überhaupt gezogene Zahl. Seitdem hat sie sich rar gemacht: Sie wurde bislang am seltensten gezogen. In Italien nimmt dagegen die 17 die Rolle der 13 als kollektive Unglückszahl ein, bis hin zur fehlenden Sitzreihe 17 bei der italienischen Fluggesellschaft Alitalia. Warum ausgerechnet die 17? Eine Antwort, die unter anderen auch Reinhard Schlüter in seinem Buch Sieben. Eine magische Zahl gibt: Ein mittelalterlicher Mystiker schrieb einst die römische Zahl XVII als VIXI, was lateinisch ist für „Ich habe gelebt“ und damit für den Tod steht. Ob der kollektiveGefühlshaushalt der Italiener in Bezug auf die 17 wirklich hier seinen Ursprung hat, verliert sich im Dunkel der Überlieferung. Doch das tut der Alltagswirksamkeit eines solchen Aberglaubens keinen Abbruch (siehe Kapitel VII).
    Schnapszahlen, die ausschließlich aus identischen Ziffern gebildet werden, lösen Heiterkeit aus, wie jeder Karnevalist weiß, der am 11.11. um 11:11 Uhr die fünfte Jahrezeit einläutet. Schimmel und Endres nennen sie „amüsante Zahlenwerte“, weil sie bei aller Regelmäßigkeit quer im Zahlenstrang liegen. Traditionellerweise musste bei Erreichen eines solchen Punktestandes beim Kartenspiel eine Runde Schnaps ausgegeben werden. Wobei die 11 nicht nur durch die Verdoppelung der Ziffer heraussticht, sondern auch von den beiden Rundzahlen 10 und 12 gleichermaßen abweicht (siehe Kapitel VIII) und so symbolisch für die närrische Außerkraftsetzung der etablierten Ordnung steht. Wiederholung verstärkt die Wirkung, weshalb am Glück versprechenden 7.7.2007 besonders viele Paare in westlichen Ländern sich das Jawort gaben, während die auf die Macht der 8 vertrauenden Chinesen erst ein Jahr, einen Monat und einen Tag später die Standesämter überrannten.
Idiosynkrasie
    Jenseits der kulturell geprägten Vorlieben und Abneigungen für bestimmte Zahlen gibt es auch ganz persönliche Idiosynkrasien im Umgang mit Zahlen. Psychologisch ist die

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