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Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Was Sie schon immer über 6 wissen wollten

Titel: Was Sie schon immer über 6 wissen wollten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holm Friebe
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Karriere vom Verein nicht mehr vergeben. Vor allem in den USA ist es übliche Praxis, dass Trikotnummern von verdienten Stars innerhalb eines Vereins gesperrt werden. 1997 wurde allerdings die Nummer 42 gleich für die gesamte Baseball-Profiliga MLB für immer in den Ruhestand geschickt. Damit ehrte die Liga Jackie Robinson, der 1947 für die Brooklyn Dodgers als erster Afroamerikaner in der Major League antrat. Nur am 15. April, dem Tag seines ersten Einsatzes für die Dodgers, dürfen Spieler mit seiner Nummer auflaufen. Die NHL, die amerikanische Eishockeyliga, folgte diesem Beispiel, als sie die Trikotnummer 99 einfror. Es war die Nummer von „The Great One“ Wayne Gretzky, der als bester Eishockeyspieler aller Zeiten gilt. Ob der aus zahlengläubigen oderästhetischen Gründen ausgerechnet das Jahr 1999 als Zeitpunkt für das Ende seiner aktiven Laufbahn wählte, ist allerdings nicht bekannt. Außerhalb der USA sind Fälle, in denen Rückennummern für ganze Ligen oder Verbände nicht mehr vergeben werden, seltener: Als Diego Maradona, die vielleicht berühmteste 10 der Fußballgeschichte, das Spielfeld verließ, wollte der argentinische Fußballverband zu seinen Ehren die Trikotnummer 10 für Länderspiele generell sperren lassen. Die FIFA lehnte dieses Ansinnen jedoch ab.
Farbige Zahlen
    Ganz anders geartet ist das intensive Verhältnis zu Zahlen und zu ihren vielfältigen Erscheinungsformen, das Personen erleben, die mit einer besonderen Wahrnehmungsfähigkeit ausgestattet sind. Die Rede ist von Zahlen-Synästhetikern. Vor jeglicher symbolischen Bedeutung haben Zahlen für diese Menschen sinnliche – und auch emotionale – Qualitäten. So verknüpfen sie etwa Zahlen und Ziffern mit bestimmten Farben. Um die bunte und manchmal etwas seltsame Welt der Synästhetiker zu verstehen, müssen wir uns zunächst noch einmal den Grundlagen der Wahrnehmung von Zahlen zuwenden.
    In unserer Wahrnehmung assoziieren wir Zahlen fast immer mit räumlichen Vorstellungen. Das zeigt sich schon im sprachlichen Umgang mit Quantitäten: Ein Leichtathlet läuft die 100 Meter unter 10 Sekunden. Über 100 Gäste kamen zur Party. Mein Einkommen ist um 500 Euro gestiegen . Die enge, fast schon reflexhafte Verknüpfung von Raum und Zahl lässt sich auch experimentell nachweisen. Stanislas Dehaene und seine Kollegen stellten fest, dass Versuchspersonen auf kleine Zahlen schneller mit der linken Hand reagieren und auf größere schneller mit der rechten Hand. Die Probanden sollten möglichst rasch entscheiden, ob eine auf einem Bildschirm aufleuchtende Zahl größer oder kleiner als 65 ist, und dazu mit der linken oder der rechten Hand eine Taste drücken. Stand die Taste der linken Hand für „kleiner als 65“ und die der rechten für „größer als 65“, reagierten sie schneller und machten weniger Fehler als eine Vergleichsgruppe, bei der es umgekehrt war, also die linke Taste „größer als“ und die rechte „kleiner als“ bedeutete.
    Die Rechts-Links-Unterschiede funktionieren im Übrigen sogar, wenn die Aufgabe gar nichts mit Größen oder räumlicher Anordnung zu tun hat, zum Beispiel wenn die Versuchsperson entscheiden soll, ob die gezeigte Zahl gerade oder ungerade ist oder mit einem Vokal oder einem Konsonanten beginnt. „Je größer die Zahl, desto schneller reagiert die rechte Hand im Vergleich zur linken.“ Dehaene taufte diesen Effekt auf den komplizierten Namen „spatial-numerische Assoziation von Reaktionskodierungen“, als Akronym wird daraus der SNARK-Effekt, eine Anspielung auf das merkwürdige, ungreifbare Monster aus dem Nonsens-Gedicht „The Hunting of the Snark “ von Lewis Carroll.
    Woher kommt diese räumliche Orientierung der Zahlen? Ist sie universell? Dehaene fand heraus, dass der SNARK nichts mit den Gehirnhälften oder mit Rechts- und Linkshändigkeit zu tun hat. Auch Linkshänder verorten große Zahlen auf der rechten Seite. Aber er beobachtete, dass dieses Phänomen einem deutlichen kulturellen Einfluss unterliegt, nämlich der Schrift. Genauer gesagt, der Schreib- und Leserichtung der Schrift. Bei Personen, die von rechts nach links lesen und schreiben, zeigte der Effekt die umgekehrte Richtung: Für Versuchspersonen aus arabischsprachigen Ländern etwa sind größere Zahlen links im Raum angesiedelt.
    Solche Versuche führten die Erforscher des Zahlenbewusstseins zum Konstrukt des mentalen Zahlenstrahls. Dehaene schreibt: „Es ist, als ob die Zahlen im Geist alle auf einer Geraden

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