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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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und meine Heimat soll es sehen und auch die deine. Es weitet die Gedanken, auch anderer Menschen Leben kennen zu lernen. Nicht wahr, Dorothea, das ist auch dein Sinn, dazu willst du helfen?«
    Dorothea versicherte ihrem Mann, daß sie ja in allem mit ihm übereinstimme, aber sie meinte, nun sollte er nicht mehr nachsinnen, das rege ihn auf, er müßte nun ruhen. Und Dorothea bettete ihren Mann sorglich zurecht, setzte sich dann ganz still an sein Lager und freute sich, als sie bei dem matten Schimmer der Nachtlampe erkennen konnte, daß er seine Augen schloß!

Drittes Kapitel
    Es war keine stille Nacht gekommen, wie Dorothea gehofft hatte. Bald hatte der Kranke unruhig zu sprechen begonnen, er meinte, nun sei er mit den Seinen auf der Reise nach Norden. Dann wurde er immer ungeduldiger, daß sie immer noch nicht in der Heimat anlangten. Endlich gegen Morgen schlief er ein. Das erste Morgenlicht fiel eben in die stille Stube hinein, da stand Dorotheavon ihrem Lehnstuhl auf, in dem sie die Nacht zugebracht hatte; es war ihr ein Gedanke gekommen. Sie holte das Bild aus der Heimat und legte es aus ihres Mannes Bett. Sein erster Blick mußte darauf fallen. Es ging nicht lange, so schlug er die Augen auf und schaute unverwandt auf die Meereswellen. »Mutter, bist du noch da?« sagte er jetzt halblaut. Dorothea trat zu ihm heran. Er schaute sie erst wirr und verwundert an, dann wurde sein Bewußtsein klar. »Ich habe so schön geträumt«, sagte er. »Die Mutter saß mit mir am Strand wie ehemals, und wir schauten hinaus auf die hohen Wellen. Sie redete so gut zu mir wie damals, als ich fort wollte, in die Welt hinaus – wie ist das Dorothea, wie kommst du zu dem Bild? Ich kenne ihn so gut, den einsamen Felsen, den die Möven umkreisen.«
    Im kleinen Zimmer nebenan, von dem die Tür offen stand, war Dori erwacht und hatte des Vaters Wortevernommen. Nun kam das Kind im leichten Morgenkittelchen herausgerannt, es mußte dem Vater erzählen, wo das Bild herkam, und wie es zu Ende war und der Vater mit so innigen Blicken an dem Bilde hing, sagte Dori: »Aber Vater, bei uns ist's doch schöner, nicht? Da ist der Sonnenschein so blaß auf dem Felsen, sieh dort hinaus.« Das Kind zeigte gegen Baveno hinüber, wo jetzt Tal und Höhen im Morgenlichte schimmerten. Der Vater, der einen Augenblick hinübergeschaut hatte, kehrte nach seinem Bilde zurück. »Das ist meine Heimat, Dori, es ist die Heimat«, sagte er mit warmem Ton. »Da geht es hinein, zum Dörfchen mit der kleinen Kirche und dem alten Pastorenhaus, so herum. Auf diesem Wege ging ich zuletzt mit der Mutter. Da war es, wie sie zu mir sagte: »Vergiß das Beten nicht im fremden Lande. Das Beten ist wie die Hand ausstrecken nach unserm Herrn im Himmel, und wenn wir recht beten, dann können wir auch empfinden, daß er sie ergreift; das macht uns freudig und unseres Weges gewiß.« Ja, so war sie, so war die Mutter, freudig und ihres Weges gewiß. Die liebe Heimat! So sehe ich sie doch noch einmal! Ich werde ja wohl nicht mehr hinkommen, ich fühle mich so müde, Dorothea.«
    Die Frau schaute tief erschrocken auf das müde Antlitz ihres Mannes. Sie meinte, er sollte sich wieder recht zur Ruhe hinlegen. Sie wollte auch das Bild der Heimat aus seinen Augen entfernen, die Erinnerungen, die es erweckte, könnten ihn aufregen, meinte sie. »O nein, laß mir den Blick auf meine Meeresflut und alle Erinnerungen an die Heimat, die mir daraus aufsteigen«, bat er. »Ich will nicht sprechen, Dori soll mir singen. Komm Kind, du sangest ja etwas, so wie die Mutter sagte, vom Handausstrecken, das will ich gern hören.« Dori wußte gleich, was der Vater meinte. Sie setzte sich an sein Bett und begann das Lied aus ihrem kleinen Buch zu singen bis zum Schluß der ersten Strophe:
    »An deiner Hand
Geht's in ein selig Land.«
    Der Vater hatte die Augen geschlossen und lag still und friedlich da. Er war eingeschlummert. Die Mutter winkte dem Kinde, nicht weiter zu fahren, um den Schlummer des Vaters nicht zu stören. So lag er leise fortschlummernd manche Stunde lang. Als im Laufe des Tages der ersehnte Arzt erschien, erwachte der Kranke nicht. Er lag so still, daß man ihn kaum atmen hörte. »Das Lichtlein wird bald erlöschen«, sagte der Arzt. »Ein Kampf ist nicht mehr zu befürchten, das ist ein Trost, Frau Maurizius!« Damit verließ er das Haus.
    Dorothea fiel am Lager ihres Mannes auf die Knie. Sie drückte ihr Gesicht tief in die Decke hinein undschluchzte zum Herzbrechen. Die

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