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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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ich das Essen bereiten für sie? Auch wenn der Vater noch etwas schickt zu ihrem Unterhalt, wie er versprochen hat. Ach, Dori, sag's deiner Mutter, sie ist sicher zu bedauern, aber mit mir ist's ganz aus, ich komme nicht durch!«
    Dori brachte alle ihre traurigen Berichte der Mutter nach Haus.
    »Ach, daß sich Gott erbarme! Jammer überall!« seufzte diese; »mich wundert nur, wie noch ein Mensch auf der Welt fröhlich sein kann.«
    »Aber Mutter, du hast ja früher auch mit mir gesungen:
    »Und ich freu' mich, ja ich freu' mich
Am sonnigen Tag'«,
    sagte Dori.
    »Ja, das ist vorbei für immer«, entgegnete sie völlig mutlos. »Wie es nachher heißt, so könnte ich jetzt singen:
    ›Und die Freude, ja die Freude
Verweht wie ein Traum!‹
    Woran könnten wir uns denn noch freuen! Aber ich singe auch das nicht mehr, ich kann nicht mehr singen, nie mehr!«
    Dori schaute traurig zu ihrer Mutter auf, dann schlich sie mit betrübtem Herzen nach ihrer Kammer. Sie schlief nicht ein, wie es sonst ihre Art war. Alle die Eindrücke,des heutigen Tages, die ihr tief gegangen waren, stiegen wieder vor ihr auf und wollten ihr keine Ruhe lassen. Als sie mehrere Stunden später die Mutter in ihre Kammer eintreten hörte, rief sie mit frischer Stimme hinüber: »Mutter, vielleicht können wir uns doch noch über etwas freuen, ich weiß etwas.«
    Aber die Mutter rief zurück, nun sei Schlafenszeit, und wenn Dori sich etwas vorstelle, daran sie sich erfreuen wollte, so solle sie es morgen bei Tag ansehn, vielleicht sehe es dann nicht mehr so aus.

Viertes Kapitel
    Dori saß am andern Morgen nachdenklich vor ihrem Frühstückschüsselchen und wartete die Mutter ab, die draußen ihre Aufträge an die Salz-Peppe erteilte. Wäre die alte Maja draußen gewesen, Dori wäre schon lange hinaus gerannt, aber die Art der Salz-Peppe war nicht ansprechend für Dori. Es war die Frau, die im Hause die grohe Arbeit zu tun hatte und auch den Garten bearbeitete. Ihren Zunamen hatte die Peppe schon immer getragen, seit sie mit ihrem Mann den kleinen Salzladen besessen hatte, der längst in andere Hände übergegangen war; sie hatte auch lange schon den Mann verloren. Es gab auch Leute, die sagten, die Salz-Peppe habe ihren Namen von dem gesalzenen Wesen her, das ihr eigen war. Dorothea ließ die Frau auch immer lieber machen, was diese wollte, als daß sie ihr viel einredete, denn die gesalzenen Reden, die sonst erfolgten, scheute Dorothea. Die Salz-Peppe war auch sonst eine rechtschaffene Person und verrichtete ihre Arbeit recht, und wenn sie diese nun auch nach ihrem Kopfe tun wollte, so wäre das nie ein Grund gewesen für Dorothea, sie nicht mehr zu beschäftigen. Auch hatte ja ihr Mann die Frau angestellt, das war Grund genug für Dorothea, sie ferner im Dienste zu behalten. Dori hatte sich aber nie zu ihr gehalten, siehatte alle nötige Hilfe immer bei der alten Maja gesucht, die schon die Pflegerin ihrer ersten Tage gewesen und auch die Hauptstütze der Mutter in all den Jahren geblieben war. Die Salz-Peppe verließ auch immer das Haus, sobald ihre Arbeit fertig war und ging nach ihrer entfernten Behausung; die alte Maja dagegen war ja die nächste Nachbarin.
    Als die Mutter mit ihren Aufträgen zu Ende war und nun wieder hereintrat, sagte Dori unverzüglich: »Mutter, es sieht bei Tag noch ganz aus wie bei Nacht, und wenn man es so machen würde, so könnte man sich doch ein wenig daran freuen.«
    Die Mutter schaute Dori ganz verwundert an; sie hatte keinen Augenblick daran gedacht, daß das Kind mit einem unausgesprochenen Gedanken hatte einschlafen müssen, noch daß es mit ihm wieder erwachen würde. »Ich weiß gar nicht, wovon du redest und was du meinst«, sagte sie.
    »Ich meine, wenn ich nun allemal in der Zeit, da der Vater mit mir las und mich etwas lehrte, zur Maja hinübergehen würde, dann könnte ich die kleinen Kinder auch etwas lehren, daß sie ein wenig still sitzen würden, sie plagen sonst die alte Maja ganz zu Tode. Meinst du nicht auch, der Vater würde sagen, ich solle das tun?«
    Dorothea wußte sogleich, daß der Vater das gut finden würde, und so fand sie es auch ohne alle Einwendung, denn was ihr Mann gut geheißen hätte, das war für Dorothea unumstößlich etwas Gutes. Dori holte gleich Griffel und Tafel und alle alten Bücher hervor, vom allerersten an, das sie mit dem Vater gebraucht hatte, und wanderte schwer beladen zur alten Maja hinüber. Diese konnte vor Freude gar nicht daran glauben, daß Dori mit ihrem

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