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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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»wenn er auch wieder hierher kommt, wer wird uns etwas von ihm berichten? Aber Dori, ich mag nicht mehr diesen Weg zurückgehen, wir müßten ja noch einmal am Haus der Nonna vorüber.«
    »Das habe ich gar nicht im Sinn zu tun, Mutter«, versicherteDori. »Wir gehen nachher dort beim Waldweg über den schmalen Steg zur Straße hinüber, dann kannst du zurückkehren und ich gehe weiter nach Ardez hinauf.« Dorothea blieb erschrocken mitten auf dem Wege stehen.
    »Du wirst doch nicht so etwas tun wollen, Dori! Was würde man doch von dir sagen, und was würden sie beide in Ardez denken, der Alte und der Junge!«
    »Der Pate war von allen Verwandten am freundlichsten zu mir, und ich will nicht fortgehen, ohne von ihm Abschied zu nehmen. Ich will nicht so fort, als ob etwas zwischen uns wäre, der Pate ist mir lieb. Niki Sami wird sich keine Gedanken darüber machen, zusammen kommen wir nicht, er ist nicht daheim. Wie wir hinaus gingen, hörte ich die Base Kathrine zur Nonna sagen, Niki Sami sei heute früh zur Hochzeit seines Kameraden nach Zernez hinaufgegangen, da werde er wohl bemerken, daß es noch Mädchen im Engadin gebe, die keinen andern nachstehen.«
    »Mach wie du meinst, aber ungewohnte Sachen führst du immer aus, ich wäre mein Leben lang nicht mehr nach Ardez gegangen an deiner Stelle«, versicherte die Mutter.
    Nun waren sie oben auf der Straße angekommen und trennten sich. Dori wanderte rasch gegen Ardez hinauf.
    Der Pate schaute verwundert über sein Pfeifchen hin, als er die Eintretende erkannte. »So, so, und was bringt dich zu uns?« sagte er, Doris dargebotene Hand drückend. »Komm, sitz zu mir hin, da«, er deutete neben sich auf die Ofenbank. »Ich hätte es nicht gedacht, aber wenn es dich reut, so sag mir's nur grad' heraus, ich höre es nicht ungern.«
    »Nein, nein, Pate, so ist's nicht gemeint«, sagte Dori lebhaft und erzählte nun rasch, was sie vorhabe und daß sie nicht fortreisen könnte, ohne von ihm Abschied zu nehmen.
    Der Pate schwieg eine Weile, dann sagte er: »Was ich meinte, wäre mir lieber gewesen, aber ich hätte es auch nicht getan. Wenn es denn so sein muß, so freut esmich, daß du mir noch die Hand geben wolltest, es ist vielleicht das letzte Mal, daß wir zusammen kommen.«
    Davon wollte nun Dori durchaus nichts hören. »Im Gegenteil, Pate«, rief sie eifrig aus, »ich komme nicht nur um des Abschiednehmens willen, sondern auch, weil ich noch ein Versprechen von Euch haben will. Bei uns dort über dem Berg ist es so schön, daß Ihr mich durchaus einmal besuchen müßt. Ihr müßt mit mir auf der sonnigen Terrasse sitzen und von unseren blauen Trauben mit mir essen, die wir dort herunternehmen können, ohne aufzustehen. Ihr müßt es so bequem haben und so gemütlich, daß es Euch sicher wohl sein muß bei uns. Bis Ihr mir das in die Hand versprecht, Pate, daß Ihr sicher kommt, laß ich Euch gar nicht mehr los.« Und Dori hielt dem Paten beide Hände fest, bis er einschlagen wollte.
    Er lächelte ein wenig, aber die Augen wurden ihm ganz naß dazu. »So partout hat mich noch kein Mensch bei sich haben wollen, mein Leben lang nicht. Aber Dori, du bist nicht schlau«, fügte er, seine Augen mit dem Ellbogen wischend, hinzu, denn die Hände hatte er nicht frei. »Wenn du bei deiner Drohung bleibst, so versprech' ich sicher nicht, daß ich die Mühe haben will, über den Berg zu klettern, ich kann dich näher finden.«
    Dori lachte und ließ los. »Nein, ich will ja nicht drohen, Pate, aber versprecht mir's doch«, bat sie, »daß ich doch noch eine rechte Freude im Herzen mit mir aus dem Engadin fortnehme.«
    »Ist dir's so, dann komm! da, ich verspreche.« Und der Alte schlug klatschend in Doris Hand ein und drückte diese, daß sie krachte.
    Nun stand Dori freudestrahlend auf. »Ich bin so froh, daß ich so freundlich aus diesem Hause wegkomme, es hätte mir doch leid getan, wär' es anders. Nun grüßt mir noch freundlich den Niki Sami und hier lasse ich ihm zur Erinnerung zurück, was ich ihm einmal versprochen habe, für ihn zu verfertigen.« Dori legte einen schimmernden Geldbeutel von grüner und roter Seide auf den Tisch.
    Der Pate lächelte schlau. »Den soll er haben«, sagte er, Doris ausgestreckte Hand ergreifend. Dann folgte ein letzter Händedruck und Dori eilte davon. Aber noch einmal wurde sie gerufen. Der Pate rief durch das kleine Fensterchen: »Sag der Mutter, es schicke sich, daß sie mir auch Lebewohl sage, ich erwarte sie!«
    Dori nickte bejahend

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