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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Behandlung des Kindes werde mir die eigene Vernunft eingeben, und sie sei eben jetzt sehr in Anspruch genommen durch die neuesten politischen Ereignisse,das europäische Gleichgewicht sei sehr bedroht. Kannst du denn begreifen, wie so etwas sein kann, daß eine Mutter, die ihr Kind von sich geben muß und dazu noch ein krankes, sich viel mehr darum kümmert, ob Europa das Gleichgewicht verloren hat, als darum, ob das Kind auch so behandelt wird, wie es sein Zustand erfordert?«
    »Nein, nein, das begreif' ich nun schon nicht«, bestätigte Dorothea, »aber ich bin ja auch eine so einfache Frau, für mich waren ja mein Mann und mein Kind alles. Nun bedenk aber eine solche Frau, die so viel kennt und weiß, die muß ja so viel zu denken und zu wirken haben, so Großes, daß ich es nur gar nicht verstehe.«
    »Ich meine, gerade eine Mutter müßte sich am meisten freuen, daß sie so viel kann und weiß, weil sie es ihren Kindern zugute kommen lassen kann und ihnen von klein auf immerfort das Beste geben kann, was es auf Erden gibt«, meinte Dori. »Wenn ich denke, welche Freude ich hatte, als ich sah, wie aus dem wilden Kätzchen von Marietta ein ganz nettes Menschenwesen sich entwickelte, nachdem es zu uns kam, etwas lernte und sah und hörte, wie man sein sollte, da meine ich, es müßte doch die allergrößte Freude für eine Mutter sein, aus ihren Kindern das Allerbeste zu machen, und wer selbst so viel ist, der hätte ja so viel zu geben. Ich meine, die Menschen fangen schon als ganz kleine Kinder an, das aufzunehmen und zu werden, was die sind, die ihnen am nächsten stehen und mit ihnen leben. Nun denk nur, Mutter, welch ein Unterschied für ein Kind das ist, wenn eine solche vorzügliche Frau ganz mit ihren Kindern lebt, so daß diese nur immer das Beste und Höchste sehen und hören, oder wenn die Kinder Leuten überlassen werden, die selbst nicht viel Gutes kennen und wissen. Ich weiß recht gut, was ich meinem Vater verdanke, dem ich nicht von der Seite kam, solang ich mich nur erinnern kann.«
    »Wir können gewiß die Sache nicht so recht beurteilen, Dori«, meinte die Mutter, »es ist doch vielleicht etwassehr Großes, wenn eine Frau solche Kenntnisse hat, daß sie Dinge beurteilen kann, von denen wir ja nicht einmal einen Begriff haben, was es sein könnte; ich einmal weiß nun gar nicht, was ein europäisches Gleichgewicht ist. Eine solche Frau kann vielleicht große Dinge ausführen, von denen wir gar nichts wissen, so daß wir vielleicht anders denken müßten, wenn wir etwas davon verstehen könnten.«
    Dori war nicht so leicht zu überzeugen. Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nun einmal, daß eine solche Frau doch nichts machen kann, daß Europa wieder ins Gleichgewicht kommt, wenn es einmal daraus gekommen ist; daß ihr aber die Kinder nicht aus dem Gleichgewicht kommen, kann sie sicher am besten verhüten und daran müßte ihr doch am besten gelegen sein. Sie hat selbst zuerst die Freude und den Gewinn davon und dann die andern Menschen auch und das ganze Land, und Europa bleibt gewiß so am allerbesten im Gleichgewicht.«
    Es war Dori sehr daran gelegen, daß die Mutter heute recht früh sich zurückziehen möchte, denn morgen sollten doch die Zurüstungen zur Reise beginnen. Dazu müßte sie sich vorher erst recht ausruhen und kräftigen, meinte die Tochter.
    Dorothea willigte nicht ungern ein, denn die ganze Sache lag wie ein unübersteiglicher Berg vor ihr. Sobald sie sich zurückgezogen hatte und Dori allein war, begann sie, alles Bewegliche im Haus zusammenzutragen, zu verpacken und die Kisten zu füllen. Jedes Ding kam wieder an seinen Ort darin, es war ja noch nicht lange her, seit die ganze Verpackung zum erstenmal stattgefunden hatte. Als das erste Morgenlicht den Himmel über dem dunkeln Pisoc rötete, hatte Dori ihre Arbeit vollendet, nur die letzten kleinen Dinge, die vorweg noch gebraucht werden mußten, waren noch zu sehen.
    Als Dorothea früher als gewöhnlich in die Stube trat, um zur Zeit an die große Unternehmung zu kommen, schaute sie voller Erstaunen um sich. »Was bedeutet das, Dori? wo ist denn alles hingekommen, das hier in allen Schubladen lag?« fragte sie endlich in ängstlicher Weise.
    »Das ist alles in die Koffer hineingekommen und bedeutet unsere Abreise, Mutter«, war Doris fröhliche Antwort. »Es ist alles verpackt, du hast nur deinen Kaffee zu trinken, der ist auch bereit und nachher gehen wir gleich und nehmen Abschied von der Nonna und den Basen.«
    Nun

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