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Was soll denn aus ihr werden?

Was soll denn aus ihr werden?

Titel: Was soll denn aus ihr werden? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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stieg der große Schrecken plötzlich wieder vor Dorothea auf, aber Dori ließ ihr keine Zeit, sich davon umwerfen zu lassen. Sie begann zu schildern, wie die verschiedenen Dinge gepackt seien, was die Gedanken der Mutter gleich in hohem Grade in Anspruch nahm, und sobald sie ihren Kaffee getrunken und sich vom Tisch erhoben hatte, um noch einen prüfenden Blick auf die nächtliche Verpackung zu werfen, erfaßte Dori den Arm der Mutter und sagte überzeugend: »Nun ist das allerbeste, wir gehen gleich zur Nonna, dann haben wir alles Schwere hinter uns und du wirst sehen, wie du dich am Kommenden freuen wirst.«
    Dorothea ließ sich unwillkürlich mit fortziehen, und ehe sie sich recht besann, stand sie schon mit Dori an der Tür der Nonna und trat ein.
    Ohne Zögern begann Dori in fließender Weise zu erzählen,wie sich ihr unerwartet eine Aufgabe geboten habe, die ihre baldige Rückkehr in die alte Heimat erfordere, und wie schon alles zu der Reise vorbereitet sei. Die Mutter habe freundlich eingewilligt, mitzukommen, denn ohne sie könnte die Sache nicht ausgeführt werden.
    Die Nonna hörte schweigend zu, auch als Dori zu Ende war, saß sie noch schweigend da, sie schien gar nicht reden zu wollen. Endlich sagte sie langsam: »Wo kein Rat gewünscht wird, ist keiner zu geben. Anständig wird es sein, die Verwandten in Kenntnis zu setzen, daß man ein Haus verläßt, das sie zu übernehmen haben, wenn diejenigen, die ein solches für nichts achten, nicht an den Bettelstab kommen wollen. Geh, hol die Basen herauf, Dori.«
    »Ich denke nicht, daß wir die Hilfe brauchen«, entgegnete Dori rasch; aber die Mutter machte ihr die angstvollsten Zeichen, daß sie schweigen und gehen solle. Dori ging, kam aber gleich wieder, die Basen folgten ihr. Erst blieb alles still, eines sah das andere an.
    »Wir sind geholt worden, Nonna«, sagte Frau Kathrine jetzt steif, »warum wissen wir nicht.«
    »Berichte, was zu berichten ist, es ist deine Sache«, gebot die Nonna in kurzem Ton, indem sie sich zu Dori wandte. »Es scheint, deine Mutter will nicht reden, an mir ist es nicht!« Dori gehorchte und kam mit ihrer Mitteilung rasch zu Ende.
    Jetzt fuhr Marie Lene heraus: »Das habe ich ja immer gesagt, wenn eine aufgewachsen ist wie eine Zigeunerin, so konnte es nicht anders kommen. Man hat ihr nur zu gut betten wollen, das ist der Dank; ein geordnetes Leben begehrt sie nicht, so soll sie gehen und wieder Zwiebeln und Maiskolben essen und Kauderwelsch reden. Von der Mutter will ich nichts sagen, wer nachgibt wie ein Schilfrohr, verliert das Regiment.«
    »Ich will nur eins sagen«, bemerkte jetzt Frau Kathrine zurückhaltend, »wer seinen Verwandten den Rücken kehrt, weil ihn sein Hochmütchen sticht, der soll sich dann nurnicht einbilden, daß die Verwandten ihm gleich wieder das Gesicht zuwenden und ihn ins Fett und in die Wolle setzen, wenn das Elend da ist, in das der Hochmut führt.«
    »Ich meine, wir können nun gehen«, sagte Dori aufstehend und die Mutter anblickend, die schreckensbleich dasaß, weniger noch um deswillen, was schon gesprochen worden, als um deswillen, was alles noch kommen könnte; denn Dori machte Augen, als fürchtete sie sich vor gar nichts. Aber nun ging es schnell, man gab sich die Hände, niemand sprach mehr ein Wort, und Dorothea stand auf der Straße mit ihrem Kinde und ging der hölzernen Brücke zu, sie wußte vor innerer Freude nicht, wie es so schnell gekommen war. Sie atmete tief auf. Es war ihr, als sei die Luft um das Doppelte leichter geworden, seit sie das Haus hinter der Brücke im Rücken hatte. Leicht wie ein Reh stieg sie neben ihrem Kinde die Höhe hinan und schaute von Zeit zu Zeit auf die grünweißen Wellen des dahinrauschenden Inn hinunter.
    »Aber Dori, wohin gehen wir denn?« sagte sie, plötzlich stille stehend, »das ist ja gar nicht unser Weg nach Haus.«
    »Nein, das schon nicht, aber komm nur, Mutter«, bat Dori, »droben kommt das Blumenfeld, das möchte ich noch einmal sehen. Es war doch auch schön hier zur Zeit der wilden Rosen und wenn ich nach den roten Hennenaugen und den blauen Enzianen hier herauflief. Dann sah ich so oft den Herrn Doktor drüben auf dem Waldweg eilig dahinschreiten. Man konnte ihn gleich unter allen erkennen mit seinem raschen Schritt und der hohen, schlanken Gestalt. Wie viel habe ich ihm zu danken! Wir werden wohl im Leben nie mehr etwas von ihm hören. Denkst du nicht auch so, Mutter?«
    »Doch, gewiß denk' ich auch so«, entgegnete diese,

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