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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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immer noch nicht sicher, aber ich konnte sie wohl kaum der Lüge bezichtigen, das wäre auch völlig sinnlos gewesen.
    »Tatsächlich«, fuhr sie fort, »haben wir auch die Frage diskutiert, ob man unsere Verabredung gestern wirklich als unser erstes Date betrachten kann, schließlich hatten wir schon einmal so etwas wie ein Date.«
    »Ja, meine Liebe, aber wie lang ist das nun her?«, fragte ich.
    »Fast dreizehn Jahre.«
    »Die Verjährungsfrist bei diesen Dingen schwankt von Fall zu Fall, dauert aber niemals länger als zwölf Jahre«, erklärte ich. »Das bedeutet, wenn du letzte Nacht mit ihm geschlafen hast, ist es sein gutes Recht, dich als Flittchen zu betrachten.«
    »Brooke, ich habe nicht mit ihm geschlafen.«
    »Wie du meinst«, sagte ich.«
    »Brooke«, sagte sie und klang dabei ein wenig verärgert, »wenn du eine solche Einstellung an den Tag legst, kann ich mit dir keine derartigen Unterhaltungen mehr führen. Ich habe keinen Grund, dich deswegen anzulügen, ich habe nicht mit ihm geschlafen, und damit basta.«
    »Du hast recht«, sagte ich, »tut mir leid.«
    »Danke.«
    Wir schwiegen einen Moment. Ich hörte auf das Pfeifen des Winds. Es klang, als flöge sie über den Highway.
    »Sitzt du in einem Cabrio?«, fragte ich sie.
    »Nein, aber die Fenster sind alle runtergedreht, und das Schiebedach ist offen.«
    »Fühlst du dich so gut, wie du dich anhörst?«, fragte ich sie.
    »Brooke, ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so gut gefühlt.«
    »Erzähl mir mehr. Was war der schönste Moment?«
    Darüber brauchte sie keine Sekunde nachzudenken. »Er hat sich an den Song erinnert.«
    Ich wusste, was sie meinte, aber ich fragte trotzdem, hauptsächlich, weil ich wusste, dass sie es sogar noch lieber erzählen wollen würde, als ich es hören wollte.
    »Wir haben uns über den Abend unterhalten, an dem wir miteinander getanzt haben, und ich erzählte ihm, dass es für mich das erste Mal gewesen war, dass ich mit einem Jungen getanzt habe, und er witzelte, dass er hoffentlich behutsam genug gewesen wäre, und es war alles sehr angenehm und vertraut, und dann begann er davon zu reden, woran er sich von jenem Abend noch erinnerte, und als wir zu dem Moment kamen, wo die Musik leiser wurde, dachte ich noch, er würde sich bestimmt nicht an den Song erinnern. Aber er hat sich erinnert. Er sagte: ›Als dann »How Deep is Your Love« kam …‹, und was er danach sagte, weiß ich nicht mehr. Ich habe mich nur zu ihm vorgebeugt und gesagt: ›An dem Abend habe ich mir so gewünscht, dass du mich küsst.‹ Und wir sind aufgestanden, er hat mich genauso gehalten wie damals, und dann haben wir im Wohnzimmer meines Vaters herumgeknutscht.«
    »Konntest du den Song im Kopf hören?«
    »Ich glaube schon.«
    »Samantha«, sagte ich, »Ich habe schon viele Geschichten erzählt bekommen, aber das ist der romantischste erste Kuss aller Zeiten.«
    Ich konnte sie über das Heulen des Windes kaum hören. »Ich weiß«, sagte sie.
    Samantha
    Im rechten Licht betrachtet, ist alles wunderbar.
    Ich habe vergessen, wer das gesagt hat, ich habe es irgendwo gelesen, und es stimmt. An diesem Morgen ist das Licht überall genau richtig, und alles ist wunderbar. Das Sonnenlicht, das von der Hudson Bridge zurückgeworfen wurde, als ich über die George Washington Bridge fuhr, glänzte besonders verheißungsvoll.
    An einem Tag wie diesem wirkt sogar ein Chemotherapiezentrum heller, freundlicher, und es ist auch hilfreich, wenn die Patientin guter Laune ist, was bei Katherine offensichtlich der Fall war. Das sah ich sofort, als ich dort ankam. In ihren Augen lag ein Funkeln, das beinahe so glitzerte wie die Sonne auf dem Fluss. Etwas war geschehen, sie brannte darauf, es mir zu erzählen, doch erst wollte sie wissen, wie es mit Andrew gewesen war.
    Während ich ihr jede Sekunde meines Abends und der langen Nacht bis ins kleinste Detail schilderte, musterte ich das Zimmer so aufmerksam wie nie zuvor. Ich habe Katherine öfter, als ich zählen kann, ins Therapiezentrum begleitet, aber wahrscheinlich habe ich mich bisher so auf sie konzentriert, dass ich alles andere ausblendete. Ich habe nicht sonderlich auf den großen, offenen Raum mit den bequemen Sesseln und den Tropfs dahinter geachtet. Oder auf die Schwesternstation in der Raummitte, den Wechsel der freundlichen, hilfreichen Krankenschwestern, eine fröhlicher als die andere. Oder den Tisch mit Essen und Trinken, Gebäckstücken, kleinen Sandwiches, Saft und Kaffee. Das

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