Was uns glücklich macht - Roman
Blumenladen am Anfang der Main Street hat noch offen und scheint größer geworden zu sein. Und natürlich steht auch das Krankenhaus noch groß und stolz am Ortseingang. Ich bin gleich hingefahren, habe den Wagen geparkt und bin dann ein wenig herumgeschlendert. Von all den Orten, die diese Stadt wie mein Zuhause wirken ließen, war das Krankenhaus der wichtigste.
Das Restaurant, das Andrew vorschlug, war dasselbe, in das wir an Geburtstagen und Hochzeitstagen meiner Eltern immer gegangen sind, ein Ort für besondere Ereignisse. Meine Mutter ging furchtbar gern dorthin. Ich weiß noch, dass die Stühle früher so groß gewirkt haben, dass ich mit untergeschlagenen Beinen darauf saß, wie auf einem Sofa. Nach dem Tod meiner Mutter hat mich mein Vater ein paarmal dorthin ausgeführt, aber davon ist mir hauptsächlich in Erinnerung geblieben, wie traurig wir waren und dass ständig Leute zu uns an den Tisch kamen, um uns ihr Beileid auszusprechen und uns alles Gute zu wünschen. Deswegen sind wir dann wohl nicht mehr hingegangen. Aber es hat mir dort trotzdem immer gefallen. Man kann es dem Restaurant nicht zum Vorwurf machen, wenn man dort ein paar traurige Abende verbringt. Das Restaurant konnte nichts dafür.
Ich übergab einem Angestellten den Autoschlüssel, damit er den Wagen für mich parkte. Dann stand ich vor dem Restaurant und ließ es auf mich wirken. Die Markise war neu, doch das Restaurant selbst sah noch genauso aus, wie ich es in Erinnerung hatte. Der Oberkellner trug einen Smoking und machte einen vage vertrauten Eindruck auf mich, also war er vermutlich der Typ von früher. Ich bin mir nicht sicher, nehme es aber an. Jedenfalls begrüßte er mich freundlich und führte mich zu meinem Tisch, wo Andrew schon wartete.
Genau wie die Autohändler, die Läden und auch die Stadt selbst sah Andrew wie früher, aber ein wenig verändert aus. Sein Haar war immer noch wellig und kastanienbraun, aber dünner, seine Schultern waren noch breit, aber er hielt sich nicht mehr so aufrecht und steif, wie ich es in Erinnerung hatte, sondern war ein wenig gebeugt, als wäre es ihm im Lauf der Jahre lästig geworden, so groß zu sein. Er hatte immer noch sein Lächeln, entspannt und selbstsicher, seine Zähne waren blendend weiß, seine Augen strahlend und lebendig. Er war sehr attraktiv, selbst wenn er nicht mehr der Basketballstar der Highschool war. Es wäre albern gewesen, das zu erwarten, niemand von uns ist noch der Basketballstar der Highschool.
Es wäre ebenfalls albern gewesen zu erwarten, dass mich bei seinem Anblick dieselben Gefühle überwältigten wie damals, als er mich zum Tanzen aufforderte, nicht weil er nicht mehr derselbe war, sondern weil ich inzwischen auch eine andere geworden war. Das Herz flattert nicht mehr wie bei einer Fünfzehnjährigen, wenn man keine fünfzehn mehr ist. Es war, als erwartete ich, dass er vor mir auftauchte und wir plötzlich wieder in der Highschool wären, dass die Bee Gees anfangen würden zu spielen, wir würden tanzen, und alles wäre wieder genau wie damals. Das war unvernünftig, genau das ist auch gemeint, wenn es heißt, dass kein Weg zurückführt. Die Musik und der Tanz kehren nicht mehr wieder. Aber das heißt ja nicht, dass man nicht trotzdem einen schönen Abend haben kann.
»Warum hast du dich für die Pädiatrie entschieden?«, fragte ich. Wir tranken einen sehr frischen Weißwein, den er auf Französisch bestellt hatte.
»Ich wusste immer, dass ich Arzt werden will«, sagte er. »Ich habe als Kind so viel Zeit im Krankenhaus verbracht, ich habe mich da wie zuhause gefühlt. Für dich war es bestimmt dasselbe.«
Ich nickte.
»Was die Spezialisierung angeht, wollte ich ursprünglich Chirurg werden. Ich habe zwei Jahre in der Notaufnahme gearbeitet und es gehasst. Die Arbeitszeiten waren einfach absurd, und das ganze Theater war jenseits von Gut und Böse. Die Arbeit erfüllt einen schon, aber emotional war ich jeden Tag völlig erschöpft. Ich glaube, wenn ich dort geblieben wäre, hätte ich noch vor meinem dreißigsten Geburtstag einen Nervenzusammenbruch bekommen. Ein Kinderarzt hat vernünftige Arbeitszeiten, und es gibt nur wenige Katastrophen. Außerdem mag ich Kinder. Manche von ihnen kommen zu mir, seit sie einen Tag alt sind. Und man lernt auch die Familien kennen. Das ist vermutlich das Schönste daran, man wird wirklich Teil der Gemeinschaft. Ich glaube, inzwischen kenne ich die Hälfte aller Mütter in der Stadt.«
Ich lachte. »Wie Brooke
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