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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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erklären, wie es geschehen sei, weil sie es ohnehin herausfinden würde. Und ich sagte ihm, dass sie mich wahrscheinlich verlassen würde, und er meinte: ›Phil, Sie sind vollkommen geliefert, es sei denn, Sie können ihr einreden, dass Sie sich bei ihr angesteckt hätten.‹ Und es war, als würde eine Glühbirne über meinem Kopf angeknipst. Ich ging schnurstracks in die Bar des St. Regis und genehmigte mir drei Drinks, und dann ging ich nach Hause und begann sie anzuschreien: »Wie konntest du mir das nur antun? Ich habe dir vertraut, und nun bin ich total erniedrigt!« Ich bemühte mich nach Kräften, sie davon zu überzeugen, dass ich keine Ahnung hatte, woher ich diese Krankheit sonst hätte haben können, und ich trug wirklich dick auf. Und nachdem ich ungefähr zehn Minuten nonstop geflucht hatte, darfst du raten, was sie getan hat.«
    Da kapierte ich es. »Sie hat es zugegeben.«
    Er lächelte. »Ganz genau. Sie ist zusammengebrochen und hat mir erzählt, dass sie seit zwei Jahren mit ihrem Tennislehrer schläft. Sie hat sich wie wild entschuldigt und mich angefleht, ihr zu verzeihen, und ich war betrunken genug, um irgendwie zu vergessen, wie wir an diesen Punkt gekommen waren, und so schreie ich sie an: ›Du Miststück! Du hast mich betrogen!‹ Und dann habe ich ihr noch im Wohnzimmer gesagt, dass ich die Ehe beenden möchte. Ich würde dafür sorgen, dass es ihr und den Kindern an nichts fehlen würde, dass ich aber der ganzen Welt sagen würde, was für eine Hure sie ist, wenn sie sich an mein Geld ranmachen würde.«
    Er atmete schwer, dieses Raucherkeuchen. Ich wollte etwas sagen, doch ich konnte nicht. Ich war wirklich sprachlos. Ich ging nur zu ihm und setzte mich noch einmal neben ihn aufs Sofa.
    »Genau so ist es passiert«, sagte er.
    »Du klingst, als wärst du stolz darauf.«
    »Stolz nicht«, meinte er, »das ist nicht das richtige Wort, aber ich bin froh, dass es vorbei ist, und auch froh, dass es mich nicht die Hälfte von allem gekostet hat, für das ich mein Leben lang gearbeitet habe.«
    Ich nickte.
    »Verstehst du das?«, fragte er.
    »Ich denke schon.«
    Und nun gab es nichts mehr zu sagen. Ich streckte die Hand aus und berührte seine Wange, ließ meine Hand kurz dort liegen, und dann stand ich auf und trat von ihm weg.
    »Danke noch mal für das Geld, Phil«, sagte ich, über die Schulter gewandt. »Ich muss mich jetzt ausruhen. Du findest ja selbst hinaus.«
    Samantha
    Ich wollte mich in Greenwich mit ihm treffen.
    Er bot an, nach New York zu kommen, er hätte nicht reizender sein können, sagte alles Passende von wegen, er wolle mir keine Ungelegenheiten bereiten, er würde dauernd in die Stadt reinfahren, und dort gäbe es ja auch mehr Auswahl, aber ich wollte nach Greenwich. Es war so lange her, dass ich dort zum Essen gewesen war. Und etwas an »mit Andrew Marks in Greenwich zum Dinner ausgehen« klang besonders gut. Es klang, als ginge ich wieder zurück nach Hause. Angeblich führt ja kein Weg zurück, aber ein bisschen kann man schon nach Hause zurückkehren, und dieser Abend schien genau der richtige Zeitpunkt.
    Von meinem ehemaligen Chef lieh ich mir ein Auto. Als ich mich ans Steuer setzte, wurde mir klar, dass ich seit meiner Rückkehr aus Hawaii nicht mehr Auto gefahren war – wenn man in New York lebt, fährt man nicht oft Auto –, und dann wurde mir klar, dass ich auf Hawaii auch nicht Auto gefahren war. In L . A. auch nicht, Robert hatte dort einen Chauffeur, der uns überall hinfuhr. Während ich mich in den leichten Verkehr auf dem West Side Highway fädelte, überlegte ich, dass ich wohl auf irgendeinem Dreh außerhalb zum letzten Mal Auto gefahren war, was mindestens ein Jahr her war, vielleicht noch mehr. Wie überaus merkwürdig.
    Es fühlte sich gut an, wieder zu fahren.
    Greenwich hatte sich seit meiner Kindheit verändert. Wo früher The Gap war, ist jetzt ein Apple Store, und dort, wo der kleine Italiener war, den ich so mochte, der mit den Tischen draußen an der Straße, den Namen weiß ich nicht mehr, ist jetzt ein anderes Restaurant. Die Autohändler sind immer noch da, allerdings haben manche wohl die Marke gewechselt. Das kleine Kino ist verschwunden, am anderen Ende der Stadt steht jetzt ein Multiplex. Alles ist ein bisschen anders und doch gleich geblieben. Meine Lieblingspizzeria ist immer noch da, wo sie immer war, und im Fenster steht immer noch die Statue eines Mannes in weißer Kochjacke, der den Pizzateig über dem Kopf herumwirbelt. Der

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