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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mich zu ihrer Brautjungfer zu machen und so viel Aufhebens um meine Anwesenheit zu machen. Das Datum war sogar auf das Wochenende gelegt worden, an dem ich die erste Runde Chemotherapie abgeschlossen hätte. Heute ist fürs Erste meine letzte Sitzung. Allerdings nicht für immer, ich weiß nicht, ob ich je den Tag erleben werde, an dem ich keinerlei Behandlung mehr vor mir habe, vielleicht tritt der Fall dann ein, wenn alle Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind. Hoffentlich ist das noch nicht so bald. Aber im Augenblick habe ich Therapiepause. Dr. Z sagte mir, dass ich mich drei, vier Tage nach der letzten Behandlung blendend fühlen würde. Das hat er auch zu Marie gesagt, und sie hat ihre eigene Hochzeit darauf abgestimmt. Ich kann mir keine nettere Geste denken.
    Aber sie setzt mich auch unter Druck. Ich nehme an, dass praktisch jeder, den ich je gekannt habe, bei der Feier anwesend sein würde, sämtliche Leute, mit denen ich all die Jahre zusammengearbeitet habe. Seit ich krank wurde, habe ich fast keinen von ihnen gesehen. So wird sich die Feier dann doch um mich drehen, so sehr wie um Marie. Ich habe ihr das gesagt, ich habe ihr gesagt, dass sich eine Braut nie auf diese Art opfern sollte, aber Marie hat nur gelächelt. Und auch wenn sie es nicht zugibt, glaube ich doch, dass sie es so haben möchte. Sie will diesen Abend für mich, und sie weiß, wenn sie oder sonst jemand versuchen würde, diese Party für mich zu geben, würde ich es nicht zulassen, und so glaube ich insgeheim, dass sie das Ganze größtenteils so eingerichtet hat, dass ich kommen muss. Das ist zwar ganz reizend, bedeutet für mich aber auch furchtbar viel Stress.
    Ich habe sie nur einmal damit konfrontiert. »Marie, ich komme mir vor, als würdest du mich zu meiner eigenen Beerdigung einladen.«
    Sie reagierte sehr ruhig. »Katherine, es ist meine Hochzeit. Etwas anderes ist es nicht für mich. Du kannst das sehen, wie du willst, aber ich bitte dich, meinetwegen zu kommen.«
    Das konnte ich nicht ablehnen, und so versuchte ich es auch nicht wieder.
    Und nun sollten Samantha und ich einen Tag im Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman verbringen und das spektakulärste Outfit des Jahres zusammenstellen. Zum Teufel, wenn das das letzte Mal ist, an dem mich die meisten dieser Leute sehen würden, dann sollten sie sich gefälligst daran erinnern, wie blendend ich ausgesehen hatte.
    Bevor wir zum Shoppen gehen konnten, mussten wir noch den heutigen Tag hinter uns bringen, einen letzten Nachmittag Chemo, und ich hatte mich darauf vorbereitet.
    »Lass uns das Thema wechseln«, sagte ich. »Ich habe mir ein paar neue K.-o.-Kriterien ausgedacht.«
    »Prima«, sagte Samantha und schob ihren Sessel näher an meinen. »Wir können sie gleich auf die Männer anwenden, die wir auf dem Fest am Samstag kennenlernen.«
    »Okay«, sagte ich. »Ist es ein absolutes K.-o.-Kriterium, wenn er seinen Hund nach Jeffrey Dahmer benannt hat, dem Massenmörder?«
    Sie platzte laut heraus. »Ja«, sagte sie. »Der ist raus, raus, raus!«
    »Finde ich auch«, sagte ich. »Dann, ist es ein absolutes K.-o.-Kriterium, wenn man im Flugzeug neben einem attraktiven Fremden sitzt, er sich sehr nett mit einem unterhält und dann seinen iPad herausholt und sich einen Porno reinzieht?«
    Samantha lächelte. Heute sah sie wahnsinnig hübsch aus. »Wie viel Mühe gibt er sich, den Porno vor dir zu verbergen?«
    »Was macht das für einen Unterschied?
    »Ich habe das Gefühl, wenn er will, dass man ihn dabei beobachtet, dann ist er pervers und versucht abzuschätzen, ob man Lust hat auf einen Quickie auf dem Klo. Aber wenn er ihn versteckt …« Sie dachte einen Augenblick nach. »Nein, du hast recht, ein Porno im Flugzeug ist ein absolutes K.-o.-Kriterium.«
    »Macht es irgendeinen Unterschied, was für ein Porno es ist?«, fragte ich sie.
    »Ich glaube nicht.«
    »Dann sind Softpornos genauso schlimm wie dieses wirklich perverse Zeug?«
    »Das nicht, aber raus ist er trotzdem.«
    »Also gut«, sagte ich. »Okay, einen Tollen habe ich noch für dich. Für den hier habe ich mir die ganze Nacht um die Ohren geschlagen. Wie wäre es, wenn du mit einem Typen ausgehst und ihr besprecht die Eckpunkte eurer Beziehung, und er fragt, ob du es als Seitensprung bezeichnen würdest, wenn er sich von einem Masseur einen runterholen lässt?«
    Ich genoss den entsetzten Blick auf Samanthas Gesicht. »Raus!«, kreischte sie.
    »Warum ist er draußen?«, fragte ich.
    »Weil er so etwas überhaupt in

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