Was uns glücklich macht - Roman
Betracht zieht?«
»Ich weiß nicht. Vieleicht versucht er nur, auf alle Situationen vorbereitet zu sein, die sich ergeben könnten.«
»Er ist raus«, erklärte Samantha entschieden. »Das ist ein absolutes K.-o.-Kriterium.«
»Das dachte ich mir schon«, sagte ich zu ihr, »du bist eine ziemlich strenge Richterin.«
Ich sah auf die Uhr. Noch eine Stunde. Die Zeit vergeht in diesem Raum furchtbar langsam. Die Tage fliegen manchmal nur so dahin, und hin und wieder gehen auch die Minuten schnell vorüber, aber die Stunden dauern ewig. Ich versuchte mir ein anderes K.-o.-Kriterium auszudenken, als Samantha einen Namen erwähnte, den ich schon länger nicht mehr gehört hatte.
»Ich habe jemanden getroffen, der dich kennt«, sagte sie. »Brooke Biltmore.«
Man vergisst Brooke nicht, weder den Namen noch die Frau. Brooke war das beliebteste Mädchen in Greenwich, sie war legendär. Mädchen wie Paris Hilton gab es bei uns an der Schule nicht, aber Brooke kam ihr am nächsten. Sie war ein Jahr unter mir, und sie war tonangebend, modisch, nett, schön und süß. Die Jungs beteten sie an, die jüngeren Mädchen verehrten sie, und selbst die Mädchen, die sie beneideten, mussten widerstrebend einräumen, dass sie es echt draufhatte.
Es ist mir ein wenig peinlich, aber die Vorstellung, dass Brooke Biltmore sich nach all den Jahren noch an mich erinnerte, war ein wenig aufregend. Wahrscheinlich lassen wir die Highschool nie ganz hinter uns.
»Wo bist du ihr begegnet?«, fragte ich, so lässig ich konnte.
»In Greenwich.«
»Wie habt ihr euch denn genau kennengelernt?«
»Ihre Kinder sind Patienten von Andrew. Es ist eine lange Geschichte, aber ich bin ihr begegnet, und sie schien in deinem Alter, daher habe ich deinen Namen erwähnt, und sie hat sich sofort an dich erinnert«, sagte Samantha.
Nur mit Mühe verbarg ich meinen Stolz. »Wie sieht sie aus?«
»Umwerfend«, sagte Samantha, ohne zu zögern.
»Hat sie schon immer.«
»Das sieht man.«
»Und anscheinend ist sie verheiratet, hat Kinder und lebt noch in Greenwich?«
»Stimmt«, sagte Samantha. »Sie ist verheiratet, über ihren Mann weiß ich nicht viel, aber sie hat Zwillinge, ich weiß nicht, wie alt.«
Ich nickte. »Das passt.«
»Wie war sie denn in der Highschool?«
»Genauso«, sagte ich. »Umwerfend, genau der Typ Frau für den erfolgreichen Ehemann und die perfekten Zwillinge.«
»Du kommst mir eher wie jemand vor, der mit einem Mädchen wie ihr nichts anfangen kann.«
»Das stimmt«, sagte ich nachdenklich, »aber um fair zu sein, sie war in Ordnung. Brooke hatte immer etwas Anständiges an sich, das es einem unmöglich machte, sie zu hassen. Sie war ein guter Kerl. Sie war viel echter als die durchschnittliche Tochter aus gutem Hause. Ich bin froh, dass sie es im Leben anscheinend zu etwas gebracht hat.«
Samanthas Blick war ein wenig merkwürdig, als ich das sagte, so als hätten sich die Dinge für Brooke nicht so gut entwickelt, wie es klang, aber ich fragte nicht nach. Wenn sie es mir erzählen wollte, würde sie es schon tun.
»Was hat sie von mir noch gewusst?«, fragte ich.
»Sie hat gesagt, du wärst wirklich klug gewesen.«
Das habe ich gemeint. Das war typisch für Brooke und der Grund, warum ich sie mochte. Glauben Sie, Paris Hilton könnte sagen, welche Mädchen in ihrer Schule wirklich klug gewesen waren? Selbst wenn Brooke mehr Bewunderer hatte als alle anderen, wusste sie doch, dass ich die Kluge war.
»Das ist nett«, sagte sie. »Noch etwas?«
Nun war Samanthas Miene noch unbehaglicher, ich konnte sie überhaupt nicht deuten. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass es Brooke doch nicht so gut ging. Ich musste nachfragen.
»Was?«
»Sie hat gesagt, dass dein Vater im Gefängnis war.«
Und da war es wieder.
Jenes Gefühl. Das nervöse Rumoren in der Magengrube, der Schlag ins Gesicht, die gerötete Wange. Es war wirklich lang her, aber jetzt war es wieder da. Wie gesagt, wir lassen die Highschool nie wirklich hinter uns.
»Nun, »sagte ich, »dann erinnert sie sich wohl wirklich und wahrhaftig an mich.«
»Davon hast du mir nie erzählt«, sagte Samantha. Sie klang verletzt, und das verstand ich. Nicht weil sie ein Recht darauf hatte, alles zu erfahren, was sie wollte, aber weil sie das Gefühl hatte, wie ich auch, dass wir alles teilten. Nur dass ich das hier nicht mit ihr geteilt hatte.
»Es kam mir einfach nicht mehr relevant vor«, sagte ich. Aber das stimmte nicht, überhaupt nicht. Wenn der Vater ins
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