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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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wertlos ist. Und zweitens, dass Rauchen doch nicht so cool ist. Ich habe die beiden Zigaretten im Luftkanal gelassen und den Abzug geschlossen. Soweit ich weiß, liegen sie da immer noch. Und ich habe nie eine Zigarette probiert, mein ganzes Leben nicht.
    Als ich die Geschichte zu Ende erzählt hatte, war Samanthas Miene wie versteinert. Ich sah, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
    »Was ist passiert, nachdem er ins Gefängnis kam?«
    »Wir haben ihn besucht.«
    »Und wie war das?«
    »Das Gefängnis war gar nicht so schlimm. Ihn zu besuchen war, als ginge man in einem mittelmäßigen Restaurant zum Essen, nur dass man normalerweise nicht durch den halben Bundesstaat fahren würde, um ein mittelmäßiges Restaurant zu besuchen, und man würde den Vater auch nicht dort lassen, wenn die Rechnung bezahlt ist. Das war das Schlimmste. Ihn dort zu besuchen war gar nicht so wild, richtig schrecklich war, ohne ihn zum Auto zurückzukehren.«
    »Worüber habt ihr denn bei diesen Besuchen geredet?«, fragte sie.
    »Ich kann mich kaum erinnern. Es fühlt sich an wie ein anderes Leben, als wäre das alles ein Traum.«
    »Und wie war es, als er dann nach Hause kam?«
    Das war wirklich schwierig. »Er kam nicht nach Hause. Er starb kaum zwei Jahre nachdem er reingekommen war, an einem Herzinfarkt.«
    »O Gott«, sagte Samantha.
    »Meine Mutter war seither nicht mehr die Alte, nicht mal ansatzweise. Sie wird nie drüber hinwegkommen. Ich wahrscheinlich auch nicht. Wir beide haben immer Schwierigkeiten, darüber zu reden, weil sie sagt, er hätte das alles für mich getan, was es in ihren Augen anscheinend okay macht. Für mich macht es das Ganze nur noch schlimmer.«
    Wir saßen still im Zimmer, hörten auf das Summen der Maschinen. Hin und wieder lachte jemand, manchmal klingelte ein Telefon. Aus der Ferne kam leise Musik, die ich vorher noch nicht gehört hatte. Es war beinahe Zeit zu gehen.
    »Lass dir noch etwas von mir sagen, Samantha«, sagte ich. »Die Lektion lautet, dass Geld ohne Macht sinnlos ist. Die Lektion, die du daraus ziehen solltest, ist, dass du aufhören solltest, dich dauernd dafür zu entschuldigen, wie du aufgewachsen bist, dass du so viele Vorteile genossen hast. Was du jetzt machst, ist wunderbar, und man kann kein Preisschild daran befestigen.«
    Samantha saß ganz still. Sie sagte nichts.
    »Außerdem«, fügte ich hinzu, »ist Geld auch nicht so toll. Was das Leben lebenswert macht, sind all die wunderbaren Dinge, die einem noch geschehen können. Vergiss das nicht.«
    »Redest du von Andrew?«, fragte sie.
    »Wenn du möchtest.«
    Sie dachte jetzt an ihn, das sah ich ihr an.
    »Samantha«, sagte ich, »als ich dir vorhin gesagt habe, dass Brooke immer wie jemand schien, der das perfekte Leben führt, habe ich dir angesehen, dass das nicht stimmt. Im Moment würde es mir wirklich guttun, eine Geschichte aus ihrem Leben zu hören, die nicht ganz so perfekt ist. Würdest du sie mir erzählen?«
    Sie schien angestrengt zu überlegen. »Ihr Leben ist nicht perfekt, Katherine. Glaub mir.«
    »In welcher Hinsicht?«
    Samantha legte die Hand an den Mund. »Ich erzähle dir nur so viel, weil ich ihr Vertrauen nicht missbrauchen möchte. Brooke gehört zu den Frauen, die sich und alle anderen Frauen nach den Männern in ihrem Leben beurteilt.«
    Ich nickte. Das überraschte mich jetzt nicht. »Frauen wie sie haben mich immer behandelt, als wäre ich besonders bedauernswert«, sagte ich.
    »Vielleicht behandeln sie dich so, weil sie sich von dir eingeschüchtert fühlen.«
    »Quatsch. Sie tun so, als betrachteten sie alles, was ich erreicht habe, als Ersatz für das, was sie haben.«
    »Vielleicht bist du ja von ihnen eingeschüchtert.«
    Das ließ mich nachdenklich werden. »Ich weiß nicht. Jetzt macht es wohl keinen Unterschied mehr.«
    Sam kam näher und schüttelte das Kissen auf, das unten an meinem schmerzenden Rücken lag. »Ich glaube, wir alle können etwas daraus lernen«, sagte sie, »etwa, dass wir uns alle gegenseitig hin und wieder ein wenig nachsichtiger zeigen könnten.«
    Das ließ mich ganz innehalten.
    »Na«, schniefte ich, »so ausgedrückt, klingt das alles so einfach.«
    Dann setzte sie sich wieder in den Sessel, der meinem gegenüberstand, und wir warteten ruhig darauf, dass das restliche Gift langsam in meine Venen tropfte. Es würde nur noch ein paar Minuten dauern.
    Brooke
    So, das sind jetzt meine letzten Worte zu diesem Thema.
    Es besteht keinerlei Grund, weiter darüber zu

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