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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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es die ganze Zeit im Kopf, während José mir die Haare föhnte, Anastasia mich schminkte und auch noch, als ich vor dem Schrank stand und mir meine Garderobe aussuchte (Lammlederblouson und Webpelzhose von Chanel, Madame-Butterfly-Booties von Christian Louboutin, ein Chantilly-Spitzenmantel von Dior). Als Maurice die Autotür hinter mir zuklappte, zog sich mir vor Aufregung der Magen zusammen, und als wir die Innenstadt erreicht hatten, goss ich mir ein kleines Glas Chardonnay ein; die Flasche hatte ich mir aus dem Kühlschrank zu Hause geschnappt. Ich sah mich im Rückspiegel und prostete mir zu.
    »Reiß dich zusammen«, sagte ich zu meinem Spiegelbild. »Er ist auch nur ein Mann, es ist nur dein Geburtstag. Von beidem wirst du in deinem Leben noch genug bekommen.«
    Ich trank gerade das zweite Glas, als wir am Restaurant vorfuhren. Meine Uhr verriet mir, dass es vier nach acht war, was bedeutete, dass ich noch zwei Minuten totzuschlagen hatte. Ich habe immer viel davon gehalten, zu einem Geschäftstermin sechs Minuten zu früh und zu einer Verabredung sechs Minuten zu spät zu kommen. Das sendet in beiden Fällen genau die richtige Botschaft.
    »Sind Sie bereit?«, fragte Maurice.
    »Natürlich«, erwiderte ich. »Warum sollte ich nicht bereit sein?«
    »Keine Ahnung. So wie jetzt habe ich Sie schon länger nicht mehr gesehen.«
    »Sie meinen, so glamourös?«, fragte ich großspurig.
    »Ich meine, so nervös.«
    Ich hatte gehofft, dass es nicht so auffiele. »Seien Sie nicht albern, ich bin doch nicht nervös.«
    Er schwieg.
    »Maurice«, jammerte ich, »wirklich. Ich bin nicht nervös.«
    »Wenn Sie es sagen, Chefin«, meinte er und schniefte missbilligend. »Sind Sie so weit?«
    »Ja«, sagte ich und stürzte den Rest Wein hinunter.
    Rasch kam er herum und öffnete mir die Tür. Es war ein windiger Abend, und ich hob instinktiv die Hand, um meine Frisur vor dem Luftzug zu schützen. Die frische Brise, die Abenddunkelheit, die sich über Manhattan gebreitet hatte, hatten etwas Aufregendes an sich.
    »Ich warte hier«, sagte Maurice, als ich an ihm vorüberging.
    Ich tätschelte ihm die Wange. »Nehmen Sie sich den restlichen Abend frei«, sagte ich. »Wir sehen uns dann morgen früh.«
    »Wovon reden Sie? Wie wollen Sie denn heimkommen?«
    »Es gibt so was wie Taxis«, sagte ich. »Vielleicht haben Sie noch nicht davon gehört, aber nicht jeder Mensch in New York hat einen Chauffeur.«
    »Lassen Sie das, Katherine«, sagte er. »Keine Fisimatenten.«
    »Wovon reden Sie?« Ich sah auf meine Uhr. Es war sechs Minuten nach acht, Zeit, hineinzugehen. »Was soll das heißen?«
    »Sie wissen schon«, erwiderte er. »Wenn ich Sie morgen früh abhole, sollten Sie ein anderes Outfit tragen als das hier. Wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Ich lachte. »Maurice, ab heute gelte ich offiziell als alte Dame. Wenn ich billigen, bedeutungslosen Sex mit einem Fremden haben will, dann mache ich genau das.« Ich zwinkerte ihm zu und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Drücken Sie mir die Daumen. Bis morgen früh dann.«
    »Der Kerl hat keine Chance«, sagte Maurice, und dann saß er wieder im Wagen, aus dem Wind.
    Vor dem Restaurant blieb ich noch einmal kurz stehen und atmete tief durch.
    Möge ich von liebender Güte erfüllt sein
    Möge es mir gut gehen
    Möge ich Frieden und Gelassenheit empfinden
    Möge ich glücklich sein
    Dann ging ich durch die Drehtür, und noch bevor sich meine Augen ganz an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah ich den Typen im blauen Anzug schnurstracks auf mich zukommen. Meine Verabredung lächelte mich beim Näherkommen warm an. Selbstbewusst schob er sich durch die Menge, streckte mir die Hand hin.
    »O Gott«, sagte ich leise. »Das darf doch nicht wahr sein!«
    Brooke
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, rief ich, als Pamela mir sagte, dass der Anruf für mich sei.
    Ich hatte genaue Anweisungen hinterlassen, dass man mich nur im Notfall anrufen sollte. Anscheinend war ein solcher jetzt eingetreten, zumindest nach Pamelas Einschätzung und der meines Babysitters Lourdes. Ich war überhaupt nicht bereit, den Anruf entgegenzunehmen. Nicht weil ich Angst vor dem hatte, was sie sagen könnte. Ich war einfach so vertieft in das, was Pamela und ich gerade taten.
    Mein Leben lang habe ich Sex mit Romantik in Verbindung gebracht, mit Kunst, mit Sanftheit und Ruhe. Die musikalische Begleitung war in meiner Vorstellung immer klassisch gewesen: Mozart ist sexy, Tschaikowsky ist sexy.

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