Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
hinauswerfen, wenn ich jeden Morgen allein schwimmen gehe?«
    Er zögerte. »Natürlich nicht«, sagte er. »Ich heiße es nicht gut, aber ich werde es Ihnen erlauben, unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Wenn Sie morgens fertig sind, ist es Ihre erste Pflicht, mich von Ihrer sicheren Rückkehr in Kenntnis zu setzen.«
    Ich streckte die Hand aus, und er schüttelte sie sanft. »Abgemacht«, sagte ich.
    Und daher ordere ich jeden Morgen mein Frühstück und sorge dafür, dass Mr. Marquez von meiner Rückkehr erfährt. Und bisher ist er noch jeden Morgen kurz darauf erschienen, um mir ungebeten beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.
    »Das ging mir ganz genauso«, sagte er nun, zog zufrieden an seiner Zigarette und hielt sie höflich so weit von mir weg, wie er konnte. »Ich freue mich jeden Tag darauf.«
    »Ich mich auch«, sagte ich.
    Und zu meiner Überraschung dachte ich plötzlich darüber nach, wie es wohl wäre, mit ihm im Bett zu liegen. Ich fragte mich, ob er auch darüber nachdachte. Merkwürdigerweise hätte ich das nicht sagen können. War ich aus der Übung? Aber es war ja nicht so, als wäre ich dreißig Jahre verheiratet gewesen, ich war kaum dreißig Stunden verheiratet. Und davor war ich erst ein paar Monate mit Robert zusammen gewesen. Es ist kaum zu glauben, aber vor genau einem Jahr war ich Single, frei und ungebunden, und zwei oder drei mehr oder weniger interessante Männer waren hinter mir her. Damals hätte ich sicher keinerlei Schwierigkeiten gehabt zu erkennen, welche Absichten ein Mann hegte, wie groß sein Interesse war, ob ich auf einem Date war oder nicht.
    »Wenn ich es mir recht überlege, will ich nun doch ein Glas Wein«, sagte ich, nachdem ich es am Anfang des Abends erst abgelehnt hatte. Ich habe den ganzen Monat keinen einzigen Schluck Alkohol getrunken. Jede Sekunde war erfüllt von Vorbereitungen und Training, aber plötzlich klang ein Glas Wein wirklich verlockend. »Einen frischen, trockenen Wein.«
    »Da weiß ich genau das Richtige«, sagte er und winkte dem Kellner.
    Natürlich kannte er den passenden Wein. Er war so ein Typ. Wenn man genauer darüber nachdenkt, kann man die Männer in Kategorien einteilen, je nach dem, was sie trinken und wie viel sie darüber wissen. Es gibt Biertypen, und wir kennen sie alle: Jungs, mit denen man Spaß haben kann, die allseits beliebt sind, ihre Basecaps mit dem Schirm nach hinten tragen und sich nach einem Softballspiel mit dir zum Dinner treffen. Dann gibt es Whiskeytypen, die nehmen sich sehr ernst und sind von allen Alkoholgenießern die frauenfeindlichsten, ob sie es nun zugeben oder nicht. Männer, die Gin trinken, sind sehr prüde, Männer, die Wodka trinken, sind tiefgründig, und Männer, die Champagner trinken, sind meist ziemlich schwul. Und dann gibt es noch Männer wie Eduardo Marquez, die Wein trinken und eine Menge darüber wissen. Ich war bei einem Scotch-Trinker aufgewachsen, heiratete einen Biertrinker, verabredete mich mit allen anderen, auch dem Champagnertrinker ( ja , er war schwul), aber ich habe noch nicht viel Zeit mit einem Weintrinker verbracht.
    Bis zu diesem Abend.
    »Marco«, sagte Eduardo, »bringen Sie uns eine Flasche von dem 88er aus dem Keller unter meinem Büro.«
    »Oh«, sagte ich und streckte die Hand aus, um ihn aufzuhalten, »bitte, ich will nur ein Glas.«
    »Wenn Sie nicht mehr trinken wollen, ist das kein Problem«, sagte er und schickte den Kellner mit einem Winken fort, »aber wenn Sie nur eine einzige Flasche von unserer Weinkarte probieren wollen, dann müssen Sie die nehmen.«
    »Ich nehme an, dass Sie den Wein normalerweise nicht glasweise verkaufen«, sagte ich.
    »Da haben Sie recht.«
    Ich klimperte mit den Wimpern und lächelte. Himmel, das ist ja kaum zu fassen: Da mache ich einem Mann schöne Augen, der zehn Jahre älter ist als der, den ich geheiratet habe und der selbst schon zu alt für mich war. Seltsam ist es auch, denn Eduardo hat nichts an sich, was mir sonst an einem Mann gefällt. Er ist weder sportlich noch eigensinnig, noch arrogant. Vielleicht war es nur der Zauber des Augenblicks, die Insel, die Meeresbrise und das Rauschen des Ozeans, oder vielleicht war ich einfach von allem, was geschehen war, noch völlig durcheinander. Möglicherweise wurde ich ja auch allmählich klüger. Ich muss einfach glauben, dass auch das möglich ist.

Katherine
    Ich glaube, es stimmt nicht, dass wir nicht nur älter, sondern auch klüger werden.
    Zumindest bei mir ist das nicht

Weitere Kostenlose Bücher