Was uns glücklich macht - Roman
konnte, als ich es meinem Vater war. Vielleicht habe ich ihn geheiratet, weil er mich an meinen Vater erinnert hat.
Das alles ist nicht besonders erfreulich.
Aber es gibt gute Nachrichten. Von diesem Augenblick an bin ich frei. Ich bin im Paradies, ich will nichts anderes als trainieren und Sonne und frische Seeluft tanken. Dazu brauche ich keinen Ehemann, ich muss auch nicht das kleine Mädchen sein, dessen Vater es nicht wollte. Heute, als ich seine Hilfe wirklich nötig hatte, war mein Vater für mich da. Das zählt. Es wiegt nicht alles auf, aber es macht einen Unterschied.
Und so winkte ich dem Manager zu, um ihn um ein Zimmer und einen frischen Teller Obst zu bitten. Ich fühlte mich gut. Noch hatte ich nicht aufgehört zu weinen, aber ich war mir sicher, wenn ich aufhörte, würde alles in Ordnung kommen.
Katherine
Ich würde nicht sagen, dass ich einen Mann suche.
Sie würde ich das auch nicht sagen lassen. Es ärgert mich wahnsinnig, wenn man mich mit Fragen löchert, warum es in meinem Leben keine Männer – oder keinen Mann – gibt. Es ist ja nicht so, als wäre meine Welt unvollständig, nur weil ich sie nicht mit einem Mann teile, und ich finde auch nicht, dass ein Ehemann mich in irgendeiner Weise aufwerten würde. Ich bin eine smarte, erfolgreiche alleinstehende Frau, und ich sehe keinen Grund, mich deswegen zu entschuldigen. Ich brauche mich vor den Männern, mit denen ich im Job konkurriere, nicht zu rechtfertigen, und auch nicht vor den glücklichen Gattinnen, denen ich immer wieder begegne – diesen juwelenbehängten, Birkin Bag tragenden Cheerleadertypen, die miteinander konkurrieren, welches Kind das beste Sommerlager besucht. Und vor meiner Mutter brauche ich mich ganz bestimmt nicht zu rechtfertigen, ihr steht es wirklich nicht zu, irgendjemanden zum Thema Ehe zu belehren. Die Wahrheit ist, ich habe alles, was ich im Leben brauche, und was ich nicht habe, kann ich mir problemlos selbst beschaffen.
Was nicht heißen soll, dass es nicht schön wäre, mein Leben mit jemandem zu teilen. Das wäre es natürlich. Es wäre wunderbar, gegen Ende des Arbeitstags auf die Uhr zu sehen und durchtrieben zu grinsen, weil heute mein Geburtstag ist und ich genau weiß, dass er etwas ganz Besonderes für mich vorbereitet hat. Es wäre himmlisch, nach Hause zu kommen und dort einen schwach erleuchteten Raum vorzufinden, auf dem Tisch eine offene Flasche und zwei funkelnde Gläser, im Hintergrund Musik von Billie Holiday. Das wäre reizend. Offen gesagt, wäre ich schon froh, wenn ich jemanden hätte, der sich erkundigt, wie mein Tag gewesen ist, und die Antwort auch tatsächlich hören will. Die einzigen Leute, die mich je nach meinem Tag fragen, arbeiten für mich.
Das ist aber auch schon alles.
Was ich nicht akzeptieren kann, ist die antiquierte Vorstellung, dass ich als Frau – oder Mensch – weniger wert bin, nur weil es in meinem Leben keinen Mann gibt. Es ist nicht so, als wäre ich nie mit einem Mann zusammen gewesen. Ich hatte mehr als genug Männer, sowohl vor als auch nach Phillip, und bis auf den einen, der mich heiraten wollte und dem ich beinahe mit Pfefferspray das Augenlicht genommen hätte, gab es nur sehr wenig Katastrophen.
Das ist in der Zeit vor Phillip passiert. Ich war damals noch ganz anders, nicht nur, weil ich so jung war, sondern auch, weil ich dem weit verbreiteten mädchenhaften Glauben anhing, der Nachschub an Männern sei unerschöpflich. Ich war zwar nicht wahnsinnig hübsch, aber ich kam ganz gut an – das war schon immer so; ich habe immer gewusst, wie ich meine Schwachstellen kaschieren und meine Vorzüge betonen muss, wie genau ich einen Pulli umlegen, einen Schal drapieren, einen Pferdeschwanz wippen lassen musste. Vielleicht noch besser, ich wusste auch, wie man sich ziert, wie man flirtet, ohne die unnahbare Haltung aufzugeben, die jedes Mädchen, das etwas taugt, mühelos aufrechterhält. Auf dem Gebiet konnte ich mit den besten, ja sogar den hübschesten Mädchen mithalten, und ich war außerdem sehr klug, was die Jungs in der Zeit vor Phillip für eine attraktive Eigenschaft hielten. (Ich habe herausgefunden, dass sich die Männer, je älter sie werden, immer weniger für den Intellekt einer Frau interessieren. Vor Jahren hätte ich gewettet, dass es genau andersherum wäre. Ich finde, je selbstsicherer ein Mann wird, desto mehr sollte er die Herausforderung willkommen heißen, die eine intelligente Frau ihm bietet. Aber irgendwo klaffen da Vorstellung und
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