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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Pfefferspray. Ich glaube, dass Christian in diesem Augenblick dabei oder kurz davor war, mir ewige Liebe zu geloben, jedenfalls achtete er nicht besonders darauf, was ich gerade tat. Und so bekam er eine Ladung Pfefferspray direkt in die Augen. In dem Moment, wo er vor Schmerz aufheulend auf dem Boden zusammenbrach, erkannte ich, wer er war und was er geplant hatte. Es versteht sich von selbst, dass es keine sehr harmonische Trennung war. Seine Augen waren schon feuerrot, bevor ich seinen Heiratsantrag ablehnte, aber bis heute bin ich mir nicht ganz sicher, welchen Anteil das Pfefferspray an seinen Tränen hatte.
    Das also war der Typ, der mich heiraten wollte. Danach kamen noch einige andere, nach Phillip, als ich mir meines Standings nicht mehr ganz so sicher war, und ich muss wohl zugeben, dass ich mich manchmal auf Dinge eingelassen habe, auf die ich nicht so stolz bin. Lassen Sie mich ein paar Beispiele anführen, und dann sagen Sie mir, ob das nach einer Frau klingt, die über eine gesunde Selbstachtung verfügt.
    Da war Alan, der mich in der Paartherapie in die Wüste schickte. Irgendwie war ich nicht auf die Idee gekommen, dass es ein schlechtes Zeichen sein könnte, wenn wir noch vor der Verlobung zur Paartherapie gingen.
    Henry war süß. Ich habe ihm einmal ein Dinner gekocht, er kam an, trennte sich von mir und fragte dann, ob er trotzdem noch zum Dinner bleiben und ein bisschen fernsehen könnte, bis der Verkehr nachgelassen hätte, und ich habe es ihm erlaubt.
    Jack war noch schlimmer. Eines Abends, als wir zum Essen aus waren, versuchte ich, mit ihm Schluss zu machen. Tränenreich hat er es mir ausgeredet. Dann gingen wir nach Hause, schliefen miteinander, und dann erklärte er, ich hätte vermutlich recht gehabt, wir sollten uns trennen.
    Aber keiner hat mich so verletzt wie Phillip. Gott, nicht mal alle zusammen haben mir so wehgetan wie er. Ihn jetzt tagtäglich sehen zu müssen ist manchmal mehr, als ich glaube ertragen zu können. Vermutlich beginne ich deswegen jeden Morgen mit den Worten »Zur Hölle mit dem Scheißkerl«. Gesunde, ausgeglichene Menschen kennen wohl positivere Weisen, den neuen Tag zu begrüßen.
    Vielleicht ist es heute Abend anders. Vielleicht wird es besser. Vielleicht ist dieser Typ, den Marie für mich aufgetan hat, anders als die anderen, und wir verstehen uns auf Anhieb super, er ist witzig, klug und attraktiv, obwohl mir Letzteres gar nicht so wichtig ist, solange er nicht abstoßend ist. Wenn ich seinen Anblick und seinen Geruch ertrage, braucht er nicht auszusehen wie Pierce Brosnan. Eigentlich wäre es mir sogar lieber, wenn er nicht so aussehen würde. Wenn er aussähe wie Pierce Brosnan, würde ich in der Öffentlichkeit ständig die Blicke der anderen spüren, die sich fragten, warum ein Typ, der wie Pierce Brosnan aussieht, nicht mit einer Frau unterwegs ist, die wie Sandra Bullock aussieht. Ich würde ja dasselbe denken. Es ist tatsächlich möglich, dass jemand zu gut aussieht, zumindest was mich betrifft. Zu reich kann man nicht sein, wohl aber zu schön.
    Vielleicht sieht er eher wie Matthew Broderick aus (so witzig), Denis Leary (so männlich) oder Stephen Colbert (ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, die sich zu ihm hingezogen fühlt). Und er wird reizend und klug sein, zu würdigen wissen, wie hart ich arbeite, und er steht auf alte Filme und italienisches Essen, er trinkt trockene Wodka Martinis, trägt elegante Anzüge und hat nur eine Spur von Gesichtsbehaarung, keinen Bart oder so, eher Koteletten oder ein sauber gestutztes Spitzbärtchen. Vielleicht ist er wahnsinnig erfolgreich, und wir werden ein Powerpaar, und dann schickt er mir in den Pausen zwischen seinen Meetings in Hongkong freche SMS , in denen er mir verrät, was er alles mit mir vorhat, wenn er wieder da ist.
    Vielleicht bedeutet das neue Lebensjahrzehnt für mich wirklich einen Neuanfang. Die Vierziger werden meine neuen Dreißiger sein, oder die Dreißiger, die ich verpasst habe, weil ich wegen Phillip Trübsal geblasen habe. Vielleicht wird dies ein Abend, an den ich mich immer erinnern werde, ein Abend, der mein Leben verändert. Das waren die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, und, wirklich, Schlimmeres kann man nicht denken, wenn man auf dem Weg zu einem Blind Date ist. Noch höher kann man die Erwartungen kaum schrauben an jemanden, den man gar nicht kennt – dass er einem das gesamte Leben verändert. Das war unrealistisch, unproduktiv, unvernünftig, und doch hatte ich

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