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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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als alle anderen Frauen, wenn sie es nur bemerken würden.«
    »Kommen Sie«, sagte ich, »ich war in Spanien, in Italien, in Frankreich, Sie können doch nicht behaupten, dass Amerikanerinnen stilbewusster und schöner sind als die Frauen in Europa.«
    »Doch, das kann ich«, erwiderte er und nickte langsam. »Und vermutlich könnte ich auch sagen, dass Sie eben meinen Eindruck bestätigt haben.«
    Ich konnte mich wirklich nicht entsinnen, wie wir auf dieses Thema gekommen waren. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass Eduardo unter seinem Anzug vielleicht nicht so muskulös war, was unter Umständen eine nette Abwechslung sein könnte. Robert war so fest und straff, seine Arme, seine Brust, seine Beine, ich habe immer gedacht, dass mir das gefällt; ich bin eine sportliche Frau, warum sollte ich mich also nicht zu sportlichen Typen hingezogen fühlen? Vielleicht wäre er nicht so fest wie Robert, oder er wäre auch nicht so behaart. Vielleicht war seine Haut glatt wie die Haut einer Frau und würde sich ganz weich anfühlen. Und der Sex mit ihm wäre so, wie er sprach, sanft und elegant, anders als Robert, der im Bett unberechenbar und laut war. Sex mit Robert war wie ein Wettbewerb, für ihn ging es dabei eindeutig um Leistung. Einmal dachte ich sogar, dass ich ihn zählen gehört hätte, als wollte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und den Sex mit einem Bauchmuskeltraining verbinden. Beim Sex mit Robert drehte sich alles um ihn, er initiierte ihn, er bestimmte, wie es laufen sollte, und wenn er fertig war, war es vorbei. Mit Eduardo ginge es vielleicht auch um mich, wenigstens ein bisschen.
    Zu meiner Überraschung hatte ich Schmetterlinge im Bauch, als ich zusah, wie er die Rechnung mit einem eleganten Stift abzeichnete, den er aus der Brusttasche zog. Dann entließ er den Kellner mit einem Winken. Unser Dinner war vorüber, die leere Weinflasche stand mitten auf dem Tisch.
    »Das war sehr schön«, sagte er mit einem Lächeln, das im Kerzenlicht zu glühen schien. »Danke, dass Sie einen so reizenden Abend mit mir verbracht haben.«
    »Das Vergnügen war ganz meinerseits«, sagte ich neutral. Das war mein Plan, mich ganz neutral zu verhalten. Was auch passieren würde, er würde es in die Wege leiten.
    »Darf ich davon ausgehen, dass Sie morgen früh wie üblich trainieren wollen?«, fragte er.
    »Das dürfen Sie.«
    Er nickte und sah auf die Uhr. »Dann sollten wir zusehen, dass Sie auf Ihr Zimmer kommen. Darf ich Sie dorthin geleiten?«
    »Das dürfen Sie«, sagte ich.
    Und er geleitete mich, ein besseres Wort gibt es nicht. Er erhob sich und knöpfte sein Sportsakko zu. Dann streckte er den Arm aus, und ich hängte mich bei ihm ein. Er führte mich durch das Hotel, als brächte er eine Braut zum Altar. Keiner von uns sprach, als wir auf den Aufzug warteten, als sich die Türen schlossen und auf meinem Flur wieder öffneten, auch nicht auf dem Weg zu meinem Zimmer. Sobald wir dort waren, ließ er sanft den Ellbogen sinken und wandte sich förmlich an mich.
    »Lassen Sie mich noch einmal sagen, was für ein schöner Abend das war«, sagte er. »Ich hoffe, wir können das wiederholen, ehe Sie die Insel verlassen.«
    Und er ergriff meine Hand und drückte sie fest zwischen seinen Händen, hob sie langsam an die Lippen und küsste mich ganz sanft auf die Handfläche.
    »Gute Nacht«, sagte er mit einer leichten Verneigung, und dann drehte er sich um und ging langsam zurück zum Aufzug.
    Mit angehaltenem Atem sah ich ihm nach, den ganzen Weg. Ich regte mich nicht, ehe ich die Glocke hörte, mit der sich der Aufzug ankündigte. Und ich hörte zu, wie die Türen aufgingen und sich wieder schlossen, und dann stand ich lange schweigend da und wartete auf Schritte, die nie kamen.
    »Lieber Himmel«, sagte ich und seufzte. »Das war mit Abstand der beste Händedruck, den ich je bekommen habe.«
    Ich fischte den Zimmerschlüssel aus der Tasche und schloss auf. Innen blieb ich vor dem Ganzkörperspiegel stehen. Ich sah großartig aus. Mein Haar war windzerzaust, doch es sah hübsch aus, vor allem in Kombination mit der tiefen Sonnenbräune, die ich entwickelt hatte. Meine Arme sahen besonders gut aus, dünner als je zuvor, und fest. Ich glaube nicht, dass ich jemals besser ausgesehen habe, zumindest entsinne ich mich nicht, wann ich je so glücklich mit meinem Äußeren gewesen wäre.
    Und dann klopfte es sacht an die Tür, und mein Herz tat einen Satz. Keine Frage, warum er zurückgekommen war. Und ich wollte es

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