Was uns glücklich macht - Roman
der Fall.
Schließlich stehe ich hier, vierzig Jahre alt, und bin immer noch so dumm zu glauben, ich könnte von einer heißen Braut in meinem Büro verkuppelt werden, ohne dass dabei etwas anderes als eine Katastrophe herauskommt. Peinlich. Kränkend. Und schlichtweg traurig.
All das habe ich empfunden, als ich das Restaurant betrat und den Mann, mit dem ich dort verabredet war, mit meinem festesten Händedruck begrüßte. Er hieß Ken Walker. Er war groß, was mir gefiel, und er trug einen exquisiten Anzug, königsblau mit hauchzarten grünen Nadelstreifen, eine silbergraue Krawatte und ein kontrastierendes Einstecktuch. Sein Haar war ebenfalls silbergrau, voll, dicht und sauber gescheitelt, als hätte er es sich noch rasch gekämmt, während er auf mich wartete. Seine Hände waren kräftig, seine Handflächen schwielig, seine Nägel jedoch sauber, was auf regelmäßige Maniküre schließen ließ, und die rauen Handflächen legten Golf nahe oder Gewichtheben. Er war in so vieler Hinsicht einfach toll, es gab nur ein offensichtliches Problem, aber es war ein großes, vor allem an ausgerechnet diesem Tag.
Ken Walker war bestimmt sechzig Jahre alt.
Wenn nicht noch mehr.
Falls ihm ein wenig Botox, Selbstbräuner und der richtige Trainer zur Seite standen, konnte er auch schon auf die siebzig zugehen.
Das durfte doch einfach nicht wahr sein.
Den Smalltalk-Teil des Abends nahm ich gar nicht richtig wahr. Jetzt kann ich nicht mehr sagen, wo er arbeitet, obwohl ich noch weiß, dass er Anwalt ist, oder wo er aufwuchs, obwohl ich weiß, dass er nach dem College nach New York zog, oder auf welchem College er war. Er erzählte mir, dass er geschieden sei, was ich bereits wusste, und dass er in der Nähe des Central Parks wohnte, was ich auch wusste. Er erzählte mir, wie gern er meine Assistentin Marie hat, und mir fiel die väterliche Art auf, in der er von ihr redete. Das machte mich wütend. Himmelherrgott, Marie ist rattenscharf mit ihren Titten bis dorthin, und dieser alte Sack redet, als wäre sie die Tochter, die er nie hatte.
Ich hörte Ken gar nicht richtig zu, zum Teil, weil ich in Gedanken noch mal die Unterhaltung durchging, die ich mit Marie morgens im Büro gehabt hatte. Die, in der ich mich zu dieser Misere habe überreden lassen, zu diesem Date mit Kirk Douglas. Als sie ihn beschrieb, hatte sie da nicht gesagt, er sei genau im richtigen Alter? Ich glaube schon. Und das wirft umgehend zwei Fragen auf: Für wie alt hält sie diesen Typen? Und, was mich mehr beunruhigt, für wie alt hält sie mich?
Ich bitte Sie, kann es noch deprimierendere Gedanken als diese geben?
Brooke
Was, frage ich Sie, könnte noch deprimierender sein, als von einem rockigen Aktfotoshooting nach Hause zu eilen, um rechtzeitig wieder nüchtern zu werden, bevor die Kinder heimkommen?
Ich muss zugeben, dass ich mir ein wenig leidtat, als ich den Wagen aus Pamelas Auffahrt steuerte, einen Regenmantel über den Schultern und den Sicherheitsgurt zwischen den Möpsen. Ich komme nicht so oft raus, und wenn, dann ist alles meist total durchgeplant. Da werde ich beispielsweise zu einer speziellen Veranstaltung eingeladen und denke gleich: »An dem Abend mache ich aber Party.« Oder Scott bucht für uns eine Suite in einem schicken Hotel und sagt: »In der Nacht wird es wieder so sein wie früher im College.« Und das ist auch alles gut und schön, es macht Spaß, aber die Wahrheit ist, wenn wir wirklich wieder am College wären, würden wir darum längst nicht so ein Aufhebens machen. Ich erinnere mich an so viele Abende, die ganz unschuldig in der Bibliothek anfingen und damit endeten, dass ein süßer Junge, den ich kaum kannte, an mir herumfummelte.
Worauf ich hinauswill: Ich habe weder beabsichtigt noch erwartet, dass sich diese Fotosession zu einem so tequilalastigen, hemmungslosen Vergnügen entwickeln würde, und das wiederum hat eine Menge dazu beigetragen, dass es so viel Spaß gemacht hat. Und jetzt, wo ich im Schneckentempo nach Hause fuhr, weil ich irre Angst davor hatte, betrunken und halb nackt am Steuer angehalten zu werden, war es vorbei, wegen einer Wiggles-Wackelpuppe.
Das Ironische daran ist, dass sich mein Mann und meine Kinder immer lustig machen über mich, weil ich die Puppen behalte. Wir haben noch Dutzende davon, obwohl meine Kinder schon vor Jahren das Interesse an den Wiggles verloren haben. Doch ich hebe Spielsachen aus jeder Lebensphase meiner Kinder auf. Jedes Weihnachten gehen sie ihr altes Spielzeug
Weitere Kostenlose Bücher