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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Die Luft roch ganz köstlich nach Zucker, falls das möglich ist, oder nach Buttermilch, süß, frisch und sauber. Zuerst hatte ich noch Stöpsel im Ohr, doch ich nahm sie ziemlich bald heraus und verstaute meinen iPod im Rucksack. Das Rascheln unter meinen Füßen, die Vögel, die über mich hinwegflogen, und die Streifenhörnchen, die über den Pfad eilten, waren mehr als genug. Es dauerte knapp drei Stunden, bis ich den See erreicht hatte. Alles genau zu beschreiben würde länger dauern. Das Wasser war so still und glatt, dass es mir den Atem raubte. Wahrscheinlich war ich das Meer und die Flüsse gewohnt, wo es eine Strömung gibt und einen Rhythmus, wo das Wasser einen Klang hat. Das Wasser hier gab kein Geräusch von sich, es hatte keinen Rhythmus, sondern war überwältigend, schmerzhaft still. Es juckte mich in den Fingern, einen Stein hineinzuwerfen, und so tat ich es und sah dann zu, wie sich die Kräuselwellen ausbreiteten, so weit ich blicken konnte. Die Farbe lag jenseits aller Vorstellungskraft. Sie war mir als »smaragdgrün« beschrieben worden, aber das ist untertrieben: Die Farbe war viel voller, lebhafter, so intensiv, dass ich sie fast hätte schmecken können. Auf alle Fälle konnte ich sie spüren. Man weiß, dass einen eine Farbe im Innersten berührt, wenn das Sehen erst am Anfang der Farberfahrung steht.
    Dann hörte ich etwas rascheln, und ich erinnerte mich an Marie. Sie kam zu mir herüber, ließ sich auf das Hinterteil plumpsen und nahm einen großen Schluck aus ihrer Wasserflasche.
    »Na«, sagte ich, »was halten Sie davon?«
    »Ich bin völlig fertig«, erwiderte sie. »Geben Sie mir einen Augenblick Zeit, mich zu erholen.«
    Da fühlte ich mich sogar noch besser. Marie war bestimmt zwölf oder dreizehn Jahre jünger als ich und sehr fit, aber hier saß sie nun im Gras, während ich immer noch stand und mich stark fühlte.
    »Essen wir etwas«, meinte ich und setzte mich auf einen Felsen.
    Die heitere Gelassenheit des Sees, die Gipfel in der Ferne, darunter der Cathedral Peak mit beinahe viereinhalbtausend Metern, das alles war die reine Seligkeit.
    Wir hatten herrliche Lunchpakete im Rucksack: Gourmetsandwiches, Kartoffelsalat mit Vinaigrette, Schokoladeneiweißshakes, mit Sauerstoff angereichertes Wasser. Das Essen war wie Treibstoff, gesund und nahrhaft. Als ich fertig war, fühlte ich mich satt und gestärkt. Diese Wirkung sollte Essen immer auf uns haben und hat es doch viel zu selten. Ich muss mehr Zeit auf Berggipfeln verbringen, dachte ich. Hier oben fühlt sich Essen besser an. Es schmeckt auch besser.
    Als wir mit Essen fertig waren und die Reste in recycelbare Mülltüten gaben, sagte Marie: »Katherine, kann ich Sie etwas fragen?«
    »Natürlich«, sagte ich, auch wenn ihr Ton mir nicht recht gefiel. Sie klang nervös, und ich hatte keine Lust, mir die selige Stimmung verderben zu lassen.
    »Warum haben Sie keinen Mann?«
    Mein Herzschlag, der sich in der stillen Heiterkeit der Berge verlangsamt hatte, verfiel wieder in das hektische New Yorker Tempo. Bumm-bumm. Bumm-bumm.
    »Wer behauptet denn, dass ich keinen habe?«
    »Ich weiß, dass Sie keinen haben«, erwiderte sie. »Und frage mich immer, warum nicht.«
    Abwesend begann ich nach flachen Steinen zu suchen. Früher, beim Campen, war ich ziemlich gut darin, Steine übers Wasser hüpfen zu lassen. Bestimmt konnte ich es immer noch.
    »Wissen Sie, manchmal nehmen die Dinge eben eine merkwürdige Entwicklung«, sagte ich langsam. Und entschied dann, ehrlich zu ihr zu sein, weil es sich falsch anfühlte, neben diesem See und vor diesen Bergen zu lügen, und so sagte ich: »Ich rede mir ein, dass es mir meine Karriere unmöglich macht, eine richtige Beziehung zu führen. Aber das stimmt eigentlich gar nicht. Es wäre schon möglich, wenn die Umstände passen würden. Das haben sie wohl schon lange nicht mehr.«
    »Waren Sie je verheiratet?«, fragte Marie.
    »Nein.«
    »Kurz davor?«
    Ich stand auf, in der Hand fünf, sechs glatte Steine. »Wird das jetzt ein Kreuzverhör?«
    Marie hob die Hände, als wollte sie mich beschwichtigen. »Tut mir leid, Katherine. Ich will nicht, dass Sie sich unwohl fühlen. Es ist nur, dass Sie mir gesagt haben, wir blieben so lange, bis wir den Sinn des Lebens herausgefunden haben, und das klingt recht kompliziert. Und auch wenn ich Sie in mancher Hinsicht sehr gut kenne, in anderer Hinsicht kenne ich Sie überhaupt nicht. Zum Beispiel wusste ich nicht mal, ob Sie geschieden sind oder

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