Was uns glücklich macht - Roman
Leben schon lebenswert macht, aber es fühlt sich gut an.«
Brooke
Ich bin nicht dazu gekommen, ihm die Bilder zu zeigen.
Zumindest nicht gleich. Er fiel über mich her, bevor ich sie ihm zeigen konnte, bevor ich sie überhaupt erwähnen konnte, bevor ich überhaupt irgendetwas sagen konnte, und das war in Ordnung. Wir sind schon lange verheiratet; inzwischen ist unsere beste Kommunikation nonverbal. Zum Beispiel wenn wir auf einer Party sind, er mich ansieht und ich ihm durch meine Miene zu verstehen gebe: Mir reicht’s, gehen wir heim. Oder wenn wir den ganzen Tag mit den Kindern verbringen und sie dauernd miteinander streiten und Scott mir einen Blick zuwirft, der besagt: Ich brauche jetzt eine halbe Stunde Ruhe, sonst muss ich mir einen Zeh abschneiden. Ich kenne ihn, er kennt mich, unsere Blicke können meist genauso viel sagen wie unsere Lippen, manchmal mehr.
Heute Abend wartete auf Scott also zu Hause eine Überraschung. Bestimmt hat er die übliche Geburtstagsfeier erwartet, die aus einem Haus voll selbstgebastelter Schilder besteht und einem Kuchen, den seine Kinder liebevoll gebacken und verziert haben. Bisher hat er sich nie über dieses Programm beschwert, im Gegenteil – ich erinnere mich, wie er letztes Jahr nach einem Geburtstagsessen im Kreis der Familie das Glas hob und sagte: »Was könnte ein Mann sich sonst noch wünschen?«
Selbst die Kinder, damals sieben Jahre alt, verstanden, wie schön das war.
Für mich war es wie Musik in den Ohren, denn ich empfinde genauso. So viele Frauen, die ich kenne, sind unersättlich. Sie verwenden mehr Zeit und Energie auf die Dinge, die sie nicht haben, als das zu genießen, was sie haben. Ich versuche nicht so zu denken. Ich habe einen guten Mann, der mich liebt, ich habe schöne, gesunde Kinder. Was könnte eine Frau sich sonst noch wünschen?
Ich weiß also, dass Scott vollauf zufrieden damit gewesen wäre, zu den Zwillingen und ihrer Mom nach Hause zu kommen, in ein warmes, chaotisches Heim. Doch der heutige Abend sollte anders sein. Heute kam er zu seiner Frau nach Hause, nicht zur Mutter seiner Kinder. Auf dem Tisch, auf dem er immer seine Aktentasche abstellt, habe ich ein Briefchen hinterlassen, feuerrote Tinte auf rosa-weißem Briefpapier. Darauf stand, er solle die Flasche Champagner öffnen, die im Esszimmer auf Eis stand, Krawatte und Schuhe ausziehen und nach oben kommen. Die Tür brauche er nicht abzuschließen.
Ich hörte ihn erst, als er den Türknopf drehte und ins Schlafzimmer kam. Die Flasche hatte er unter dem Arm, die Gläser zwischen den Fingern, das Briefchen zwischen den Zähnen. Er sah mich nicht. Wenn er in die richtige Richtung gesehen hätte, hätte er mich entdeckt, aber er sah zum Bett. Ich lag auf der Chaiselongue. Als die Innenarchitektin, die mir bei der Einrichtung des Schlafzimmers behilflich war, die Chaiselongue beschrieb, sagte sie, sie sei für Sex gedacht. Ich lachte, als sie das sagte, aber es war ihr Ernst. Das war vor sieben Jahren gewesen, und heute Abend würde ich herausfinden, ob sie recht hatte.
Scotts Augen hatten sich noch nicht an das schummrige Licht gewöhnt. Ich sah, wie er blinzelte, mit der freien Hand nach der Kommode tastete, damit er sich nicht das Knie anstieß.
»Brooke?« Seine Stimme war unsicher. Ich atmete tief durch.
»Happy birthday, Mr. President«, sagte ich.
Scott fuhr herum, dass die Gläser zwischen seinen Fingern leise klirrten. Er sah immer noch nicht allzu gut. Vorsichtig trat er auf mich zu.
»Kannst du mich denn nicht sehen?«, hauchte ich.
»Nein.«
Ich knipste die Lampe hinter mir an.
»Wie ist es jetzt?«
Ich lag ausgestreckt auf der Chaiselongue, das rechte Bein über das linke geschlagen, das Haar fiel mir offen auf den Rücken, gelockt, so wie er es mochte. Ich trug einen Morgenrock aus Satin, so hochgeschlossen, dass man nicht sehen konnte, was ich darunter anhatte. Eine Hand hatte ich sanft auf meinem Magen liegen, die andere auf dem Tischchen neben der Chaiselongue. Unter meinen Fingerspitzen befand sich die rosa Samtschachtel. In der Schachtel waren die Bilder.
»Möchtest du ein Glas Champagner?«, fragte er. Seine Stimme war tief, aber ich konnte hören, dass er sich darum hatte bemühen müssen.
»Sehr gern«, sagte ich.
Er goss die beiden Gläser ein, reichte mir ein Glas und blieb neben mir stehen. Er stellte die Flasche auf das Tischchen, gleich neben die Samtschachtel. Dann kniete er sich neben die Chaiselongue, damit sein Gesicht auf derselben
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