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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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auch sagen, dass es wirklich den Anschein hat, als wärst du ohne Hintergedanken gekommen, ohne eigennützige Motive für deine Karriere oder so. Anfangs war ich nicht dieser Ansicht, aber jetzt schon, und das beeindruckt mich ebenfalls. Du hast das wirklich für mich gemacht, und das ist mir wichtig. Und die Dinge, die du gesagt hast, wie du sie gesagt hast, waren genau richtig. Du hast dich für genau die richtigen Dinge entschuldigt, auf genau die richtige Art, daher glaube ich, dass dir wirklich bewusst ist, was du getan hast, und dass es dir aufrichtig leidtut. Und das ist das Beste von allem. Also, vielen Dank, so merkwürdig das klingt. Weil du dir die Mühe gemacht hast und mir das geholfen hat und noch helfen wird. Alles wird dadurch sehr viel weniger schrecklich, und mehr kann ich unter diesen Umständen wirklich nicht verlangen.«
    Und damit war ich fertig. Das war alles, was ich zu diesem Thema zu sagen hatte. Plötzlich war ich müde, vielleicht zum ersten Mal, seit ich in dem Hotel angekommen war und mit dem Training begonnen hatte.
    Robert war von der Couch aufgestanden und kam auf mich zu. Wieder erkannte ich seine Miene: Nun war er schwer auf Verführung aus. Er trat vor mich hin und sah mir seelenvoll in die Augen. Er hob die Hand und wischte mir sanft über die Wange, als wollte er mir die Tränen trocknen. Aber ich weinte gar nicht.
    »Also«, sagte er, »dann stellt sich jetzt wohl die Frage: Was ist mit uns ?«
    Ich starrte ihm direkt in die Augen. »Wir befinden uns jetzt in einer sehr viel besseren Lage als davor«, sagte ich. »Das ist alles.«
    Er zuckte ein wenig zusammen. Wir starrten uns in die Augen, und ich erkannte, wie er nach irgendeinem Ansatzpunkt suchte, irgendeinem Raum für Verhandlungen. Mein Blick bohrte sich unverwandt in seinen. Es gab keinen Raum, für nichts.
    »Können wir nicht wenigstens Freunde bleiben?«, fragte er.
    »Das halte ich für wenig sinnvoll«, sagte ich. »Diese Phase meines Lebens möchte ich sauber abschließen. Ich werde aus ihr lernen, ich werde mich immer an sie erinnern, aber sie wird mir nicht kostbar sein. Und auch wenn ich dich weder hasse noch dir etwas Böses wünsche, habe ich kein besonderes Interesse daran, je wieder mit dir zu reden.«
    Wir starrten uns immer noch an, aber das war jetzt eher eine Formalität. Er war es, der als Erster den Blick abwenden musste, und nach einer Weile tat er es dann auch. Er senkte den Blick und nickte, und dann drehte er sich langsam um und setzte sich Richtung Tür in Bewegung.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte er, über die Schulter gewandt.
    »Der Triathlon findet nächste Woche statt, danach kehre ich nach New York zurück.« Seine Hand lag auf dem Türknopf. »Alles Gute«, sagte er.
    »Ich wünsche dir viel Glück«, sagte ich. »Und wenn du je für die Präsidentschaft kandidierst, sage ich nette Sachen über dich.«
    Er drehte sich noch einmal zu mir um, die Hand immer noch an der Tür. Sein Blick war umwölkt, als müsste er gleich weinen. Nicht hier vor mir, sondern später.
    »Wirst du sie auch so meinen?«, fragte er.
    Ich lächelte nur. Ich brauchte es nicht zu sagen. Wir beide kannten die Antwort.
    Katherine
    Auf einem Pferd zu sitzen erinnert mich immer an meinen Vater.
    Meine Mutter hat panische Angst vor Pferden, immer schon. Sie mag Tiere generell nicht. Wenn ich mich recht entsinne, hat sie einmal gesagt, wenn eine Katze sie auf eine spezielle Art ansähe, müsste sie ins Krankenhaus.
    Mein Vater hingegen liebte Pferde, war ein richtiger Pferdenarr. Etwa einen Kilometer von dem Haus, in dem wir während meiner Kindheit wohnten, war ein Pferdestall. Wir verbrachten dort unzählige Samstagnachmittage miteinander, mein Dad und ich. Meine Mutter machte uns immer Pfannkuchen zum Frühstück, und wenn das Wetter schön war, gingen wir beide danach Hand in Hand zu den Pferden. Als ich klein war, sind wir zusammen ausgeritten, ich vor ihm im Sattel. Ich kann immer noch das Lederfett riechen, die omnipräsenten Pferdeäpfel und das Aftershave, das mein Vater benutzte, alles miteinander vermischt. Wenn Sie mich bitten würden, meine Kindheit zu schildern, zumindest die schönsten Seiten, würde ich den Geruch dieser Samstagnachmittage beschreiben.
    Mit neun nahm ich zum ersten Mal an einem Turnier teil und fuhr damit fort, bis Dad wegging. Er ermutigte mich weiterzumachen, aber ich war nicht mehr mit dem Herzen dabei. Außerdem, selbst wenn ich gewollt hätte, hätte es mir meine Mutter verboten.

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