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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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so.«
    Daran war ich jetzt wohl selbst schuld. »Nein, nicht geschieden. Nie verheiratet. Einmal habe ich einen Antrag bekommen, aber vom falschen Mann. Den richtigen Mann hatte ich auch eine kleine Weile, aber dann entschied er, dass ich nicht die richtige Frau für ihn bin, und das war’s dann.«
    »Haben Sie ihn geliebt?«
    »O Gott, ja.«
    Sie lächelte. »Also das ist interessant«, meinte sie. »Er hat Ihnen das Herz gebrochen?«
    Ich schleuderte einen Stein. Er hüpfte sehr schön über den See. Es hatte etwas sehr Beruhigendes zu beobachten, wie sich die Wellen immer weiter entfernten.
    »Ja«, sagte ich schließlich. Ich stand dem Wasser zugewandt, mit dem Rücken zu Marie. »Er hat mir das Herz gebrochen.«
    Sie hielt inne. Ich konnte hören, wie sie hinter mir atmete.
    »Na los, fragen Sie mich schon, was passiert ist«, sagte ich. »Es macht mir nichts aus, es Ihnen zu erzählen.«
    Und so fragte sie, und ich erzählte es ihr. Seit Phillip vor etwa zwanzig Jahren Phil geworden war, erzählte ich nun zum ersten Mal jemandem, der nicht meine Therapeutin war, was geschehen war, von den Unsicherheiten und den Lügen und schließlich dem Ende. Ich sah Marie dabei nicht an, warf nur einen Stein nach dem anderen in den See. Als ich fertig war, drehte ich mich um und sah, dass sie Tränen in den Augen hatte.
    »Es tut mir so leid, dass Ihnen das passiert ist«, sagte sie leise.
    »Ja«, meinte ich, »das war schon ziemlich beschissen.« Ich ging ein paar Schritte auf sie zu und ließ mich auf einem Felsen nieder. Ich legte ihr den Arm um die Schultern. »Aber warten Sie«, sagte ich, »das Beste habe ich Ihnen noch gar nicht gesagt.« Marie sah mir in die Augen, und ich sagte: »Ich habe Ihnen den Namen noch nicht gesagt.«
    »Ich kenne ihn?«
    »Ja.«
    Da richtete sie sich kerzengerade auf. »Kenne ich ihn gut?«
    »Nicht so gut wie ich.«
    Sie beugte sich vor und legte mir die Hände auf die Knie. »O Gott, Katherine, wer ist es denn?«
    Ich lächelte. »Phillip Rogers.«
    Es dauerte einen Augenblick. Niemand nannte ihn mehr bei seinem vollen Namen. Dann fiel der Groschen, und sie riss die Augen so weit auf, dass ich befürchtete, sie könnten ihr gleich aus dem Kopf fallen. Sie blinzelte wie verrückt und schüttelte den Kopf und nickte, als hätte ich ihr gesagt, sie hätte im Lotto gewonnen.
    »Sie reden von Phil?«
    »Genau.«
    »Unserem CEO ?«
    »Genau.«
    »Entschuldigen Sie den Ausdruck«, sagte sie, »aber verarschen Sie mich?«
    »Ich verarsche Sie nicht, meine Liebe«, sagte ich, stand auf und klopfte mir den Staub vom Hintern. »Ich verarsche Sie nicht.«
    Marie saß eine Weile schweigend da und sagte dann schließlich: »Es muss schrecklich hart für Sie sein, ihn jeden Tag im Büro zu sehen.«
    »Manchmal glaube ich, es wird mir zu viel. Dann glaube ich, dass ich kündigen muss. Ich hätte es beinahe getan, mehrmals. Er hat Berge versetzt, um mich zu halten, ich weiß nicht genau, warum. Ich denke gern, es kommt daher, dass er meint, es sich nicht leisten zu können, mich zu verlieren. Aber genauso oft glaube ich, es hat mit unserer Vergangenheit zu tun, dass er nicht loslassen kann oder Schuldgefühle hat. Vielleicht auch beides.«
    »Ich weiß nicht, wie Sie es fertigbringen.«
    Ich lachte. »Vielleicht mache ich mich eines Tages auch einfach aus dem Staub. Ziehe nach Connecticut, oder auch hierher.«
    »Das können Sie nicht machen«, erklärte sie in ernstem Ton. »Es würde uns alle umbringen.«
    »Die Bank würde es bestimmt überleben.«
    »Ich rede nicht von der Bank. Ich meine uns . Die Frauen, die dort arbeiten. Sie beflügeln uns alle.«
    »Seien Sie nicht albern«, erklärte ich. »Die meisten können mich doch nicht ausstehen.«
    »Nein, das stimmt nicht«, widersprach sie energisch. »Sie finden Sie toll, weil die Männer Sie fürchten. Sie sind die einzige Frau, die ich kenne, vor der Männer Angst haben.«
    Es war ihr ernst damit, das spürte ich. »Na, so toll, wie es immer heißt, ist das auch nicht.«
    »Dass es hart ist, glaube ich gerne«, sagte sie. »Aber wir brauchen Sie, Chefin.«
    Ich schlenderte ein wenig herum, sah zu Boden, auf die blaugrauen Steine, das weiche Gras, die Schatten, die die riesigen Kiefern warfen, überallhin, nur nicht zu Marie. Dann schaute ich in den Himmel, nahm die Sonnenbrille ab und ließ mir von der goldenen Sonne das Gesicht wärmen. »Also, das fühlt sich gut an«, sagte ich mit geschlossenen Augen. »Ich bin mir nicht sicher, ob es das

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