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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hat und wir den Song »Maybe« aus voller Brust gesungen haben? Wie können sie einfach so weitermachen, als wäre es ein ganz normaler Tag? Wissen sie denn nicht, dass alles anders ist?
    Diese Art von anders hasse ich.
    Aber das heutige anders liebe ich. Heute Abend ist es endlich so weit. Heute ist Scotts Geburtstag. Heute Abend bekommt er sein Geschenk. Gleich beim Aufwachen verspürte ich ein Kribbeln im Bauch. Dann fuhr ich die Kinder in die Schule, schaute auf dem Rückweg im Bioladen vorbei und bei Soleil Toile Lingerie, wo ich etwas Besonderes für unter meinen Morgenmantel kaufte, räumte das Schlafzimmer auf, richtete den Kamin, stellte Kerzen auf, wählte Musik aus. Dann legte ich das Buch, das Pamela aus den Fotos gemacht hatte, in eine Samtbox, schnürte das Band, klemmte die Geburtstagskarte darunter fest, die die Kinder gebastelt hatten. (»Ich hab für dich unterschrieben«, erklärte Megan ihrem Bruder. Zwillinge sind so komisch.) Dann brachte ich die beiden zu meiner Mutter, wo sie übernachten sollten. Wenn Scott heimkommt, sind wir unter uns. Und es wird anders werden als jeder andere Abend. Auf die gute Art. Ich werde ihn noch nicht einmal bitten, die Tür zu verschließen.
    Samantha
    Zurück im Hotelzimmer, kehrte ich die Sitzverteilung um.
    Diesmal setzte ich mich auf den Stuhl in der Raummitte und ließ ihn auf der Couch Platz nehmen. Auf der Couch fühlte er sich offensichtlich um einiges unwohler als auf dem Stuhl. Männer wie Robert wissen, wie man aufrecht auf harten Stühlen sitzt, wie man die Bügelfalte schont, wie man verhindert, dass das Jackett im Rücken nach oben rutscht. Vermutlich kommt das von der jahrelangen Erfahrung in Klassenzimmern, Vorstandsetagen oder, wie in Roberts Fall, Gerichtssälen. Auf Sofas fühlen sie sich bei weitem nicht so wohl. Egal wie distinguiert der Mann ist, egal wie gut gekleidet, wenn man ihn auf einer Couch sitzen sieht, schaut er trotzdem aus, als wollte er deinen Vater um Erlaubnis bitten, dich zum Abschlussball ausführen zu dürfen.
    Nun saß Robert in meinem Hotelzimmer auf der Couch, zog an seinen Kleidern, versuchte seine Hose, sein Hemd und das Sportsakko glatt zu streichen. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen, und seine Miene verriet vorsichtigen Optimismus. An diese Miene erinnere ich mich. Er setzte sie gern in Debatten ein, wenn er von seinem Gegner angegriffen wurde. Sein Blick besagte, dass er, egal was gesagt wurde, bereit war, darauf zu antworten. Ich konnte es ihm vom Gesicht ablesen: Er wusste , dass ich ihn zurücknehmen würde.
    »Robert, es hat mir tatsächlich sehr geholfen, dass du hergekommen bist. Mehr als ich gedacht hätte. Wenn du mich gestern gefragt hättest, ob dein Kommen für mich einen Unterschied machen würde, hätte ich nein gesagt. Aber das wäre ein Irrtum gewesen, aus mehreren Gründen. Einmal komme ich mir nun weniger dumm vor. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, wie ich mich in so ein totales Arschloch habe verlieben können. Und nun sehe ich, dass du wenigstens kein totales Arschloch bist. Dein Charakter ist nicht ganz mies, und das ist gut für mich. Es bedeutet, dass ich mir wieder trauen kann. Von daher hast du mir geholfen.«
    Ich weiß nicht warum, aber ich stand auf und begann, beim Reden auf und ab zu gehen. Ich sah Robert nicht an. Ich starrte auf den Boden, während ich jedes Wort sorgfältig abwog.
    »Auf irgendeine merkwürdige Art habe ich jetzt sogar mehr Respekt für dich als vorher, bevor das alles passiert ist. Ich weiß nicht, wie viele Männer dasselbe getan hätten wie du. Ich glaube, viele Männer wären einfach weggeblieben, weil es einfacher ist.«
    »Jetzt mach mich nicht zum Helden«, sagte Robert.
    »Sei still«, erwiderte ich. »Du hast vorhin alles richtig gesagt. So möchte ich es in Erinnerung behalten.«
    Er lächelte und machte diese kleine Geste vor den Lippen, als würde er den Mund zuschließen und den Schlüssel wegwerfen.
    »Ein Held bist du bestimmt nicht«, fuhr ich fort, »aber du könntest tatsächlich ein anständiger Mensch sein, oder zumindest ein Mensch, der noch über einen Hauch von Anstand verfügt. Wenn du nicht hergekommen wärst, hätte ich das nie erfahren. Darüber freue ich mich auch.«
    Beim Sprechen überkam mich ein Gefühl großer Ruhe, und ich entspannte mich. Und ich erkannte, sosehr ich mich diesen Monat darauf konzentriert hatte, mich zu entspannen, war es mir in Wirklichkeit nicht gelungen. Jetzt jedoch entspannte ich mich.
    »Ich will dir

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