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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ist es wohl vorbei, gewissermaßen, und ich wusste, wie es ausgehen würde. Morgen würde ich am Wettkampf teilnehmen, und es würde wunderbar werden, daran hatte ich keinerlei Zweifel. Dann würde ich zurückkehren in die Welt und von vorn beginnen. Und selbst wenn ich eines Tages an diesen Ort zurückkehrte, könnte ich doch niemals in diese Zeit zurückkehren. Dieser Ort hat mich gerettet. Er hat mich genährt, mich zu mir selbst und über mich hinaus geführt, er hat einen besseren Menschen aus mir gemacht, und sobald ich die Insel verlasse, wird er für mich für immer verloren sein. Ich wäre so gern geblieben, hätte gern den Rest meines Lebens hier verbracht, aber ich wusste, dass das nicht ging, denn das hier war nicht mein Leben. Die Wochen, die ich hier verbracht habe, waren eine Vorbereitung, obwohl ich noch nicht wusste, worauf. Aber ich war mir sicher, dass sie für irgendetwas gut sein würden, und wenn es so weit war, würde ich wissen, wofür.
    Ich ging bis zum Ende des Strands und wieder zurück, mehr als fünf Kilometer über Sand, und als ich zurückkehrte, entdeckte ich Eduardo, der auf mich wartete. Er trug ein weißes Jackett und schirmte die Augen mit den Händen vor der Sonne ab. Der Wind hatte am Nachmittag etwas aufgefrischt und blies ihm das Haar aus dem Gesicht. Er war immer so adrett, dass es irgendwie verkehrt schien, ihn windzerzaust zu sehen.
    »Sie sehen sehr lässig aus«, sagte ich zu ihm, »Sie sollten das öfter tun.«
    »Ich verbringe nicht viel Zeit am Strand«, erklärte er. »Aber da es Ihr letzter Tag ist, mache ich gern eine Ausnahme.« Er klang traurig. Man musste ihn schon ein wenig besser kennen, um es aus seiner Stimme herauszuhören, aber ich konnte es hören. »Haben Sie alles, was Sie brauchen?«
    »Alles mit Kohlenhydraten wird heute verputzt. Heute Morgen habe ich Pfannkuchen gegessen, ich glaube, mein Stoffwechsel wäre beinahe in Schockstarre verfallen. Ich habe so viel Energie, dass ich aus der Haut fahre, wenn das Rennen nicht bald anfängt.«
    »Ich habe den Küchenchef gebeten, heute Abend etwas ganz Besonderes für Sie vorzubereiten«, sagte er. »Frische Pasta, hausgemacht, mit einer köstlichen Sauce aus Sahne und frischem Gemüse. Es schmeckt wunderbar. Er kocht es immer an meinem Geburtstag.«
    Ich legte eine Hand auf Eduardos Wange.
    »Wann möchten Sie es sich aufs Zimmer bringen lassen?«, fragte er.
    »Etwa um fünf«, sagte ich. »Ich versuche, um acht ins Bett zu kommen. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt schlafen kann, aber ich versuche es. Ich komme dann um fünf runter zum Frühstück.«
    »Ich sorge dafür, dass die Küche für Sie bereit ist.«
    Meine Hand lag immer noch an seiner Wange. Ich schob ihm die andere um die Taille, barg mein Gesicht an seiner Schulter und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich weinte und weinte, und es fühlte sich wunderbar an. Eduardo sagte gar nichts, hielt mich nur sanft um die Taille.
    Er überließ mir die Entscheidung, wann ich aufhören wollte, und so schmiegte ich mich an sein Jackett, in seine Umarmung, seinen Geruch, bis die Tränen versiegten, und dann noch ein bisschen. Es fühlte sich so gut an, gehalten zu werden.
    »Vielen Dank für alles«, sagte ich, mein Gesicht immer noch an seiner Schulter. »Durch Sie ist das alles so wunderbar gewesen.«
    Er antwortete nicht, was ihm gar nicht ähnlich sah, und so blickte ich zu ihm hoch und entdeckte zu meiner Überraschung, dass er auch weinte. Leise, man konnte es nicht hören, aber so nahe, wie ich ihm war, stand außer Frage, dass er Tränen in den Augen hatte. Ich hatte so eine Ahnung, dass er es, wenn ich ihn gefragt hätte, auf die Sonne geschoben hätte, aber das wäre gelogen gewesen. Ich legte mein Gesicht wieder an seine Schulter und ließ mich von ihm festhalten. Es gab keinen Grund, etwas dazu zu sagen. Es gab keinen Grund, überhaupt etwas zu sagen.
    Katherine
    Wenn es etwas gibt, worauf ich stolz bin, dann auf meine musikalische Glaubwürdigkeit.
    Und damit meine ich, dass ich auf echten, unverfälschten Gangsta-Rap stehe. Ja, ich bin eine Weiße aus Greenwich, ich habe keine Tattoos und habe auch noch nie einen abgeknallt, aber mich zieht es zum Hip-Hop, seit ich zum ersten Mal »The Message« von Grandmaster Flash gehört habe. Ich kenne das Genre gut genug, um eine Hip-Hop-Sendung im Lokalradio zu moderieren. Von Grandmaster Flash zu Sugarhill Gang, Run-D.M.C, Public Enemy, N . W . A., Tupac Shakur, Biggie Smalls, Snoop Dogg und Jay-Z, ich

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