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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Retriever ist das das reinste Paradies. Es war einer dieser Frühlingstage, die am Nachmittag heiß zu werden versprechen, an denen man aber um neun Uhr morgens noch einen leichten Pullover braucht. Lucy und ich streiften etwa eine halbe Stunde durch den Wald, dann kehrten wir nach Hause zurück. Im Schlafzimmer wartete auf mich eine Massageliege.
    Ich bekam die Massage, dann kam Edith mit dem Champagner. Wir tranken ihn zusammen und befassten uns anschließend eine Stunde mit meinem Haar. Und nun liege ich auf dem Bett, sehe zu, wie meine engelhafte Tochter zurechtgemacht wird, damit sie die Brautjungfer ihrer Mutter sein kann. Sie sieht so glücklich aus, wie ich mich fühle. Und warum auch nicht? Von ihren Freunden ist die Hälfte der Eltern geschieden, allein im letzten Jahr haben sich zwei weitere getrennt. Ich habe befürchtet, es könnte den Kindern peinlich sein, wenn ihre Eltern ihr Eheversprechen erneuern, aber zu meiner Freude betrachten sie es als das, was es ist: die verdammt bessere Alternative.
    Jared ist unten bei seinem Vater. Er ist ebenso stolz wie seine Schwester: acht Jahre alt und Trauzeuge des Vaters. Das war der erste Gedanke, der mir in den Kopf kam: Diesmal können die Kinder daran teilnehmen. Das mag kitschig sein, aber es ist perfekt.
    Die Hochzeit ist anders als unsere erste, mehr eine Cocktailparty mit einem Pfarrer auf der Gästeliste. Sechs Paare, nur unsere engsten Freunde, sind eingeladen, und Mutter. Insgesamt fünfzehn, wenn man die Kinder mitzählt. Siebzehn mit Scott und mir. Und der Pfarrer gäbe den achtzehnten ab, wenn er zum Essen bleibt. Wir haben ihm gesagt, dass er uns willkommen sei, er sagte, er würde sich spontan entscheiden.
    Inzwischen ist Edith mit Megan fertig, und meine Tochter ist so schön, wie ich sie noch nie gesehen habe. »Edith, das ist vollkommen«, sage ich und setze mich selbst wieder auf den Stuhl, damit sie mich fertig frisieren kann. Es ist fast so weit. Wir werden um sechs zum zweiten Mal getraut, haben dann eine Stunde für die Cocktails, und dann gibt es ein herrliches Dinner. Die anderen sind schon hier, genießen hoffentlich die Häppchen. Wer kann schon nein sagen zu Garnelen im Speckmantel? Und Räucherlachs auf Gurke? Und jeder Menge Champagner.
    In etwa zwanzig Minuten gehe ich auch nach unten. Megan wird vor mir runtergehen und ankündigen, dass es jetzt so weit ist. Wir haben keine Musik, schreiten auch nicht den Mittelgang hinunter, alle setzen sich einfach, und ich trete zu Scott in die Mitte des Raums. Er wird meine Hand nehmen, die Kinder stehen neben uns, und Reverend Walsh wird ein paar Worte darüber verlieren, wie erfrischend es in diesen Zeiten ist, ein Paar zum zweiten Mal zu trauen, das nicht geschieden ist. Und dann lachen alle, denn es ist ein ziemlich guter Spruch. Anschließend wird er darüber reden, wie besonders es ist, dass die Kinder dabei sind, besonders für sie und besonders für uns, und wenn ich heute überhaupt weine, dann an dieser Stelle. Aber das macht nichts, Scott bekommt vermutlich auch feuchte Augen, und wenn nicht, dann wird Pamela auf dem Sofa schluchzen, ich bin also nicht allein. Und dann wird der Pfarrer fragen, ob Scott und ich versprechen, den Rest unseres Lebens zusammenzubleiben, und wir sagen ja, und danach gibt es Steak und Seebarsch für alle. Es wird wunderbar sein.
    »Das«, sage ich zu Edith und erhebe das Glas, während sie letzte Hand an meine Frisur legt, »ist der schönste Tag meines Lebens.«
    Samantha
    Ich habe keine Ahnung, warum ich anfing zu packen.
    Der Triathlon ist morgen. Nach New York fliege ich erst einen oder sogar zwei Tage später. Ich habe mir noch nicht mal einen Flug rausgesucht. Gut möglich, dass ich erst in einer Woche aufs Festland zurückkomme. Und doch, aus irgendeinem Grund habe ich gestern Abend das Bedürfnis verspürt, meine Sachen zusammenzusuchen.
    Vielleicht ist es nur nervöse Energie; ich tue etwas, einfach weil ich jetzt irgendwie aktiv werden muss. Ich erinnere mich gut an dieses Gefühl, ich war ja mal eine richtige Sportlerin. Sport begeistert mich immer noch, aber früher hatte ich mir Ziele gesetzt, während ich mich jetzt einfach gern an der frischen Luft bewege. Früher habe ich ständig an Wettkämpfen teilgenommen, habe trainiert, geübt, hatte Teamkolleginnen, habe Siege und Niederlagen gezählt. Das gefiel mir sehr. Ich habe das Magenkribbeln geliebt, das ich vor jedem größeren Fußballspiel hatte. Ich habe außerdem Lacrosse gespielt, Hockey,

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