Was uns glücklich macht - Roman
dem Tisch liegen, während wir in einem reizenden Café namens Peaches Knuspermüsli, Joghurt und Mehrkornpfannkuchen frühstückten. Das Handy vibrierte so heftig, dass das Besteck daneben klirrte, und Marie nahm es zerstreut in die Hand, um nachzusehen.
»Das ist eine SMS «, sagte sie. »Ich vergewissere mich nur, dass es kein Notfall ist.«
Dann quollen ihre ohnehin schon vorstehenden Augen noch weiter hervor, und ich bekam Angst, es könnte sich tatsächlich um einen Notfall handeln, aber sie wirkte nicht verstört, sondern fasziniert. Sie sah aus, als hätte sie sich einen Thriller in einem stillen Kino angesehen und erst jetzt herausgefunden, wer der Mörder war.
Schließlich sah sie auf und lächelte. »Was ist denn?«, fragte ich sie.
Sie schaute wieder auf ihr BlackBerry. »Ich habe keine Ahnung, wie Sie darauf reagieren werden«, sagte sie. »Ich zeige es Ihnen einfach.«
Vorsichtig reichte sie es mir, als hätte sie Angst, ich könnte es fallen lassen, wenn sie nicht aufpasste.
»Was zum Teufel ist los?«, fragte ich, bevor ich hinsah. »Sie machen mich ganz nervös. Sind es schlechte Nachrichten? Werde ich mich aufregen? Sie wissen, ich habe keine Lust, mich hier draußen aufzuregen.«
»Lesen Sie es einfach«, sagte sie. »Sie werden sich nicht aufregen.«
Also las ich es. Und regte mich nicht auf.
Brooke
Als ich klein war, wollte ich Clown sein.
Wie im Zirkus. Ich habe die Clowns immer geliebt, weil ich das Make-up so toll fand. Für Make-up hatte ich schon immer eine besondere Schwäche, manchmal denke ich, ich habe den Beruf verfehlt. Ich hätte nach Hollywood gehen und Maskenbildnerin werden sollen. Ich glaube, das hätte mir einen Riesenspaß gemacht. Ich hätte wahnsinnig gern einen attraktiven Schauspieler in einen Werwolf oder Zombie verwandelt, aber auch das weniger aufsehenerregende Zeug getan, wie die Schauspielerinnen so hübsch wie möglich aussehen zu lassen. Das hätte mir gefallen.
Als junges Mädchen fand ich Make-up unglaublich glamourös. Wahrscheinlich weil Mutter mir nicht erlaubt hat, welches zu tragen, überhaupt keins. Weder zur Kirche noch zur Schule, noch zu Pyjamapartys, noch nicht mal allein zu Hause.
»Das ist für Frauen«, sagte sie immer, wenn ich ihre Bürstchen oder ihren Lippenstift befingerte. »Du bist noch keine Frau. Sei ein Kind. Du hast noch genug Zeit, eine Frau zu sein.«
Diesen Weg habe ich bei meiner Tochter nicht eingeschlagen. Megan durfte schon mit drei mit Make-up spielen, ich habe ihr Lipgloss, Lidschatten und Rouge gekauft und sie nach Herzenslust damit hantieren lassen. Es bereitet mir immer große Freude, meine Tochter geschminkt zu sehen, aber nie mehr als heute.
Während ich auf dem Bett liege, Lockenwickler im Haar, Champagner in einem Eiskübel auf dem Beistelltisch, sehe ich zu, wie Edith Megans Gesicht schminkt. Edith ist meine Stylistin, sie macht mir seit fünf Jahren die Haare, meist im Salon. Das ist das erste Mal, dass sie zu mir nach Hause kommt. Aber besondere Gelegenheiten erfordern besondere Gefälligkeiten, und noch besonderer kann es kaum werden.
Megans Augen glänzen so sehr; sie sind groß wie meine, doch hat sie das Glück, die türkisblauen Augen ihres Vaters mitbekommen zu haben. Ich sehe zu, wie Edith einen Hauch Mascara aufträgt, ein wenig Farbe auf die Wangenknochen, eine Spur Lidschatten. Nichts Grelles, nichts, was die angemessene Menge Make-up für ein achtjähriges Mädchen übersteigen würde, Edith kennt die Grenze genau. Wir haben das eine Stunde am Telefon besprochen, damit ich mir heute deswegen keine Sorgen zu machen brauchte.
Heute muss ich mir überhaupt keine Sorgen machen. Ich wachte allein in meinem Bett auf, Scott hatte die Nacht im Hotel verbracht. Der Bräutigam darf die Braut nicht vor der Hochzeit sehen, auch nicht beim zweiten Mal.
Ich stieg vierzig Minuten aufs Laufband, während Scott die Kinder zum Frühstück in das Diner mitnahm. Sie aßen Pfannkuchen, glaube ich, allerdings hat er mir versprochen, darauf zu achten, dass sie ihre Rühreier essen. Ich bin nicht sicher, ob ich ihm da vertrauen kann; Scott würde auch einen Schuh aufessen, wenn man Ahornsirup drübergibt, und diesen bedauerlichen Geschmack hat er an die Kinder weitervererbt. Aber heute ist nicht der richtige Tag, darüber zu streiten. Sollen sie doch Schokoriegel essen, wenn sie wollen, ich bin viel zu guter Laune.
Nach dem Training habe ich Lucy zu einem langen Spaziergang in den Wald ausgeführt. Für einen Golden
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