Was uns glücklich macht - Roman
ein wenig Basketball, aber am liebsten hatte ich Fußball. Beim Basketball stand das Dribbeln im Vordergrund, beim Lacrosse der Schläger. Beim Fußball war es das Laufen, und das mochte ich schon immer ganz besonders gern. In der Highschool war ich in Greenwich die beste Fußballspielerin. Vor den Spielen konnte ich nie stillsitzen, dauernd musste ich mit irgendetwas herumzappeln, auf und ab gehen, auf der Stelle laufen, und genauso empfinde ich jetzt auch. Ich kann nicht stillsitzen, ich kann meine Hände nicht ruhig halten, und so packe ich heute Abend die Koffer, obwohl ich noch gar nicht so weit bin, irgendwohin zu reisen.
Ein paar der Dinge, die ich mitgebracht habe, amüsieren mich jetzt. Aber ich bin ja in die Flitterwochen gefahren, zumindest damals, als ich gepackt habe. Daher die ganzen Dessous. Himmel, sieht das alles unbequem aus! Spitzenhemden, Rüschenhöschen, sexy Tangas, dazu drei Paar High Heels und extravaganter Schmuck für die Dinner bei Kerzenschein. Nichts davon hatte ich an, kein einziges Mal. Ich habe nur Sport- BH s getragen, Tops, Laufschuhe und Shorts. Zum Dinner ziehe ich mir nur schnell Jeans über. Geschminkt habe ich mich auch nicht, nicht einmal an dem Abend, als ich mit Eduardo zum Dinner verabredet war. All die Kleider, der Schmuck, das Make-up wirken alt auf mich, wie uralte Fundstücke aus einem Leben, das es vor Urzeiten gegeben hatte, jetzt aber ausgestorben ist. Wer war die junge Frau? Was hat sie gedacht? Was hat sie gewollt? Wo ist sie jetzt?
Und wohin geht sie?
Das ist die Frage, auf die es wirklich ankommt. Ich kann mich daran erinnern, wer sie war; woran ich mich am besten erinnere, ist, dass sie nicht so genau wusste, was sie eigentlich wollte. Ihre Arbeit gefiel ihr, aber sie erfüllte sie nicht. Sie wünschte sich einen Mann und fand einen, aber er stellte sich als der falsche heraus. Doch selbst wenn nicht, wäre das nicht die Antwort gewesen. Wenn ich jetzt gründlich über sie nachdenke, wird mir klar, dass die Frau, die diese Kleider trug, nicht wusste, was sie wollte; meist ging sie durchs Leben in der Hoffnung, dass sich das, was sie sich wünschte, von selbst bei ihr einstellen würde. Jetzt erkenne ich, dass das ein Fehler war. Man kann nicht einfach die Augen schließen und hoffen, dass sich alles von selbst ergeben wird. Das ist eine gute Strategie, wenn man aus dem Flugzeug springt, aber sein Leben kann man so nicht führen. Um irgendwohin zu gelangen, braucht man erst einmal ein Ziel. Dann kann man sich überlegen, wie man dorthin gelangen möchte. Das sind also meine nächsten Schritte. Beim Triathlon mitmachen, nach Hause zurückkehren, mir dort überlegen, wohin ich will und wie ich dorthin komme.
Ich war fertig mit Packen und tigerte wieder im Zimmer umher, als es an die Tür klopfte.
Ein leises Lächeln spielte um meine Lippen. Endlich war er gekommen. Und ich wusste, was ich tun wollte. Ich wollte zur Tür gehen. Das hatte ich die ganze Zeit gewollt, die ich hier gewohnt hatte. Ich hatte keinerlei Zweifel. Langsam ging ich durch den Raum, atmete tief durch, öffnete die Tür. Und wieder einmal raubte mir der Mann, der auf der anderen Seite stand, den Atem.
»Hallo, Sweetie«, sagte er.
»Hallo, Daddy.«
»Du hast doch wohl nicht geglaubt, ich ließe dich das alles ganz allein durchziehen?«
Ich schmiegte mein Gesicht an seine Brust und ließ mich von ihm festhalten. So sehr, dass mir das Atmen ein wenig schwerfiel, aber nicht so schwer, dass ich mir gewünscht hätte, er würde loslassen. Nur weniges im Leben ist perfekt. Das hier war nahe dran. In gewisser Weise war dies der schönste Moment meines Lebens.
Katherine
Hatten Sie je eine Offenbarung?
Lassen Sie es sich gesagt sein, es ist unglaublich.
Bestimmt gibt es viele unterschiedliche Offenbarungen, etwa in Form einer religiösen Statue, die echte Tränen weint, oder eines Bilds, das zu atmen scheint, und bestimmt gibt es auch entsetzliche Offenbarungen, die ich mir lieber gar nicht vorstellen möchte, da meine plötzliche Erkenntnis mich mit der Wucht einer Tonne Ziegelsteine überwältigt hat, und wenn sie entsetzlich gewesen wäre, wäre ich damit vielleicht nicht fertiggeworden.
Für mich war es ein Augenblick der Klarheit, ein Moment, in dem ich erkannte, wie sehr ich mir selbst im Weg gestanden habe – und wie lang. In diesem Augenblick habe ich endlich verstanden, was Dr. Gray mir erklärt hat, und all die anderen Therapeuten vor ihr, nämlich dass ich die Kontrolle über
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