Was uns glücklich macht - Roman
er.
»Verdammte Scheiße«, sagte ich. »Ich sterbe, oder?«
»Ich mache mir Sorgen, Katherine. Niemand sagt, dass Sie sterben«, erklärte er. »Ich stehe in zehn Minuten vor dem Eingang in die Madison Avenue.«
Eine halbe Stunde später betrat Dr. Armitage meine Wohnung, hinter ihm kam mein Chauffeur. Mein Blick richtete sich direkt auf Maurice. Ich wollte sein Gesicht sehen, so wie ich immer auf die Stewardess blicke, wenn es im Flugzeug irgendwelche Turbulenzen gibt. Wenn die Stewardess ruhig wirkt, muss doch alles in Ordnung sein, oder? Doch Maurice sah mich nicht an, er starrte angelegentlich zu Boden. Ohne ein Wort schlurfte er zu einem Stuhl, setzte sich mühsam und sah auf seine Füße.
»Ich habe Maurice gefragt, wer Ihr engster Freund ist«, sagte der Arzt. »Er sagte, das sei er.«
»Das stimmt«, sagte ich, obwohl mir die Worte in der Brust stecken bleiben wollten. »Warum muss er dabei sein?«
»Wir müssen besprechen, was sich auf dem MRT gezeigt hat, und manches davon wird vielleicht ein wenig kompliziert«, sagte er. »Vier Ohren hören mehr als zwei, das ist oft nützlich.«
»Sagen Sie es mir einfach«, erklärte ich. »Das Theater hat jetzt lang genug gedauert, ich kann nicht mehr warten.«
Dr. Armitage nahm die Brille ab. »Wir haben etwas entdeckt, was mir Sorgen macht«, erklärte er, »ein paar Anomalien. Es scheint, als hätten Sie einen Tumor an der Wirbelsäule.«
»Ich habe Krebs?«
»Das ist sehr wahrscheinlich, ja«, sagte er.
Die Art, wie er es mir sagte, hatte etwas wunderbar Sanftes. Obwohl seine Miene unbewegt war und er diese Rede, wie ich mir dachte, wahrscheinlich jeden Tag hielt, war seine Stimme voller Mitgefühl.
»Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass an der Wirbelsäule ein Tumor entsteht«, fuhr er fort. »Normalerweise kommen diese Dinger von anderswoher, meist ist es Brustkrebs. Jedenfalls sollten Sie umgehend einen Onkologen aufsuchen. Ich habe mit meinem Freund Dr. Richard Zimmerman gesprochen, er ist der beste Onkologe der Stadt. Er kann Sie morgen empfangen. Bis dahin gebe ich Ihnen etwas gegen die Schmerzen und etwas gegen die Angst. Das Beste, was Sie tun können, ist, dass Sie sich so gut wie möglich entspannen. Und rufen Sie mich an, wenn Sie irgendwelche Fragen haben.«
Ich hatte keine Fragen.
Oder vielleicht so viele, dass ich nicht wusste, wo ich anfangen sollte.
Jedenfalls sagte ich nichts.
Maurice meldete sich zu Wort. »Doktor, man hat ihr Zolpidem verschrieben. Ich glaube, es wäre ganz wichtig für sie, dass sie heute Nacht schlafen kann. Wäre es in Ordnung, wenn ich ihr eine davon gäbe?«
»Natürlich«, hörte ich den Arzt sagen, aber ich dämmerte schon weg. Ich hätte auch ohne Pillen schlafen können. Und das tat ich, hier auf dem Sofa, noch in Kleidern, mit Schmuck und geschminkt. Maurice ließ mich dort liegen, doch als ich aufwachte, stellte ich fest, dass eine weiche Decke über mich gebreitet war und ich unter dem Kopf ein Kissen aus dem Schlafzimmer hatte.
Am nächsten Nachmittag ging ich zu Dr. Z, dem freundlichsten Mann der Welt. Er erklärte mir mit seinem schweren Brooklyn-Akzent, dass er Arzt geworden war, weil seine geliebte Mutter an Brustkrebs gestorben war. Auf ihrer Beerdigung beschloss er, dass er sein Leben der Aufgabe widmen wollte, andere Frauen im Kampf gegen diese Krankheit zu unterstützen. Und ich dachte mir, manchmal trifft man unter den schlimmsten Umständen die besten Leute. Ich wünschte, ich hätte das schon vor langem erfahren. Es macht die Sache zwar eigentlich nicht besser, aber dann eben doch, irgendwie.
Nach Dr. Zs einleitenden Worten holte er die Ergebnisse der MRT und legte sie auf den Tisch. Dann bat er mich, Shirt und BH auszuziehen, und untersuchte meine Brüste.
»Ist Ihnen dieser Knoten aufgefallen?«, fragte er, als er eine Stelle seitlich der rechten Brustwarze abtastete.
»Nicht besonders«, erwiderte ich.
Es war mir zu peinlich, die Wahrheit zu sagen, die da war, dass ich ihn überhaupt nicht bemerkt hatte. Ich weiß, dass ich regelmäßig meine Brüste abtasten sollte, aber ich mache es nicht, habe es nie gemacht. Natürlich war das dumm von mir, aber wenn es sich recht überlegt, auch nicht dümmer, als zwanzig Jahre lang einem Mann nachzutrauern. Wir begehen jede Menge Dummheiten. Darüber dachte ich nach, während er weiter mit Daumen und Zeigefinger an meiner Brust herumdrückte. Für eine wahrhaft intelligente Frau mache ich eine Menge dummes Zeug.
Dr. Z lehnte sich zurück,
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