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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sogar beinah geweint. Ich jedenfalls hatte Tränen in den Augen.
    »Das ist meines Wissens die beste Entscheidung, die Sie je getroffen haben«, sagte sie, »ganz egal, was dabei herauskommt. Ich werde Sie sehr vermissen, aber ich hoffe trotzdem, dass wir uns nie wiedersehen.«
    Bevor ich ihre Praxis verließ, erzählte ich ihr beinahe beiläufig, dass mir mein Rücken in letzter Zeit zunehmend Schwierigkeiten bereitete, so sehr, dass es mich beim Sport behinderte. Ich sagte ihr, ich hätte den Arztbesuch hinausgeschoben, weil ich befürchtete, es könnte irgendeine Nervensache sein oder fortgeschrittener Bandscheibenverschleiß, der eine Operation erforderlich machte, worauf ich längere Zeit nicht aufs Laufband könnte, und ich war nicht sicher, ob ich das ertragen könnte, doch inzwischen seien die Schmerzen so stark geworden, dass sie mich eher früher als später ohnehin einschränken würden.
    »Gehen Sie zu Ihrem Arzt, ehe Sie New York verlassen«, sagte sie zu mir. »Beginnen Sie Ihr neues Leben, ohne dass irgendetwas einen Schatten darauf wirft.«
    Es schien mir ein guter Rat zu sein.
    Am nächsten Tag ging ich zu meiner Ärztin. Sie sagte, ich müsste zum Physiotherapeuten und dass ich dort vermutlich vor Ende des Monats einen Termin bekommen könnte.
    »Nein, Sheila«, sagte ich zu ihr, »ich verlasse New York viel früher, und ich habe nicht vor, so schnell zurückzukommen. Wir müssen das auf der Stelle klären.«
    Sie sagte mir, dass sie keine Möglichkeit sähe, auf die Schnelle überhaupt etwas zu klären, aber man könne ja ein, zwei Schritte überspringen. Sie wolle mich röntgen und zu einem MRT überweisen. Sie verschrieb mir auch ein Schmerzmittel, das sie als »Aleve auf Steroiden« beschrieb. Ich wollte eine nehmen, wenn mich die Schmerzen zu sehr beeinträchtigten. An diesem Abend nahm ich zwei, mit einem Glas Weißwein, und schlief ein, während ich mich darauf freute, meinen Job zu kündigen.
    Als ich aufwachte, fühlte ich mich großartig. Das Schmerzmittel war wie ein Wunder; so entspannt hatte ich mich schon seit Monaten nicht mehr gefühlt. Mühelos, ohne Schmerzen trainierte ich vor dem Frühstück vierzig Minuten auf dem Laufband. Mittags hatte ich einen Termin beim Radiologen, sodass mir gerade genug Zeit blieb, meinen CEO auf Trab zu bringen und meinen Job zu kündigen. (Ich sollte dazusagen, dass ich mich vor allem auf die Gelegenheit freute, ihm ins Gesicht zu sagen, dass ich fertig hier war. Ist eine lange Geschichte. Auch eine gute, voll Sex und Verrat, aber ich habe jetzt keine Zeit, sie zu erzählen.)
    Ich ging direkt in sein Büro.
    »Ich muss Phil sofort sprechen«, sagte ich zu seiner naiven Assistentin, laut genug, dass es jeder auf dem Flur hören konnte.
    »Oh, ähm, also«, sagte sie, neben einer ganzen Reihe anderer bedeutungsloser Worte, bei denen die Leute Zuflucht suchen, wenn sie verblüfft und hilflos sind.
    »Das ist äußerst hilfreich«, sage ich ätzend. »Drücken Sie einfach den Knopf und sagen Sie, dass ich auf dem Weg zu ihm bin.«
    Was dann kam, war wie eine Szene aus einer schlechten Sitcom. Danielle (die Assistentin) stand auf und begann auf die Tür zuzurennen, die ihr kleines Büro von dem großen Heiligtum trennt. Ich stand der Tür näher als sie, doch sie war ziemlich schnell und meinte es ernst. Sie hätte mich sogar eingeholt, wenn nicht die zwölf Zentimeter hohen Hacken ihrer Jimmy Choo Lizzy Leather Pumps gewesen wären. (Ich hab die auch schon getragen; sie sind nicht zum Rennen gemacht.) Die Frau tat drei rasche Schritte auf mich zu, und im nächsten Augenblick fiel sie mit dem Gesicht voraus auf den Teppich, landete mit lautem Plumpsen zwischen mir und der Tür. Ich brauchte nur über sie drüberzusteigen, was ich genussvoll tat.
    Doch davor kniete ich kurz neben ihr nieder. »Alles, was Sie über mich und Phil gehört haben mögen, ist wahr«, zischte ich lächelnd, »und wenn Sie das schon wussten, aber darauf bestanden, mich all die Jahre trotzdem zu quälen, dann kann ich nur sagen, zum Teufel mit Ihnen .«
    Dann ging ich hinein und sagte dem Mann, der beinahe mein ganzes Leben ruiniert hatte, dass ich nicht länger für ihn arbeitete. Kann ein Tag noch schöner anfangen?
    Ich bin ein wenig müde und ein wenig traurig bei dem Gedanken, hier aufzuschreiben, was dann kam. Wenn es hier draußen jemanden gibt, der sich dafür interessiert, soll er es mir bitte sagen. Wie ich sehe, gibt es hier die Möglichkeit, Persönliche Nachrichten zu

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