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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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bitten, so etwas zu tun. Denn die Wahrheit ist doch die, man weiß gar nicht, was sie wirklich von einem denken, und vermutlich ist das auch besser so.
    Auch wenn ich nicht weiß, ob ich mich dem Ganzen allein stellen kann, weiß ich doch, dass ich lieber das versuchen würde, als meine Mutter um Hilfe zu bitten. Ich habe ihr noch kein Wort gesagt, und ich habe es auch nicht vor. Wenn ich sterbe, bekommt sie es schon mit, wenn jemand sie zur Beerdigung einlädt.
    Was ich also sagen will: Ich weiß nicht, ob ich wirklich schon bereit bin, den Arzt aufzusuchen, alles zu erfahren, Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen und dann ganz allein mit der Behandlung anzufangen. Ich bin sicher, dass ich mich morgen oder übermorgen dazu aufraffen werde. Ich werde hingehen, weil ich ja hingehen muss. Aber es würde mir alles viel leichter fallen, wenn mich jemand begleiten würde. Der mitschreibt. Und die Fragen stellt, an die ich nicht denke. Und vielleicht meine Hand hält. Meine Hand hat schon lange keiner mehr gehalten. Ich weiß, dass wir uns nicht kennen, daher macht es mich ein wenig verlegen, das zu sagen, aber im Moment glaube ich, dass du meine beste Chance bist. Vermutlich meine einzige Chance. Wenn du also Lust hättest, dich morgen in der Stadt mit mir zu treffen, ich würde dich zum Lunch einladen, dann könnten wir uns unterhalten, und wer weiß, was dann passiert.
    Vielleicht rettest du mir tatsächlich das Leben.
    – – –
    Persönliche Nachricht
    Von: Samantha R.
    An: Katherine E.
    BrustKrebsForum.org
    – – –
    Wann und wo treffen wir uns?
    Samantha
    Hoffentlich bin ich nicht zu auffällig zurückgezuckt, als der Kellner mich an den Tisch führte. Es ist nur, wenn ich im Restaurant – Michael’s auf der East Side – auf irgendeine Frau hätte tippen dürfen, hätte ich Katherine wohl als letzte genommen. Sie sah so gesund aus, so wohl proportioniert und gepflegt – überhaupt nicht ungesund oder unsicher oder überhaupt un-irgendetwas.
    Sie reichte mir die Hand, und ich nahm sie. Ihr Griff war fest, so wie mein Vater Hände schüttelt, aber als es dann Zeit wurde loszulassen, gab sie mich nicht frei. Sie hielt meine Hand eine Spur länger, als sie es normalerweise getan hätte, das weiß ich. Das macht der Krebs mit einem. Er bringt einen dazu, die Hand eines anderen länger als üblich zu halten, egal wie gut man aussieht.
    »Es ist nett von Ihnen … dir, dass du dich mit mir triffst«, sagte sie.
    »Es ist komisch«, sagte ich, während ich ihr gegenüber an dem sonnigen Tisch mit dem herrlichen Liliengesteck Platz nahm, »ich habe das Gefühl, als sollte ich das zu dir sagen. Ich weiß, das ergibt keinen Sinn, aber irgendwo glaube ich, ich bin diejenige, die dankbar sein sollte.«
    Ich lachte ein wenig. Katherine lächelte nicht einmal. Sie sah nicht so aus, als würde sie oft lächeln, selbst vor der Diagnose nicht.
    »Hier kommt meine Geschichte«, sagte sie. »Ich bin Single. Ich habe meinen Job gekündigt, am selben Tag, an dem ich die Diagnose bekam. Das Timing hat sich für mich als ziemlich ungünstig erwiesen, aber daran kann ich jetzt nichts mehr ändern. Ursprünglich hatte ich geplant, in den Westen zu gehen, zu einem Mann, den ich gerade kennengelernt habe, und daraus wird jetzt ja wohl auch nichts. Um es kurz zu fassen: Ich bin ganz allein und muss mit der Sache hier fertigwerden. Und irgendetwas sagt mir, dass ich ohne Unterstützung an einen Punkt gelange, wo ich einfach aufgebe. Ich denke, ich suche nach jemandem, der mich an den besonders dunklen Tagen unterstützt und mir sagt, dass es sich lohnt, weiterzukämpfen.«
    Ich hörte ein Klirren und dachte erst, jemand hätte etwas Kleingeld fallen lassen, doch dann bemerkte ich, dass es Katherines Besteck war. Ihre Haltung war gelassen, ihre Stimme ruhig, ihre Miene ausdruckslos, doch ihre Finger waren in panischer Unruhe. Sie spielte mit der linken Seite ihres Gedecks, rollte die Gabel wie wild in der Hand herum, und ich glaube, sie merkte es nicht einmal, hörte auch nicht das Klirren. Ich musste daran denken, wie ich als kleines Mädchen einmal auf dem Land gewesen war und mein Vater und ich die Enten im Teich beobachteten. Mein Vater sagte mir, Enten seien sein großes Vorbild.
    »Unter der Oberfläche paddeln sie wie wild mit den Füßen«, sagte er, »aber man sieht es ihnen überhaupt nicht an.«
    Ich streckte den Arm aus und legte meine Hand auf ihre, und dann hörte ich, wie ihr der Atem stockte. Ihre Hand entspannte

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