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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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als er fertig war, und nahm die Brille ab. »Okay«, sagte er mit unveränderter Stimme, sodass man keine Rückschlüsse aus seinem Ton ziehen konnte, »so geht es jetzt weiter: Wir müssen ein Blutbild und noch ein paar weitere Tests machen, wir sollten dem Knoten in Ihrer Brust Gewebe entnehmen, und vielleicht müssen wir auch noch weitere Biopsien machen.«
    »Tut mir leid, Doktor, aber ich dachte, es ginge um meine Wirbelsäule und meine Knochen.«
    »Meist nimmt der Krebs irgendwo im Körper seinen Ausgang und breitet sich von dort aus. Zum Beispiel ist Leberkrebs ziemlich selten. Normalerweise fängt Leberkrebs anderswo an, zum Beispiel in der Brust.«
    »In meinem Fall wollen Sie mir also sagen, ich habe Brustkrebs, der schon in die Knochen gestreut hat?«
    In diesem Augenblick glaubte ich, eine winzige Gefühlsregung bei ihm wahrzunehmen. Er schien besonders hart zu schlucken, bevor er antwortete: »Das müssen wir herausfinden. Wir schicken Sie zu einer Biopsie, danach brauchen wir ein CT von Brust und Bauch und eine Knochenszintigrafie. Am Ende der Woche kommen Sie wieder, dann besprechen wir die Ergebnisse.«
    Ich könnte eine Menge über die folgenden Tests erzählen, die kalkige Flüssigkeit, die ich trinken musste, und die Nächte, die ich nur mit Schlafmitteln überstand, aber das bringt ja nichts. Am Freitag war ich wieder bei Dr. Z, und er sagte mir in nüchternem Ton, ich hätte Brustkrebs, der sich vermutlich zur Wirbelsäule ausgebreitet hatte.
    Erstaunlich war, dass ich in diesem Augenblick überhaupt keine Reaktion verspürte. So ähnlich wie bei Angeklagten im Gerichtssaal, die für schuldig befunden und zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt werden und nie schreien oder weinen oder auch nur zusammenzucken. Ich habe mich immer gefragt, wie sie so unbewegt bleiben können, aber jetzt verstehe ich es. Es liegt daran, dass sie es schon wissen. Genau wie bei mir. Ich wusste bereits, was Dr. Z mir sagen würde, noch ehe ich einen Fuß in seine Praxis setzte.
    »Wollen Sie damit sagen, ich bin todkrank?«, fragte ich.
    »Ich will sagen, dass Sie eine Krankheit haben, die wir nicht heilen können«, sagte er. Ich konnte erkennen, dass er diese Ansprache schon oft gehalten hatte. »Das heißt nicht, dass wir sie nicht behandeln können, wir können sie oft jahrelang in Zaum halten, aber auf Grundlage dessen, was wir jetzt wissen, ist es eine unheilbare Krankheit.«
    Ich wollte ihn fragen, wie viel Zeit ich noch hatte, doch die Worte blieben mir im Hals stecken.
    »Sie sollten wissen, Katherine«, fuhr er fort, »dass die Forschung jedes Jahr, jede Stunde enorme Fortschritte macht. Wir werden Sie behandeln, wir werden Ihnen alles so angenehm wie möglich machen, wir werden dafür sorgen, dass Sie Ihr Leben so leben können, wie Sie wollen, und wir schöpfen Mut aus der Tatsache, dass wir vor fünf Jahren sehr viel weniger für Sie hätten tun können als heute. Und damit will ich sagen, wir haben allen Grund zu der Annahme, dass wir nächstes Jahr mehr für Sie tun können als dieses, und im Jahr darauf noch mehr. Das ist jetzt unser Spiel.«
    Ich schloss die Augen und fragte: »Und wie viel Zeit, glauben Sie, haben wir, um es zu spielen?«
    Er lächelte. »Haben Sie Sinn für Humor?«
    »Manche Leute halten das für meine beste Eigenschaft.«
    »Okay, dann sage ich Ihnen, wenn Sie mich jetzt fragen, wann Sie sterben werden, werde ich Ihnen sagen, wenn ich das wüsste, würde ich mir an diesem Tag schon jetzt freinehmen, weil da immer so viel Papierkram anfällt. Und dann würden Sie lächeln – so wie jetzt –, und ich würde Ihnen sagen, dass ich keinen Gedanken darauf verschwende, wann Sie sterben werden. Für uns ist jetzt einzig und allein wichtig, wie Sie leben werden.«
    So, Samantha, dies ist meine Geschichte. Ich war noch nicht wieder bei ihm. Ich werde wieder hingehen, morgen oder vielleicht übermorgen. Bisher habe ich es einfach nicht geschafft. Ich habe überhaupt nichts geschafft. Ich habe die Wohnung nicht verlassen, kaum etwas gegessen, kaum geschlafen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie mir zumute ist. Was ich sagen kann , das ist, dass ich Angst habe, nicht tun zu können, was der Arzt von mir verlangt. Weil ich so allein bin. Ich habe weder Mann noch Partner, noch eine Schwester, noch einen Pfarrer. Maurice kann ich nicht da reinziehen, er ist ein wunderbarer Mann, aber er ist mein Chauffeur, ich kann ihn nicht mit alldem belasten. Man kann Leute, die für einen arbeiten, nicht

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