Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was uns nicht gehört - Roman

Was uns nicht gehört - Roman

Titel: Was uns nicht gehört - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel , Kimche AG <Zürich>
Vom Netzwerk:
Hotelbar aufbrachen.
    «Nein», erwiderte ich, «was denn?»
    «Du denkst, dass wir zwei verlorene Seelen sind und dass sich diese Seelen jetzt gefunden haben, aber so ist es nicht.»
    Ich blieb stehen und sah Maria nach, wie sie langsam weiterging. Schief, wie mir schien, ihr ganzer Oberkörper hing ein wenig nach links, dabei trug sie die Tasche mit ihren Konzertrequisiten auf der anderen Seite.
    Nach ein paar Metern blieb auch sie stehen und drehte sich zu mir um.
    «Das denkst du doch, oder?»
    «Nein», sagte ich, «das denke ich nicht», und wirklich, das dachte ich nicht. Nicht, dass wir uns gefunden hatten und noch weniger, dass ich eine verlorene Seele war. Vielleicht verlief mein Leben im Moment nicht in schwindelerregenden Höhen, aber was hieß das schon.
    Maria nickte. «Gut», sagte sie, «das wollte ich nur geklärt haben.»
    «Und du», fragte ich, «was denkst du?»
    Sie kam auf mich zu und sah mich ernst und durchdringend an, aber schon im nächsten Moment lachte sie. «Ich denke, dass du ein bisschen müde bist», sagte Maria.
    «Ja», erwiderte ich, «Zeit fürs Bett», und erschrak im selben Moment über meine Worte und kurz darauf ein zweites Mal, als Maria mich unterhakte und weiterzog.
    «Das meine ich nicht», sagte sie, «das weißt du.»
    Ich nickte, und als wir keine fünf Minuten später vor ihrem Wagen standen, spürte ich, dass ich trotz der Abendkühle schwitzte.
    Maria schlief lange. Länger als ich am vergangenen Morgen, länger als ein erwachsener Mensch nach meiner Vorstellung eigentlich schlafen konnte, aber auch wenn ich mir auf ihrer dünnen Matratze langsam den Rücken krummlag, wich ich nicht von ihrer Seite. Auf keinen Fall wollte ich verpassen, wie sie neben mir aufwachte, selbst wenn es erst am Nachmittag sein würde. Ich war geduldig wie selten in meinem Leben, und als Maria schließlich die Augen aufschlug, war es tatsächlich bereits ein Uhr. Wir sahen uns einige Sekunden reglos an, reglos und stumm, und obwohl ich anders als Maria schon drei Stunden wach lag, war sie es, die als erste ihre Sprache wiederfand.
    «Scheiße!» Sie ließ sich auf den Rücken rollen und schlug sich ein wenig theatralisch die Hand vor die Stirn. «Ich habe mir immer geschworen, nie mit einem Groupie ins Bett zu gehen, und jetzt ist es doch passiert.»
    «Ich bin ein Groupie?»
    «Ja, klar», sagte sie, «ich bin der Star, und du bist der Groupie, entweder ist man das eine, oder man ist das andere, so ist das im Showgeschäft.»
    Ich setzte mich auf und stieß mir den Kopf an einem Regalbrett, das an meiner Seite über Marias Bett angebracht war und auf dem sich in wilder Unordnung Stapel von Büchern türmten, von denen mir eins in den Schoß fiel. Ohne einen Blick darauf zu werfen, legte ich es zur Seite.
    «Und was», fragte ich, «will der Groupie vom Star?»
    «Der Groupie will angezogen neben dem Star schlafen und am nächsten Morgen darauf warten, dass der Star aufwacht. Aber der Star ist sehr erschöpft und steht nie vor Mittag auf, was der Groupie natürlich nicht versteht, weil er eben ein Groupie ist und kein Star. Eine Weile überlegt der Groupie sich, davonzuschleichen, schließlich hat er noch ein paar andere Dinge vor an diesem Tag, aber dann bleibt er doch. Es kommt ja nicht oft vor, dass er mit einem Star die Nacht verbringt, im Grunde genommen nie, da will er keinen Fehler machen. Der Groupie bleibt und wartet, und als der Star neben ihm endlich aufwacht und ‹Scheiße› sagt, denkt er, dass er vielleicht doch lieber gegangen wäre, aber dafür ist es ja nun zu spät.»
    Maria lachte. «Und jetzt sag du mir, was der Star vom Groupie will.»
    Ich kreuzte meine Füße und überlegte, aber mir fiel nichts ein. Noch nicht einmal, als Maria ihre Decke zur Seite schlug und ihren froschgrünen Starkörper zeigte. Sie zog ihre Beine an und machte ein paar gymnastische Übungen, und ich war erstaunt, wie beweglich sie war.
    «Keine Ahnung», sagte ich schließlich, «ich kenne mich nicht aus mit Stars.»
    Maria klappte ihre Beine nach oben und ließ sie über ihren Kopf nach hinten fallen. So verharrte sie einige Sekunden, dann rollte sie sich in einem akrobatischen Manöver über ihre linke Schulter aus dem Bett.
    «Ich mich auch nicht», sagte sie lachend und ein bisschen zerzaust, «aber vielleicht wollte ich, dass der Groupie eine Zeitlang mit mir mitfährt und mich ein bisschen bei Laune hält. So eine Art Reisegroupie mit Hang zum Nützlichsein.»
    Maria bedeutete mir mit

Weitere Kostenlose Bücher