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Was vom Tode übrig bleibt

Was vom Tode übrig bleibt

Titel: Was vom Tode übrig bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Anders
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Böden. Und dann gingen wir nach Hause, fest davon überzeugt, dass das eigentlich reichen sollte.
    Eine Woche später waren wir wieder da. Und es war nicht so, dass unsere Arbeit vollkommen vergeblich gewesen wäre, man merkte schon eine spürbare Verbesserung. Doch auf einer Skala von null bis zehn, bei der null kein Geruch ist und zehn unser Startgestank, waren wir bislang allenfalls bei drei. Das war zwar nicht unerträglich, aber man roch schon, dass in dem Zimmer jemand wesentlich länger gewohnt als gelebt hatte. Und so, dass kein Mieter Lust haben würde, hier ein Kinderzimmer einzurichten. Es war eine Enttäuschung.
    Wegen der unerfreulichen Lage war diesmal nicht nur der Vermieter dabei, sondern auch der Handwerker, der den Estrich behandelt hatte und der genauso enttäuscht und ratlos war wie wir. Als Erstes teilte ich dem Vermieter mit, dass er sich wohl von seinem Holzfenster würde verabschieden müssen. Das roch immer noch deutlich nach Leiche. Aber genauso einig waren wir uns alle, dass der Geruch nicht nur von dem Fenster kommen konnte. Er steckte noch immer in der Wand und in der Decke. Ich nahm meinen Spachtel und setzte ihn an der Decke an. Und dabei stellte ich fest, dass das keine normale Decke war, sondern eine Art Kunststoffverputz. Wenn schon Silikon ein ideales Geruchsversteck war, dann war es der Kunststoffverputz erst recht. Wir beschlossen, ihn zu entfernen. Blieben noch die Wände. Mir war schleierhaft, wieso die Chlorbleichlauge so erbärmlich versagt hatte. Dem Handwerker ging es genauso. » Nicht zu fassen«, sagte er, » dabei haben wir die sogar noch gestrichen.« In dem Moment muss ich ein ziemlich dämliches Gesicht gemacht haben.
    » Sie haben was?«, fragte ich ihn.
    » Wir haben die Wand schon gestrichen gehabt«, sagte er stolz, » sogar mit Nikotinsperre!«
    Mir fiel der Kinnladen auf die Brust. Auf der Wand war also eine Spezialfarbe, entwickelt für die Renovierung von Wohnungen, in denen viel geraucht worden war, um den Rauchergilb abzudecken und das Nikotin in den Wänden zu halten. Was die Farbe auch tadellos tat, gar keine Frage, aber Leichengeruch ist kein Nikotin. Der Geruch diffundierte mühelos durch die Farbe hindurch, die neben ihrer sauberen weißen Optik nur eines geschafft hatte: unsere Chlorbleichlauge von dem Gestank fernzuhalten.
    Ich hatte angenommen, die Wand sei noch im Originalzustand. Weil ich nie auf den Gedanken gekommen wäre, dass einer in einem Zimmer damit anfängt draufloszumalen, solange es noch derart stinkt.
    » Da können wir ja bürsten, bis wir schwarz werden«, sagte ich kopfschüttelnd. » Die Farbe muss runter. Und der Deckenputz auch.«
    Experte zu sein hat manchmal Vorteile. Wir sind Fachleute, hoch spezialisierte Fachleute, und wir kosten daher mehr als der handelsübliche Handwerker. Nicht so viel, dass man eine neue Hypothek aufnehmen muss, aber eben doch so viel, dass man sich als Hausverwalter überlegt, wen man dafür bezahlt, dass er die Farbe von den Wänden kratzt. Und Farbe von Wänden zu kratzen ist eine elende Schinderei, ein mühsames Gepfriemel, selbst mit den elektrischen Schleifmaschinen, denn die sind schwer und man muss sie stundenlang hochstemmen, überall fliegen die kleingehackten Farbsplitterchen herum, und das ist schon schlimm genug, wenn das feine Farbmehl nur nach Farbe stinkt. Also entfernten wir das Holzfenster, dichteten das Fensterloch ab und überließen das Abschleifen dem armen Handwerker. Aber letzten Endes muss ich ehrlicherweise sagen: Vielleicht wäre es in dem Fall doch besser gewesen, wenn sie uns die Sache überlassen hätten.
    Als wir uns eine Woche später wieder vor Ort trafen, war die Farbe an den Wänden größtenteils weg. Da hatte jemand geschliffen, und er hatte sich auch Mühe gegeben, aber überall hingen noch Reste. Auch die Decke war abgeschliffen worden, aber nur auf halber Stärke. Von den fünf Millimetern Kunststoffputz waren noch zweieinhalb dran. Der Geruch war da, als ob nichts passiert wäre. Gut, haben wir gedacht, vielleicht reicht’s ja, damit die Chlorbleichlauge jetzt wirkt. Aber insgeheim habe ich mich geärgert. Ich kann so etwas nicht leiden, das geht mir gegen die Handwerkerehre. Wenn ich jemandem zusage, die Farbe zu entfernen, dann findet man hinterher nichts mehr und die Wand sieht aus, als wäre sie nie gestrichen gewesen, da bin ich Perfektionist. Und wenn wir die Farbe von der Wand gefräst hätten, hätten wir uns den nächsten Besuch wahrscheinlich auch

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