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Was vom Tode übrig bleibt

Was vom Tode übrig bleibt

Titel: Was vom Tode übrig bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Anders
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allein schon damit sichergestellt ist, dass ich hier nicht unter der Hand irgendwem die Aufträge zuschanze. Denn mit Müll ist viel Geld zu verdienen.
    Es gibt Firmen in unserem Gewerbe, die sagen: Die Entsorgung von infektiösem Material kostet pauschal 450 Euro. Das ist für die Firma vor allem leicht verdientes Geld, sonst nichts. Dem Normalverbraucher fällt das nur nicht auf, weil er selten riesige Müllmengen wegbringt, höchstens mal beim Umzug, und da fährt er wahrscheinlich auf den Recyclinghof. Aber man muss ja nur folgende Rechnung aufmachen: Der Kubikmeter normaler Sperrmüll kostet in München 20 Euro, eine Mulde hat sieben Kubikmeter, macht 140 Euro, die Anfahrt kostet 60 Euro– das sind zusammen 200 Euro, da bleiben 250 Euro beim Anbieter hängen. Manchmal muss man auch nur einen Kubikmeter entsorgen– schon sind sogar 370 Euro übrig. Ich finde solche Abrechnungen unseriös, Müll ist für mich nur ein Durchlaufposten, ich will an der Müllverbrennung nichts verdienen. Ich trage ja nicht einmal die Verantwortung, ich gebe den Auftrag nur weiter: Ich sage, dass hier infektiöses Material anfällt, das muss ordnungsgemäß entsorgt werden, und dann ist es Angelegenheit des Auftragnehmers, dass er sich mit den für ihn geltenden Vorschriften auskennt. Wobei: Wenn ich den Unternehmer aussuche, kann man sicher sein, dass der alles vorschriftsmäßig macht, denn ich nehme nicht den billigsten, sondern einen zuverlässigen, und dazu gehört übrigens auch, dass die Firma die korrekte Entsorgung von infektiösem Material offiziell anbietet und nicht nur am Telefon behauptet: » Jaja, das machen wir auch!«
    Mir persönlich wäre es übrigens in jedem Fall lieber, wenn infektiöses Material verbrannt wird. Ich erlebe es ja oft, dass es die Fahrer der Transportfirmen bereits würgt, wenn sie kommen, um unsere beladenen Container abzuholen; allein daran merkt man doch schon, dass dieser Müll nicht auf irgendeine Deponie unter freiem Himmel gehört. Häufig bestelle ich nach dem Sichten des Fundorts zwei Container, einen für Sondermüll, einen für Sperrmüll– es muss schließlich nicht alles verbrannt werden. So wird es dann etwas günstiger für die Auftraggeber, weil Sperrmüll deutlich billiger ist, und trotzdem ist sichergestellt, dass keine Gesundheitsgefährdung besteht. Aber es darf nicht nur nach dem Preis gehen. Genauso wichtig ist, dass das infektiöse Material schnell wegkommt.
    Eine Mulde mit stinkendem Müll kann nicht drei Tage auf der Straße stehen, nur weil der Auftrag am Freitag rausgegangen ist, die Firma aber am Wochenende den Müll nicht abholt. Ist alles schon vorgekommen. Wenn man einen Container mit Hausrat einige Tage lang stehen lassen muss, muss klar sein, dass der Container absperrbar ist. Ich will jetzt hier nicht schlecht über verschiedene Wohngegenden reden, aber es gibt schon einige Ecken, da dauert es keine zehn Minuten und schon spazieren die Nachbarn in dem Container ein und aus und suchen, ob vielleicht noch etwas Verwertbares zu finden ist. Das könnte man sogar noch hinnehmen; völlig unabhängig von der Wohngegend jedoch findet man Leute, die zu dem Müll gerne noch etwas dazugeben, dann zahlt man dessen Entsorgung, und das kann einem im Glasscherbenviertel genauso passieren wie im Nobelvorort, denn zum kostenlosen Müllentsorgen ist sich keine Gegend zu fein.

20. Hartnäckig
    Was ich an meinem Job mag, ist: Ich löse Probleme. Wenn ich irgendwo hinkomme, dann weiß ich nie, was auf mich wartet. Das gilt sogar für meine Wespennester, obwohl sich da die Variationsmöglichkeiten schon sehr in Grenzen halten. Aber die Nester hängen manchmal ungünstig, sind leichter oder schwerer zugänglich, besonders hoch unterm Dach oder hinter einem Baum. Es gibt Wespennester, die sehen aus, als müsste man sie bloß runterpflücken, aber dann ist man doch ewig damit beschäftigt. Und bei anderen macht man sich Gedanken und ist schneller damit fertig, als man es je erwartet hätte. Mit den Leichenfundorten verhält es sich genauso. Man weiß nie, was auf einen wartet. Und der nervtötendste Fall ist am Ende gar nicht der mit der zugemüllten Wohnung, die man schon unten vom Hausflur aus riecht, sondern ein kleines Zimmer, das völlig leer ist.
    Es war eine Neubauwohnung, in der ein älterer Herr gestorben war. Der Leichnam war relativ lange unentdeckt dagelegen, und da es Nachlassschwierigkeiten gegeben hatte, war zwar die Leiche abtransportiert worden, aber es war lange

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