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Was vom Tode übrig bleibt

Was vom Tode übrig bleibt

Titel: Was vom Tode übrig bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Anders
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sparen können. Wir behandelten Wand und Decke mit Chlorbleichlauge, ließen das Ganze einwirken, und als wir nach 14 Tagen wiederkamen, grüßte aus allen Ritzen der Leichenduft. » Gut«, sagte ich, » die Wände werden abgeschliffen, und diesmal bitte ganz. Und der Deckenverputz kommt auch runter. Nicht teilweise, nicht halbwegs, sondern ganz.«
    Nach weiteren 14 Tagen hatte das mit den Wänden endlich geklappt. Das mit der Decke nicht. Die war zwar abgeschliffen, aber überall da, wo die Betonplatten aufeinanderstießen, war in den Ritzen ein dicker weißer Füllstreifen, ähnlich wie die Fugen zwischen Badezimmerfliesen. Und so zuverlässig wie die Farbreste war auch unser Freund, der Leichengeruch, zur Stelle. Wir erhöhten die Konzentration der Chlorbleichlauge und stellten weitere 14 Tage später wieder fest, dass es nichts geholfen hatte. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte selbst die verdammten Ritzen zwischen den Betonplatten ausgeschabt. Ich ließ es dann aber doch den Handwerker machen. Es schien zu helfen, aber sicherheitshalber behandelten wir die Fugen anschließend mit Wasserstoffperoxid, in der Hoffnung, es würde irgendwie ein bisschen anders wirken.
    Noch einmal 14 Tage später hatte der Spuk tatsächlich ein Ende. Ich hätte auch nicht mehr gewusst, was ich sonst noch hätte tun sollen. Ich hatte mein Pulver komplett verschossen, als Nächstes hätte ich allenfalls noch den Abriss empfehlen können. Obwohl: Ganz stimmt das nicht, eine Option hatten wir noch, aber die wäre fast genauso unbezahlbar gewesen.
    Zuletzt hätte man die Wände noch thermisch behandeln können. Dabei nimmt man schwere Industrieheizlüfter, stellt sie in den abgedichteten Raum und erhitzt ihn auf 60 bis 80 Grad Celsius. Und wir reden hier nicht nur vom Raum, wir reden von den Wänden. Ein Zimmer auf Saunatemperatur zu bringen ist keine so große Kunst, aber die kompletten Wände so zu erhitzen, dass man auf ihnen eine Suppe kochen kann, dauert unglaublich lang, schluckt Unmengen von Energie und ist dementsprechend teuer. Mindestens 48 Stunden muss man die Hitze in den Wänden konstant hochhalten, das löst angeblich sämtliche Geruchsstoffe aus den Wänden, dann lüftet man und ist fertig und um einen hohen vierstelligen Betrag ärmer. Eine Garantie kann ich darauf allerdings nicht geben, ich hab’s noch nie probiert. Oder probieren dürfen, rein fachlich gesehen, wäre ich daran schon interessiert.
    Seit diesem Fall gehört die Frage nach der Nachbearbeitung zu meinem Standardrepertoire. Wenn sich am Fundort jemand zu schaffen gemacht hat, muss ich es wissen. Denn viele versprechen, sie hätten eine Supertrickkiste, der Maler, der Entrümpler, der Hausmeister, sie alle haben meistens irgendein Wundermittelchen im Keller, und das macht dann aus der Katastrophe eine zähe Angelegenheit. Das ist wie mit einem Fleck auf dem Anzug, wenn man den falsch behandelt, dann reibt man ihn so in den Stoff, dass ihn auch die chemische Reinigung nicht mehr entfernen kann.

21. Wer’s zahlt
    Lassen Sie uns über Geld reden. Es muss sein, wirklich, sonst machen wir uns gar nicht erst auf den Weg. Das ist ein unangenehmes Thema, aber wir machen auch eine unangenehme Arbeit. Das Komplizierte daran ist, dass niemand unsere Kosten bei einem Todesfall ins Kalkül zieht. Die Hinterbliebenen rechnen selbst in der schlimmsten Betroffenheits- und Trauerphase damit, dass eine Bestattung etwas kostet. Eine Tatortreinigung ist hingegen in der gängigen Lebens- und Sterbeplanung nicht vorgesehen. Ist ja auch logisch: Die Todesarten, die unseren Einsatz erfordern, kommen in einem normalen Lebenslauf nicht vor. Aber wenn wir erscheinen, müssen wir kurz nach dem Schicksalsschlag auch noch die Rechnung präsentieren. Oder den Kostenvoranschlag.
    Rücksicht können wir nicht nehmen. Wenn man den Schmodder entsorgen soll, den wir entsorgen, dann mag man nicht auf Verdacht rausfahren, und man will auch nicht seinem Geld hinterherlaufen. Wir müssen schließlich auch unseren Ekel überwinden, selbst wenn wir nicht dauernd darüber reden– also sollte schon vorher feststehen, dass wir anständig dafür bezahlt werden und auch von wem und in welcher Form. Barzahlung wäre schön.
    Ich habe mir das mit der Barzahlung als Schädlingsbekämpfer zur Regel gemacht. Ich hab’s mir eben so angewöhnt, obwohl es vielleicht nicht sein müsste; nach einer Tatortreinigung habe ich noch nie Schwierigkeiten gehabt, an mein Geld zu kommen. In der

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