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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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auch noch das Karameleis mit Nußlikör, das ich mir
vom Dessertbüffett geholt habe, aus der Hand und lächelt nachsichtig. »Ist
besser für dich.«
    Um fünf Uhr morgens bin ich fix und fertig. Und nüchtern. Das
habe ich um diese Uhrzeit schon lange nicht mehr erlebt. Für meinen Geschmack
reicht es jetzt mit Hochzeiten, aber unsere Gäste sehen nicht so aus, als wären
sie in den nächsten ein, zwei Stunden totzukriegen. Außer Omi, die selig in
ihrem Stuhl schlummert, den leeren Flachmann vor sich auf dem Teller. Wenn wir
beide gleichaltrig wären, hätten wir hier sicher eine Menge Spaß miteinander
gehabt!
    Vor allem, weil Julie leider schon um ein Uhr fahren mußte. Ihr
fabelhafter David muß nämlich am nächsten Morgen früh raus. Will mit Kumpels
einen Männerausflug irgendwo in die Pampa machen.
    Vielleicht sollte ich doch mal mit ihr reden. Ich kann gar nicht
fassen, daß meine fröhliche, toughe Julie sich von so einem Idioten kleinhalten
läßt und sich bis zur Selbstaufgabe anpaßt. Das ist keine Liebe, das ist
Dummheit. Wenn David mit Julie nicht klarkommt, wie sie ist, soll er sich doch
am besten vom Acker machen. Ach was, auch dann! Aber soll ich ihr das wirklich
sagen? Oder lieber die Klappe halten? Kennt man ja, die Geschichte von dem
Boten, der erschossen wird, weil er eine schlechte Nachricht überbringt.
    »Zeig mal deinen Ring!« Heike reißt mich aus meinen düsteren
Gedanken. Sie hält mir auffordernd ihre Hand hin. Wo habe ich diesen Satz erst
neulich gehört? Es fällt mir wieder ein: auf der Toilette der Mood Lounge.
Allerdings unter etwas unschöneren Bedingungen. Ich reiche Heike meine Hand,
sie setzt sich auf einen Stuhl neben mich und betrachtet ihn ehrfürchtig.
    »Wie schön der ist! Hat bestimmt eine Menge Geld gekostet.« Ich
lasse den kleinen, eingearbeiteten Diamanten im Kerzenlicht aufblitzen. Sieht
in der Tat nicht billig aus. Wie alles hier. Billig war gestern. Heike seufzt.
    »Du bist wirklich zu beneiden.« Aus ihrem Mund klingt das ganz
anders als aus Isas. Jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, als würde sie mich
am liebsten mit meinem Schleier erwürgen und mit der Hochzeitstorte ersticken.
»Ob ich wohl auch mal heirate?« Sie spielt nachdenklich an ihrem Ringfinger
herum.
    »Sicher«, meine ich und sehe dabei zu Isa und Dirk rüber, die seit
zwei geschlagenen Stunden miteinander tanzen. Heike folgt meinem Blick. Dann
beugt sie sich leicht zu mir rüber und flüstert: »Ich war mal in ihn verliebt.«
    »In Dirk?«
    Heike reißt erschrocken die Augen auf, als hätte sie Angst, daß
jemand meine Frage hören könnte. Dann macht sie ein ängstliches »Pssst« und
nickt.
    »Ja, das weiß bis heute keiner. Ich sollte es auch gar nicht
erzählen, aber …«
    »Erzähl es mir ruhig, ich behalte es für mich«, verspreche ich ihr.
    »Wir haben uns vor zwei Jahren beim Juristenball wiedergetroffen«,
fängt Heike an. Genau das hat sie mir beim Abitreffen doch auch erzählt, aber
die Geschichte ist offenbar danach etwas anders weitergegangen. »Wir sind zwei,
drei Mal miteinander ausgegangen«, erzählt sie weiter. »Mir war eigentlich
sofort klar, daß es mich erwischt hat. Und ich dachte, Dirk würde es genauso
gehen.« Hektisch dreht sie sich noch einmal nach den beiden um, ob sie uns auch
wirklich nicht hören können. »Nach unserer dritten Verabredung haben wir uns
lange geküßt, ich hatte Schmetterlinge im Bauch wie ein Teenager.« Sie lacht
und sieht dabei so traurig aus, daß ich unwillkürlich ihre Hand nehme.
    »Wie ist es weitergegangen?« will ich wissen. Heike zuckt mit den
Schultern.
    »Ich hab Dirk zu Isas Geburtstagsfeier mitgenommen. Du weißt schon,
die Grillparty im vorletzten Jahr. Moritz und du, ihr wart ja auch da.« Ich
nicke einfach mal – wenn Heike das sagt, werden wir wohl dagewesen sein.
»Eigentlich war an dem Abend alles normal, er hat sich nur nett mit Isa
unterhalten, mehr war da nicht.« Sie schluckt. »Aber danach hat er sich eine
ganze Woche nicht bei mir gemeldet, und als ich ihn dann endlich an die Strippe
bekommen habe, hat er mir gesagt, daß wir uns nicht mehr treffen können. Ich
hab erst gar nicht verstanden, was los war. Aber als ich Isa und Dirk dann zwei
Monate später Arm in Arm bei einer Ausstellungseröffnung getroffen habe, war es
mir klar.« Trotzig wischt sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Das hat
mich so richtig fertiggemacht – da läßt er mich für Isabell stehen.«
    »Glaub mir«, sage ich tröstend, »ich

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