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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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Leben ganz dicke bin. Na,
gibt Schlimmeres. Zum Beispiel … »Tim!« entfährt es
mir. Ich habe Tim komplett vergessen! Da heirate ich und denke nicht eine
einzige Sekunde an meinen allerbesten Freund!
    »Ich verstehe überhaupt nicht, warum du diesen Tim jetzt unbedingt
von Florenz aus anrufen mußt. In drei Tagen sind wir doch schon wieder zu
Hause!« Moritz beobachtet verständnislos, wie ich auf der Tastatur unseres
Zimmertelefons herumhacke.
    »Pronto? Pronto?« brülle ich der italienischen Signora, die sich am
anderen Ende der Leitung meldet, entgegen. »Tim war noch nicht einmal auf
unserer Hochzeit«, erkläre ich ihm zwischen meinen einzelnen Prontos.
»Vielleicht weiß er gar nicht, daß ich geheiratet habe, ich muß ihm doch
wenigstens Bescheid sagen, und …«
    »Wenn er so ein guter Freund ist, wird er ja wohl mitbekommen haben,
daß du heiratest.«
    »Du verstehst das nicht.« Und ich habe auch keine Ahnung, wie ich es
ihm erklären soll.
    »Ich verstehe in der Tat nicht, warum meine Frau auf der
Hochzeitsreise panisch versucht, einen anderen Mann anzurufen.« Gut, da hätte
so manch anderer vielleicht auch Erklärungsbedarf. Ich kapituliere und lasse
den Telefonhörer sinken.
    »Du hast recht«, sage ich und setze mein schönstes frischvermähltes
Lächeln auf. »Wir sind ja bald wieder zu Hause, bis dahin kann es warten. Und
jetzt laß uns raus, die Stadt erkunden.« Ich nehme ihn bei der Hand und will
ihn hinter mir herziehen. Aber Moritz hält mich zurück. Er hat schon wieder
dieses Kanarienvogel-Grinsen drauf.
    »Zuerst begeben wir uns auf eine andere Erkundigungstour.« Mal
sehen, was das alte Himmelbett so aushält!

8. Kapitel
    Mein Mann ist ein Shopaholic. Wie ein Broker fünf Minuten
vor Börsenschluß steht er auf dem Marktplatz vor San Lorenzo, umgeben von einem
Rudel Schwarzafrikaner, die ihn mit Klamotten von Dolce & Gabbana, Versace
und Gucci bewerfen. Es ist Montagmittag, mittlerweile haben wir es tatsächlich
aus unserem Zimmer hinaus in die Stadt geschafft. Unser nicht-bezahltes
Hotelbett haben wir in den Stunden davor mehr als abgelegen. Oder eher
abgeturnt. Auf einer Skala von eins bis zehn gebe ich Moritz eine Fünf, solides
Mittelmaß. Aber das wird schon. Wenn er sich irgendwann einmal mit der gleichen
Verve in die Kissen stürzt wie auf die Fliegenden Händler von Florenz, habe ich
gute Hoffnung.
    »Guck mal, Schatz!« ruft Moritz und hält triumphierend eine
Herrenhandtasche von Dolce & Gabbana in die Luft. »Nur fünf Euro!« Schon
hat er sein Portemonnaie gezückt und wird glücklicher Besitzer dieser
Geschmacklosigkeit. Der Schwarzafrikaner ist auch glücklich. Weil meinem Gatten
in seinem Rausch gar nicht aufgefallen ist, daß in »Gabbana« ein b fehlt. Aber
bei dem Preis kann man wirklich nicht erwarten, daß man auch noch alle
Buchstaben bekommt.
    »Und hier, das wäre doch was für dich!« Eine Minute später wird es
Nacht um mich, Moritz hat mir eine Gucci-Fake-Sonnenbrille auf die Nase
gesetzt.
    »Looki, looki«, krakeelt der stolze Verkäufer und hält mir einen
Spiegel vors Gesicht. Ich sehe aus wie ein weiblicher Heino-Verschnitt.
    »We take it«, beschließt Moritz, ehe ich einwenden kann, daß so ein
Ungetüm höchstens an Audrey Hepburn gut aussieht. Und das auch nur in
»Frühstück bei Tiffany«.
    »Komm jetzt«, quengele ich, bevor Moritz den Stand mit gefälschten
Ralph-Lauren-Pullis entdeckt. Schon beim Umziehen für den Abflug war mir klar,
daß auch mein Klamottengeschmack die Lebenslaufbereinigung nicht unbeschadet
überstanden hat. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum mir meine
Mutter ein paar khakifarbene Shorts und ein grellrotes T-Shirt mit
Straß-Applikationen überreicht hat – angeblich aus meinem Kleiderschrank. Erst
beim Auspacken unserer Koffer wurde mir das gesamte Ausmaß der Veränderung
bewußt: Moritz und ich haben offensichtlich eine mir unerklärliche Vorliebe für
das Label mit dem Polospieler, dicht gefolgt von Hosen, Hemden und Halstüchern
(!) im Burberry-Muster. Ganz unten in meiner Tasche fand sich dann
glücklicherweise noch eine Jeans (Armani) und ein heller Kaschmirpullover (Jil
Sander), in denen ich nicht ganz so sehr nach britischem Landadel aussehe.
Wirklich schlimm sind allerdings meine Schuhe. Meine Füße stecken in benoppten
Todd’s, aus denen ich andauernd rausschlappe.
    Zwar habe ich keine Ahnung, welche Überraschungen mein heimischer
Kleiderschrank noch für mich bereithält, aber ich habe

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