Was - Waere - Wenn
Bin eine typische Frau. Auch das
noch!
»Du hast also doch was.«
»Nein, ich will nur wissen, was du an mir liebst.«
»Das ist das gleiche.«
»Ist es nicht.« Ein älteres italienisches Paar geht lächelnd an uns
vorüber und sagt irgendwas mit »raggazzi« und »amore«.
»Wie du meinst.« Wir gehen weiter.
»Und? Was liebst du an mir?« Jetzt ist es eh schon raus, dann kann
er mir auch antworten. Moritz bleibt stehen, legt seine Arme um meinen Nacken
und sieht mir tief in die Augen. Sofort bekomme ich Butterknie. Ich könnte
jedenfalls sofort sagen, was ich an ihm liebe.
»Ich liebe deinen süßen, kleinen Po«, fängt er an. »Und deine
bezaubernde Stupsnase.« Er hört auf zu reden. Das reicht mir nicht, ich will
mehr! »Deine Haare sind so schön, und wenn du schläfst, lächelst du dabei
immer, das ist total süß.« Na gut, das klingt nett. »Überhaupt ist deine Haut
so weich, ich streichle dich unheimlich gern.« Er nimmt meine Hand, und wir
schlendern weiter. »Und wenn du manchmal so komisch lachst, da könnte ich dich
auffressen.« Jetzt legt er seinen Arm um mich und drückt mich an sich.
»Und was ist mit meiner Art, was liebst du daran?«
»Daran liebe ich …« Er denkt einen Moment nach. »Daß wir beide das
gleiche wollen im Leben, daß wir die gleichen Dinge mögen.« Mit Schaudern denke
ich an die Burberry-Tücher. »Du paßt einfach zu mir, das liebe ich an dir.« Wir
gelangen auf die andere Seite des Arno und spazieren weiter am Ufer entlang.
»Weißt du noch«, meint Moritz und sieht zur entfernten Kuppel des Doms hinüber,
»als wir das erste Mal miteinander schlafen wollten? In der Garage meiner
Eltern?« Ich halte die Luft an.
»Ja, das weiß ich noch«, erwidere ich unsicher, weil ich damit
überhaupt nicht gerechnet habe. Das habe ich doch löschen lassen, wieso kann er
sich trotzdem daran erinnern?
»Als du damals nicht aufgetaucht bist, da ist irgend etwas mit mir
passiert.«
Erleichtert atme ich wieder aus. Alles klar, ich bin also einfach
nicht aufgetaucht.
»Ich saß in der Garage auf der Matratze, alles war bereit, aber du
bist einfach nicht gekommen. Ich habe gewartet und gewartet. Und auf einmal ist
mir klar geworden, daß du etwas Besonderes bist. Daß du für mich wertvoll bist,
und daß du kein Mädchen bist, daß man mal eben …« Er stockt. »Irgendwie habe
ich da gewußt, daß du die Richtige für mich bist.«
»Das hast du gewußt, weil ich nicht mit dir geschlafen habe?«
»Klingt das komisch?« Er lacht verlegen. »War aber so.«
»Verstehe ich nicht ganz.« Verstehe ich wirklich nicht.
»Na ja«, erklärt Moritz, »mich hat das richtig verrückt gemacht, ich
wollte dich doch unbedingt haben.«
»So«, stelle ich fest, »und dadurch, daß ich dich da hab
sitzenlassen, hast du es erst gemerkt.« Moritz nickt. Ich lächele. Es stimmt
also tatsächlich. Es gibt einen Zusammenhang zwischen meinem Nicht-mit-Moritz
schlafen und dem weiteren Fortgang meines Lebens. Verrückt. Hätte ich nie
gedacht. Aber das ist der Beweis.
»Außerdem«, fährt Moritz fort »hat mein Vater immer gesagt: Es gibt
Mädchen, mit denen man seinen Spaß haben kann. Und dann gibt es noch solche,
die man heiratet.« Den Satz habe ich doch schon mal gehört. Von Isabell.
Augenblicklich fällt mir das Lächeln aus dem Gesicht und zerspringt auf dem
harten Asphalt in Millionen kleine Stückchen.
»Moritz?«
»Ja?«
»Dein Vater ist ein Idiot.«
»Das sagtest du bereits.« Er legt wieder seinen Arm um mich.
»Wichtig ist doch nur eins: Du und ich sind zusammen. Hier und jetzt. Ist doch
egal, was vorher war.« Nein, es ist überhaupt nicht egal, was vorher war!
Alles, was vorher war, bin ich. Ich! Ich! Ich! Die äußeren Umstände mögen sich
geändert haben, aber innerlich bin ich immer noch die gleiche. Oder etwa nicht?
»Verstehe«, schnaube ich wütend, »Frauen, die mit vielen Männern
schlafen, sind Flittchen, und Männer, die reihenweise Frauen flachlegen, sind
Helden. Das könnte euch Typen so passen!« Wütend mache ich mich von ihm los,
ich kann mich nicht streiten, wenn jemand seinen Arm um mich gelegt hat.
»Mein Gott, Charly, das habe ich doch jetzt so nicht gemeint.«
»So hat es sich aber angehört.«
»Ich war ein Teenager, da gibt man noch was darauf, was die eigenen
Eltern sagen.«
»Und was wäre, wenn ich mit dir geschlafen hätte? Und nicht nur mit
dir, sondern vielleicht noch mit anderen Typen? Würdest du mich dann etwa nicht
lieben!«
»Willst du
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