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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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die holländische Grenze
zu schmuggeln. Das Geld dafür hatte Matthias sich bei einem sogenannten
»Beischlafraub« mit Hilfe der EC -Karte einer jungen
Frau besorgt. Und jetzt dürfen alle mal raten, welche Frau so blöd ist, sich
von einem One-Night-Stand beklauen zu lassen, nachdem sie vorher netterweise
wegen ihres schlechten Gedächtnisses ihre Geheimnummer auf ihre EC -Karte geschrieben hat. Na? Genau! Wie war mir das
damals peinlich, vor der Polizei zugeben zu müssen, daß ich nicht nur eine
Schlampe mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr bin – sondern auch noch eine
saublöde Schlampe mit häufig wechselndem Geschlechtsverkehr! Nachdem der nette
Matthias mein Konto bis zum Dispoanschlag leergeräumt hatte, hielt die Bank es
für besser, mich fürderhin nicht mehr mit dem Auswendiglernen irgendwelcher
Geheimnummern zu belasten.
    So ist sie also passiert, die Sache mit Herrn Köhler und St.   Pauli.
Oder besser gesagt, so wäre sie passiert, wenn ich
nicht bei New Life gewesen wäre. Indem ich dieses Ereignis – verständlicherweise – habe löschen lassen, ist Matthias nie an meine EC -Karte gekommen. Damit hat er auch nie das Geld für
seine kurze Karriere als Kleindealer gehabt. Und so hat er auch nicht seine
Schwester dazu anstiften können, ihren Babysitter-Job sausen zu lassen, um
statt dessen ein richtig lukratives Ding mit ihm zu drehen. Will heißen: So
schrecklich ich mich damals auch gefühlt habe – hätte ich dieses Ereignis nicht
löschen lassen, wären die beiden mit meiner Kohle abgehauen, die Köhlers hätten
für den Abend keinen Babysitter gehabt, wären schön zu Hause geblieben und
hätten niemals diesen von Alpert kennengelernt. Und St.   Pauli wäre immer noch
Zweitligist.
    Plötzlich wird mir etwas klar: Es liegt nicht daran, daß ich diese
eine Eskapade habe löschen lassen. Angefangen hat doch alles damit, daß ich in
der Garage nicht mit Moritz geschlafen habe. Danach
ist mein Leben komplett anders verlaufen, sämtliche Ausfälle sind dadurch
ohnehin nicht mehr passiert, weil ich immer das anständige Mädchen an Moritz’
Seite war.
    Ich bin erschüttert. Fertig. Komplett. Das ist alles meine Schuld.
Alles liegt in Schutt und Asche. Das Drinks & More dicht. Georg auf der
Straße. Heike ohne Dirk. Dafür hat Julie noch diesen Nichtsnutz David an der
Hacke. Und ich? Ich bin die glückliche Frau Lichtenberg. Na ja, geht so.

10. Kapitel
    Frau Lichtenberg ist doch ganz glücklich. Als ich nach
diesem, sagen wir, erkenntnisreichen Tag nach Hause komme, empfängt mein Mann
mich mit einem riesigen Strauß roter Rosen, Kerzen und einer guten Flasche
Rotwein.
    »Was ist denn hier los?« will ich wissen.
    »Ich habe mich auf dich gefreut«, sagt Moritz und gibt mir einen
langen Begrüßungskuß. Ich bin, gelinde gesagt, verwirrt. Steht denn jetzt alles
kopf? Heute morgen ist er noch stinksauer auf mich, jetzt läßt er rote Rosen
regen? Trotzdem schön, das kann ich nach diesem Horrortag gebrauchen. »Tut mir
leid, daß ich gestern abend und heute früh so grantig war. Ich steh so unter
Druck wegen dieses Auftrags.« Und mir geht’s erst rosig, denke ich. Aber das
Schlimmste habe ich ja erst mal zurechtgebogen: Als ich vorhin noch einmal kurz
im Hotel war, hatte Georg bereits gebadet und schlummerte friedlich wie ein
Baby in seinem Bett. Ein wesentlich schönerer Anblick als die zugige Nische am
Bahnhof.
    »Schon in Ordnung«, sage ich deshalb gnädig, »war vielleicht
wirklich nicht so glanzvoll, mein Auftritt gestern abend.«
    »Ich liebe dich!« flüstert Moritz mir ins Ohr und nimmt mich ganz,
ganz fest in den Arm. Kaum zu glauben, wie gut sich das in diesem Moment
anfühlt, ich bin eben mit der Situation total überfordert. Besser gesagt mit
meinem Leben. Aber das kann ich Moritz natürlich nicht erklären. Ich bin
einfach nur froh, daß er da ist und mir das Gefühl gibt, daß alles, alles
wieder gut wird. Bis vor ein paar Minuten hätte ich mir noch gewünscht, meine
Löschaktion bei New Life wieder rückgängig machen zu können. Aber jetzt weiß
ich: Das kriege ich auch so wieder hin.
    »Ich habe noch was für dich«, verkündet Moritz und läuft zum Sofa,
auf dem ein großes Paket liegt.
    »Noch was? Wir haben doch nicht schon etwa Hochzeitstag?« Wie hat er
nur gewußt, daß ich gerade heute ein bißchen Zuwendung brauche? Wir sind eben
doch füreinander geschaffen.
    »So ähnlich«, meint Moritz und küßt mich noch einmal. »Genauer
gesagt ist heute unser siebter.

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