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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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herausfinden.
    »Sollen wir gleich mal über die Kampagne reden?« Nora steckt ihre
gelangweilte Nase in mein Büro und stört mich bei meinen Recherchen.
    »Nicht jetzt«, wimmele ich sie ziemlich unfreundlich ab. »Laß uns
das Montag machen.«
    »Dann sag du das der Chefin, du kannst ja gut mir ihr.« Ehe ich
etwas erwidern kann, ist sie schon wieder weg. Auch gut. Und Isa wird schon
kommen, wenn sie was will. Immerhin bin ich diejenige, die hier eine großartige
Kalkulation hingelegt hat, das wird meinen Job ja wohl bis Montag retten!
    Ich suche die Nummer der Brauerei raus und rufe an. Wie zu erwarten
ist Köhler nicht mehr da, er mußte den Laden verkaufen. Die dritte Sekretärin,
der ich die tränenreiche Geschichte auftische, auch ich sei eine Geprellte des
Finanzberaters und würde nun Leute für eine Sammelklage suchen, hat Mitleid mit
mir: Sie rückt Köhlers Privatnummer raus. Ich bin mehr als aufgeregt, als ich
sie wähle und schon nach dem ersten Klingeln jemand abhebt.
    »Köhler«, meldet sich eine männliche Stimme.
    »Sind Sie Herbert Köhler?« frage ich.
    »Wer ist da?«
    »Mein Name ist Charlotta Lichtenberg.« Schweigen am anderen Ende der
Leitung.
    »Sagt mir nichts«, kommt es dann ziemlich ranzig.
    »Ich weiß, ich weiß.« Bitte, nur jetzt nicht auflegen! »Herr Köhler,
ich habe eine etwas eigenartige Frage, aber bitte glauben Sie mir, es ist
ungeheuer wichtig! Wenn Sie wieder jede Menge Geld hätten, was würden Sie damit
tun?«
    Wieder Schweigen. Hat er etwa schon aufgelegt? Würde ich jedenfalls
machen, wenn ich den Anruf einer offensichtlich geistig Umnachteten bekommen
würde. Aber ich täusche mich: Auf einmal erklingt ein heiseres Lachen.
    »Was ich dann machen würde, wollen Sie wissen?«
    »Ja, genau!« Ich umkrampfe den Hörer derart, daß mein Handballen
schon ganz weiß ist.
    »Ist doch klar: Als echter Paulianer würde ich meinen Verein
unterstützen und damit den Zwangsabstieg verhindern.« Ich hab’s gewußt, ich
hab’s gewußt! Innerlich juble ich. Obwohl mir die Kicker vom Millerntor ehrlich
gesagt mehr als egal sind. Aber in diesem Moment bedeuten sie eine ganze Welt
für mich. Meine Welt.
    »Noch etwas«, sage ich schnell, weil ich den Eindruck habe, daß Herr
Köhler es ganz lustig findet, wenn ihn Verrückte anrufen. »Wie ist das letztes
Jahr passiert? Die Sache mit dem Finanzberater, diesem …«
    »Von Alpert«, hilft Herr Köhler mir auf die Sprünge. »Ich hab den
Kerl bei einer Gala in der Fischauktionshalle kennengelernt. Wollte erst gar
nicht hingehen, weil meine Frau und ich für den Abend keinen Babysitter
bekommen hatten. Aber dann fand sich doch noch die Tochter unserer Nachbarn.«
Ein bißchen wundere ich mich, daß der liebe Herr Köhler auf einmal so
auskunftsfreudig ist. Braucht wohl auch jemanden zum Reden. »Auf der Gala hat
mir ein Geschäftsfreund Herrn von Alpert vorgestellt. Der Rest ist Geschichte:
Ich Trottel gab ihm all mein Geld, weil er mir eine Rendite von fünfhundert
Prozent versprach.« Ich gebe einen anerkennenden Laut von mir, fünfhundert
Prozent – nicht schlecht! »Ja, ich weiß, ein Hornochse bin ich. Monate später
hat man von Alpert dann in Südamerika entdeckt, aber mein Geld habe ich
natürlich nie wiedergesehen.«
    »Das tut mir leid«, sage ich, und das meine ich auch wirklich so.
    »Aber warum wollen Sie das eigentlich alles wissen?« fragt Herr
Köhler.
    »Ich muß einem Freund helfen«, erwidere ich.
    »Sind Sie von der Presse?« kommt es argwöhnisch.
    »Nein«, versichere ich, »ich kenne nur jemanden, der auch sehr an
St.   Pauli hängt.« Herr Köhler seufzt.
    »Ja, das ist wirklich eine Schande!«
    »Vielen Dank jedenfalls für die Auskunft.«
    »Gern geschehen.« Dann legt er auf.
    In mir arbeitet es fieberhaft. Von Alpert. Fischauktionshalle.
Babysitter. Wie hängt das alles zusammen?
    Drei Stunden und hundertfünfzig Telefonate später liegt die Kette
der Ereignisse lückenlos vor mir. Das Mädchen, das letztes Jahr auf Köhlers
Sohn aufgepaßt hat, heißt Svenja Ohlsen. Die wiederum hat einen Bruder,
Matthias Ohlsen, der für seine vierundzwanzig Jahre schon eine ganze Menge auf
dem Kerbholz hat. Autos geknackt, Handtaschendiebstahl – das volle Programm
eben.
    Doch die Geschichte, wie sie eigentlich passiert ist – vor meinem Besuch bei New Life – kenne nur ich: Matthias und
seine Schwester wurden an dem Abend, an dem die Gala stattfand, aufgegriffen,
als sie gerade versuchten, eine Wagenladung Hasch über

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