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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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der Hand und zerrt mich
Richtung Haus. »Laß uns frühstücken.« Na gut. Ich habe ihn halt überrumpelt.
Habe gedacht, er wüßte, was mir das bedeutet. Dann fällt mir ein: Er kann es gar nicht wissen, habe die Halt-Mich-Episode ja
löschen lassen. Hätte er sonst anders reagiert? Als wir ins Haus kommen, fällt
mein Blick wieder auf das grüne Kleid. Bestimmt hätte er das!
    Nach dem Frühstück teilt Moritz mir mit, daß er noch mal ganz
schnell ins Büro muß. Zuerst will ich mich darüber ärgern, lasse es aber und
frage ihn statt dessen, ob er mich bei der Arbeit absetzen kann.
    »Was willst du denn am Samstag im Büro?« fragt er erstaunt.
    »Na, und selber?«
    Er lacht.
    »Gut, da hast du recht. Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn du
so fleißig bist. Irgend jemand muß ja das Geld dafür verdienen«, sagt er
grinsend und zeigt auf mein Kleid.
    »Sehr witzig! Dafür müßte ich wohl ziemlich lange arbeiten.« Wobei
mir einfällt, daß ich keine Ahnung habe, wie viel ich bei Arts & Tainment
wohl verdiene. Wäre nicht uninteressant!
    »Du, Charlotta?« Irgend etwas hat Moritz auf dem Herzen, als wir
vor meinem Büro halten. Jedenfalls fange ich immer so an, wenn ich was auf dem
Herzen habe. Meistens nichts Gutes.
    »Ja?«
    »Es geht um heute abend.«
    »Ja?« Noch mehr rote Rosen? Abendessen im Le Canard? Kurztrip zur
Mailänder Scala?
    »Also, es ist so«, stottert Moritz herum, »wir haben doch seit drei
Monaten diesen neuen Chef in der Firma.« Aha, was Berufliches. Da soll er ruhig
rumdrucksen.
    »Ja?« frage ich unschuldig.
    »Ja, dieser neue Chef … Also, der hat natürlich mitbekommen, daß ich
geheiratet habe.«
    »Natürlich.«
    »Und zu unserer Hochzeit konnte er doch nicht kommen, weil seine
Frau und er da gerade im Urlaub waren.«
    »Hm?«
    »Und gestern hat er mich gefragt, wie es denn so war, und ich habe
ihm von dem Urlaub vorgeschwärmt … und von dir natürlich …«
    »Komm auf den Punkt!«
    »Na ja, und ich habe ihm gesagt, er und seine Frau sollen doch
einfach mal zu uns zum Essen kommen.«
    »Wie schön!«
    »Genau. Und das machen sie auch. Nämlich heute abend.«
    »Heute abend?« Ich bin wie vom Donner gerührt, und mein Kopf
schwirrt: Gestern, die Rosen, das Kleid – war das alles nur Strategie, um mich
für heute abend wieder in gute Stimmung zu bringen? »Das ist ja wohl nicht dein
Ernst!« fahre ich ihn an. »Du hast das alles nur gemacht …«
    »Gar nicht wahr!« entfährt es Moritz, und er klingt dabei wie ein
kleiner bockiger Junge. »Ich wollte dir eine Freude machen.«
    »Schon klar! Damit ich dir eine Freude mache und heute abend die
liebliche Ehefrau im lieblichen Kleid mime!« Mit einem Ruck reiße ich die Tür
auf und springe aus dem Wagen. »Eins muß man dir lassen«, brülle ich, bevor ich
die Tür zuknalle, »ein guter Stratege bist du ja, deine Firma wird sich
freuen!« Dann gehe ich, ohne mich noch ein Mal zu ihm umzudrehen, Richtung
Büro. Zwei Sekunden später höre ich den Wagen wegfahren. Sobald er außer
Sichtweite ist, mache ich auf dem Absatz kehrt. Auch ich bin keine schlechte
Strategin!
    Als ich im Hotel ankomme, ist Georg noch brav auf seinem Zimmer
und schläft. Ein Glück, ich hatte schon befürchtet, er könnte einfach abgehauen
sein. Die Frau an der Rezeption begrüßt mich schon wesentlich freundlicher als
bei meinem ersten Auftauchen, wahrscheinlich habe ich dem Laden hier die
Jahresbilanz gerettet.
    Im Zimmer setze ich mich auf einen Stuhl und warte fast eine halbe
Stunde, bis Georg aufwacht. Als er die Augen öffnet, wirkt er zunächst verstört
und sieht sich hektisch um, wo er hier ist.
    »Alles gut«, rede ich beruhigend auf ihn ein, »du bist in einem
Hotelzimmer.« Benommen schüttelt er den Kopf und versucht, sich langsam
aufzusetzen.
    »Brauch was zu trinken«, bringt er mühsam hervor. In der Minibar
finde ich eine kleine Flasche Schnaps und reiche sie ihm. Gierig nimmt er einen
Schluck und schnappt dann nach Luft und hustet, weil er sich verschluckt hat.
Ich springe auf und klopfe ihm auf den Rücken. Georg nickt dankbar. »Huh«,
stöhnt er, »bin auch keinen guten Tropfen mehr gewohnt.« Ich werfe einen Blick
auf die Preisliste, die auf dem Nachttisch liegt. Fünfzehn Euro für das kleine
Fläschchen – das ist ein guter Tropfen. Oder der
Hotelbesitzer ein guter Kalkulator.
    »Ich weiß, Sie kennen mich wahrscheinlich nicht«, fange ich an und
belasse es nach meinem vorschnellen Du erst einmal beim Sie. Er schüttelt den
Kopf.

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